Zu der Kundgebung „Sieben Jahre Schwarzer Donnerstag“ versammeln sich am Stuttgarter Hauptbahnhof mehr als 1000 Teilnehmer. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (red) - Sieben Jahre nach den von Gewalt überschatteten Protesten gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 am „Schwarzen Donnerstag“ haben am Samstag mehr als 1000 Menschen bei spätsommerlichem Wetter an die damaligen Vorfälle erinnert. Die Kundgebung in Stuttgart sei friedlich verlaufen, sagte eine Sprecherin des Aktionsbündnisses. Diese Einschätzung teilte die Polizei.

Während der Veranstalter von 2000 Teilnehmern sprach, geht die Polizei dagegen von 1200 Personen aus. Nach Darstellung des Bündnisses kamen die Demonstranten zunächst am Hauptbahnhof zusammen. Nach Reden von Jürgen Lodemann, Literaturpreisträger der Stadt Stuttgart, und Joe Bauer, Journalist und Stadt-Spaziergänger, zogen die Demonstranten mit Schildern wie „Wir vergessen nicht - 30. September 2010“ zum Innenministerium. Der Protest stand unter dem Motto „Sieben Jahre Schwarzer Donnerstag: Eine Entschuldigung ersetzt nicht die Kennzeichnungspflicht“. Das Bündnis fordert diese Pflicht für Polizisten, damit Bürger sie identifizieren und sich besser wehren können, wenn sie in ihren Rechten verletzt werden. Die Landesregierung hat aber Bedenken und plant eine entsprechende Maßnahme nicht in dieser Legislaturperiode.

Bei der Räumung des Schlossgartens für das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 lief am Donnerstag, 30. September 2010, der Polizeieinsatz vollkommen aus dem Ruder. Nach Angaben des Innenministeriums waren mehr als 160 Menschen verletzt worden, vor allem durch den Einsatz von Wasserwerfern, Schlagstöcken und Pfefferspray. Die Gegner von Stuttgart 21 beziffern die Zahl der Verletzten auf mehr als 400.

Am Rande der Aktion wurde ein Wasserwerfer von damals gezeigt, der nach Angaben einer Sprecherin des Bündnisses inzwischen in Privatbesitz ist. Das Verwaltungsgericht Stuttgart hatte den Polizeieinsatz später als rechtswidrig eingestuft. Ministerpräsident Winfried Kretschmann entschuldigte sich im Dezember 2015 bei den Opfern. Durch die Demonstration kam es am Samstagnachmittag rund um den Stuttgarter Hauptbahnhof zu Verkehrsbehinderungen.