Galantes Hobby, nicht frei von Tücken: Wer in die Welt der Oldtimer einsteigen will, informiert sich besser gut. Foto: dpa/Fabian Sommer

Blank poliertes Blech, glänzendes Wurzelholz und geschmeidiges Leder. Oldtimer haben optisch und haptisch einiges zu bieten. Wie finden aber Novizen den passenden Klassiker?

Trostberg/Essen - Kein Piepen beim Anschnallen, kein Navi: Young- und Oldtimer bieten das pure, ungefilterte Fahrerlebnis. Dazu kommt meist viel Chrom, solide Technik und eine Menge Erinnerung. Wie aber finden Neueinsteiger den passenden Klassiker?

Häufig würden Interessierte ein Fahrzeug suchen, mit dem sie besonders gute Erinnerung verbinden, wie dem ersten Auto oder dem Fahrzeug der Eltern. „Es gibt viele Gründe für ein bestimmtes Modell“, sagt Jan Hennen vom Deuvet, dem Bundesverband Oldtimer-Youngtimer. Anregungen könne man sich aber auch in Fachmagazinen, auf Messen, bei Oldtimer- oder Markenclubs sowie speziellen Oldtimer-Händlern holen.

„In Oldtimer-Clubs unterstützen meist Experten bei der Suche und stehen bei Fragen zur Seite“, sagt Hennen. Wer noch nie ein altes Auto gefahren hat, sollte sich das passende Modell bei speziellen Plattformen für ein paar Stunden mieten. „Dann merken Fahrer schnell, ob das Modell überhaupt zu ihnen passt und sie damit zurechtkommen.“

Frank Wilke rät Neueinsteigern, sich zunächst selbst zu analysieren. „Sportlich Interessierte suchen eher einen Sportwagen, gemütliche Menschen eine Limousine“, führt der Marktbeobachter von Classic Analytics aus.

Auch Marcel Nobis empfiehlt, möglichst rational an die Suche ranzugehen. Vor der Wahl des Modells steht für den Oldtimer-Experten der „Auto Bild Klassik“ die Wahl des Einsatzzwecks. Dann folgen Marke und Modell. Entscheidend sei die Festlegung auf ein bestimmtes Budget. „Davon bleiben zwei Drittel fürs Auto und ein Drittel für Folgekosten wie Reparaturen“, sagt Wilke. „Denn kein Fahrzeug ist so gut, wie es sich Käufer erhoffen.“

Was kann ich selbst – was nicht?

Interessierte sollten sich fragen, wie viel sie am Oldtimer selbst reparieren können. „Ein begnadeter Schrauber mit Werkstatt kann ein schlechteres Auto kaufen, wenn der Preis stimmt“, sagt Wilke.

Allen anderen Käufern rät der Oldtimer-Experte: „Immer das bessere und teurere Auto nehmen, es ist der später günstigere Kauf.“ Ein Preisgefühl erhalten Novizen über das Studium der Gebrauchtwagenportale oder Anzeigen in Oldtimer-Magazinen.

Neueinsteigern in die Szene empfiehlt Marcel Nobis Fahrzeuge aus den 80er und frühen 90er Jahren: „Die besitzen wenig Elektronik, sind meist zuverlässig und fahren gut.“ Dazu zählt er unter anderem VW Golf II, Mercedes 190er, Audi 100 und Mazda MX-5.

Steht der Traumwagen fest und kommt es zur Besichtigung, kann ein neutraler Dritter den Käufer bremsen. „Sonst kann es passieren, dass sich Interessierte das Auto schönreden und schlechten Zustand als zeitgenössische Patina interpretieren“, so Nobis.

Ebenso wichtig sind historische Dokumente: Mit alten Wartungsprotokollen, Quittungen und Rechnungen lässt sich die Historie des Autos zurückverfolgen. Den häufigsten Fehler begehen Novizen, wenn sie den Zustand falsch einschätzen und sich zu schnell entscheiden. „Ganz gleich, wie verlockend das Angebot ist, echte Schnäppchen gibt es nicht mehr“, warnt Nobis.

Norbert Schroeder, Leiter der Abteilung Classic beim TÜV Süd, rät, vor dem Kauf eines Oldtimers alle Fahrzeugpapiere mit Fahrgestell- und Motornummer/Motortyp sowie die erkennbaren Ausstattungsmerkmale zu kontrollieren.

Die müssen zum Auto passen, ebenso wie Zustand zu angegebener Laufleistung. Spuren eines Unfalls erkennen Laien, wenn die Passgenauigkeit der Bleche nicht stimmt. Vielfach offenbaren sich Unfallschäden jedoch nur Experten. Roststellen sowie ein uneinheitliches Lackbild lassen sich dagegen schneller erkennen, genaues Hinschauen in alle Ecken und Kanten vorausgesetzt.

„Das verlangt allerdings ein geschultes Auge, weshalb Laien nicht das erstbeste Auto kaufen sollten, sondern den Blick zunächst bei mehreren Fahrzeugen trainieren sollten“, sagt Norbert Schroeder.

Kfz-Sachverständige übernehmen für eine Gebühr zwischen 150 und 200 Euro die Besichtigung. „Das ist besonders interessant, wenn das Auto ein paar hundert Kilometer weit entfernt angeboten wird, denn es spart Zeit und Geld“, sagt Frank Wilke.