Vorne schwach und hinten nicht gut genug. Der TV Plochingen mit Dominik Eisele (Mitte) und Dominik Werbitzky (rechts) unterliegen Balingen-Weilstetten II. Foto: Herbert Rudel - Herbert Rudel

Die Mannschaft zeigt vor allem in der Offensive eine schwache Leistung.

PlochingenDie vergeigen es jetzt auch“, sagte ein Handball-Fan im Foyer der Schafhausäckerhalle, als er gerade auf der großen Videoleinwand den Ballverlust von Nationalspieler Kai Häfner in der Schlussphase des EM-Spiels gegen Kroatien beobachtet hatte. Es lag eine Menge Frust in der Stimme, der aber längst nicht nur von der knappen Niederlage des Nationalteams genährt wurde. Nach dem Spielende in Wien löste sich um genau 22.08 Uhr am Samstagabend auch die Versammlung in Plochingen schnell auf. Dort hatten die heimischen Drittliga-Handballer eine ernüchternde 29:34 (9:14)-Pleite gegen den HBW Balingen-Weilstetten II kassiert.

War das Vorrundenaus als Top-Favorit beim EZ-Pokal zwei Wochen zuvor ein Schuss vor dem Bug für die Plochinger, so ist nach der ganz schwachen Leistung gegen Balingen-Weilstten klar: So wird es für den Aufsteiger im Abstiegskampf äußerst schwer. „Nach dem schwachen Auftreten beim EZ-Pokal hatten wir zwei super Trainingswochen – das haben wir uns ganz anders vorgestellt“, sagte TVP-Trainer Michael Schwöbel zu der Schlappe und erklärte: „Wir kommen schwer ins Spiel und das zieht uns so runter, dass wir es nicht mehr schaffen, an die Balinger heranzukommen.“

Die Plochinger fanden nicht nur schwer, sie fanden eigentlich nie ins Spiel. Erst nach fast sechs Minuten erzielte Kapitän Dominik Werbitzky per Siebenmeter den ersten Treffer für die Heimmannschaft zum 1:3. Es blieb zäh, zur Pause lag der TVP mit 9:14 zurück. Daraus wurde nach dem Wechsel schnell ein 10:18, da war die Partie beinahe schon entschieden. Und das, obwohl Balingen-Weilstetten auch keine überragende Leistung zeigte. Doch nachdem es beim 39:37 im Hinspiel noch eng gewesen war, war es für den HBW diesmal ein überraschend leichter Auswärtssieg.

Schon nach gut 37 Minuten betrug der Plochinger Rückstand zehn Tore, in der Schlussphase zeigte die Mannschaft, bei der einzig Torhüter Manuel Weinbuch in Normalform war, zumindest Kampfgeist und verhinderte so eine auch vom Ergebnis her ganz böse Klatsche.

Schwache Angriffsleistung

„Immerhin war es im Gegensatz zum EZ-Pokal keine Sache der Einstellung“, sagte Routinier Dominik Eisele und war sichtlich frustriert. Vor allem über die eklatant schwache Angriffsleistung. Die Plochinger liefen hin und her, kreuzten, suchten die Lücke – aber fanden zu selten den Weg zum gegnerischen Tor. „Wir hatten keinen klaren Fahrplan. Uns hat ein bisschen das Konzept gefehlt, wie wir gegen die gute 6:0-Abwehr vorgehen sollen“, stellte Eisele klar, „auch das ist eine Sache der Verunsicherung.“ Henrik Bischof übernahm wie stets Verantwortung und versuchte es immer wieder, war diesmal aber glücklos. Top-Torschütze Christos Erifopoulos tauchte ebenso ab wie der slowenische Ex-Nationalspieler David Spiler, der immer noch nicht die erhoffte Verstärkung ist. Es gab niemanden, der in die Bresche sprang.

Und weil an diesem Abend einfach nichts klappen wollte, ging auch das Mittel, einen siebten Feldspieler einzusetzen, nach der Pause in die Hose und führte im Gegenteil aufgrund von vielen Fehlern im Aufbauspiel zu leichten Gegentreffern.

Und jetzt? Mit 10:26 Punkten ist der TVP Vorletzter. Das ist nicht das größte Problem, denn die Konkurrenz ist noch nicht enteilt. Die Mannschaft muss nun handballerisch – und zuvor im Kopf – die Kurve bekommen, damit der Abstand nicht doch wächst. „Wir dürfen jetzt nicht in Panik verfallen“, sagte Eisele. Und Schwöbel: „Ich bleibe optimistisch. Wir brauchen dringend Erfolgserlebnisse. Aufgeben gilt nicht.“

Zumindest ist die Chance auf den Klassenverbleib größer als die des Nationalteams auf den Einzug ins EM-Halbfinale.