Rund 100 Radfahrer bildeten den Demonstrationszug. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Ein Pop-up-Radweg durch Kaltental nach Vaihingen soll Radfahrer besser vor dem Autoverkehr schützen. Rund 100 Radler nahmen dafür an einer Demonstration teil.

Stuttgart - Rund 100 Radfahrer haben am Samstag für einen sicheren Radweg durch Kaltental nach Vaihingen demonstriert: Vom Marienplatz aus durch die Böheimstraße über die Stadbahnhaltestelle Kaltental nach Vaihingen radelte der Demonstrationszug. Nach übereinstimmenden Angaben des Veranstalters und der Polizei waren es rund 100 Teilnehmer. Laut einem Polizeisprecher ist es auf der Strecke „zu kleineren, kurzfristigen Beeinträchtigungen des Individualverkehrs“ gekommen.

„Kaltental ist die kritischste Stelle auf der Hauptradroute 1, die von Bad Cannstatt nach Vaihingen führt“, sagte Tobias Willdering vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC), neben dem VCD und dem Fahrradentscheid der Veranstalter der Demonstration. „Wer die Strecke in Kaltental kennt, der weiß, dass dort in der Fahrbahnmitte die Stadtbahn fährt, dass links und rechts an den Fahrbahnrändern Autos parken und dass die Autofahrer einen Radler nicht mit dem dafür vorgeschriebenen Abstand von 1,5 Metern überholen können“, sagte er. Es sei für einen Radler ein unangenehmes Gefühl, wenn hinter ihm 15 Autos, die nicht überholen dürfen, Druck für schnelleres Fahren ausübten.

Entscheidung am 15. März

Die Verwaltung, sagte Willerding, habe von sich aus einen Popup-Radweg zur Verbesserung der Situation in Kaltental vorgeschlagen. Am 8. März diskutiere der Bezirksbeirat Süd über die Verwaltungsvorlage und gebe eine Empfehlung an den Gemeinderat weiter, der am 15. März über die Pläne entscheide. „Mit unserer Kundgebung wollen wir Druck auf die Gremien machen, damit sie dem Projekt, das ein zeitlich befristeter Verkehrsversuch sei, zustimmen“, sagt Willerding.

Auf der Route auf der Böblinger Straße durch Kaltental werde es für Radler eng, weil die Stadtbahn in der Mitte der Straße verlaufe. Deshalb gebe es immer Konflikte zwischen Rad- und Autofahrern. Die Stadt habe ein Schild aufgestellt, das Autofahrern verbiete, Radler zu überholen, es habe aber nicht die gewünschte Wirkung. Deshalb habe die Stadtverwaltung einen Popup-Radweg vorgeschlagen. Dabei handelt es sich nach Angaben der Verwaltung um eine „temporäre Maßnahme, die schnell und mit einfachen Mitteln den Radfahrenden mehr Platz im Straßenraum zur Verfügung stellt.“

Nachfrage am Radweg ist groß

Vorgesehen ist erst einmal, dass zwischen den Kreuzungen im Elsental und der Schwarzwaldstraße eine Markierung für Radler auf der Fahrbahn vorgesehen wird. Dadurch würden 105 Parkplätze am Straßenrand wegfallen, die aus Sicht der Verwaltung aber durch Plätze auf einem unbebauten Grundstück wieder zur Verfügung gestellt werden könnten. Sollten die städtischen Gremien dem Verwaltungsvorschlag zustimmen, dann könnte mit dem auf zwei bis drei Jahre befristeten Verkehrsversuch im Sommer begonnen werden. Während der Befristung will die Verwaltung an einem Gesamtkonzept für die Böblinger Straße in Kaltental arbeiten und dabei schwerpunktmäßig um die Aufwertung der Straße und um eine sichere Radinfrastruktur kümmern.

Wie auch immer die Entscheidung im Gemeinderat ausgeht: Christine Lehmann (Grüne) und Christoph Ozasek (Fraktionsgemeinschaft PULS), die an der Raddemo teilgenommen haben, sind eindeutig für den Popup-Radweg. „Die meisten im Gemeinderat haben das Gefühl, dass man hier etwas tun muss. Es geht natürlich auch um die Parkplätze, von denen ja gar nicht so viele wegfallen würden, aber täglich fahren auf dem Streckenabschnitt 2000 Radfahrer“, sagte Christine Lehmann.

Der Popup-Radweg biete sofort eine Lösung, die provisorisch sei, dies aber nicht bleiben werde: „Natürlich müssen da gestalterische Elemente hin, und die Fußgänger brauchen Querungen.“ Christoph Ozasek findet den Verwaltungsvorschlag „sehr gut begründet“. Man müsse „die Qualitäten eines Radschnellweges herstellen“, denn die Nachfrage nach dem Radweg sei sehr groß.