In der Staatsgalerie diskutierten unter anderem Landesfinanzminister Danyal Bayaz (3. v. l.) und Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz (5. v. l.) über den Euro als digitales Bargeld. Foto: StZN/Simon Koenigsdorff

Den Euro könnte es künftig auch als digitale Währung geben. Wie er für Verbraucher eine sinnvolle Alternative werden kann, haben Vertreter von Politik, Banken, Wirtschaft und Verbraucherschutz in Stuttgart diskutiert.

Möglichst einfach, kostenlos und ohne Internetverbindung benutzbar – wenn es nach Wirtschaft, Politik und Verbraucherschützern geht, müsste ein digitaler Euro ähnlich simpel in der Handhabung sein wie Bargeld. Darüber herrschte große Einigkeit bei einer Podiumsdiskussion der Bundesbank am Mittwoch in der Staatsgalerie in Stuttgart. Anlass war das Vorhaben der Europäischen Zentralbank, eine digitale Währung als Ergänzung zu Scheinen und Münzen zu entwickeln.

Als Vertreter der Politik und bekennender Fan des digitalen Euro forderte Landesfinanzminister Danyal Bayaz, gegenüber großen, digitalen Zahlungsanbietern nicht ins Hintertreffen zu geraten: „Es ist wichtig, dass das Währungsmonopol beim Staat bleibt.“ Bundesbankvorstand Burkhard Balz hob hervor, dass Zahlungen im Ausland und häufig auch im Internet nur mit internationalen Anbietern außerhalb Europas möglich seien. Im Fall von Sanktionen könnte der Handel deshalb sofort zum Erliegen kommen. Susanne Hagmann, Geschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, bestätigte, dass oftmals Zahlungsdienste wie Paypal den Händlern „die Bedingungen diktieren“, während ein digitaler Euro weniger Gebühren bedeuten könnte.

Konkurrenz zum traditionellen Bankengeschäft?

Als von der EZB herausgegebenes Zahlungsmittel könnten Verbraucher ihn beispielsweise via Smartphone nutzen. Um jedoch herkömmlichen Bankkonten keine Konkurrenz zu machen, müsste laut Roman Glaser, Präsident des baden-württembergischen Genossenschaftsverbands, die Menge an digitalen Euros pro Person begrenzt werden. Zahlungsverkehr und Kreditvergabe als Geschäftsmodelle der Banken „dürfen wir nicht gefährden“, so Glaser. Laut Balz seien Obergrenzen „in der Diskussion“, die genaue Höhe werde noch entschieden. Dahinter steht die Sorge, dass Banken ins Wanken geraten könnten, wenn Verbraucher massenhaft ihre Guthaben einlösen wollen.

Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hob hervor, dass ein digitaler Euro für „alle Teile der Gesellschaft“ einfach zu benutzen sein müsse, vom Taschengeld für Kinder bis zu Senioren. Es sei wichtig, mit dem digitalen Euro auch anonym im Internet bezahlen zu können, denn: „Big-Tech-Firmen wollen die Daten nutzen, wer wann wo etwas eingekauft hat.“ Balz betonte, die EZB habe zwar „keinerlei Interesse“ an den Daten der Verbraucher, Ermittler müssten für die Strafverfolgung aber auf Datenspuren zugreifen können.

Keine Kryptowährung, aber „blockchainfähig“

Auch für die Industrie könnte der digitale Euro laut Finanzminister Bayaz zentral werden: „Ich bin überzeugt, dass Digitalisierung beim Bezahlen eine wichtige Rolle spielen wird.“ Eine Sicht, die auch Ulli Spankowski, Digitalchef der Börse Stuttgart, teilte: Der digitale Euro müsse „blockchainfähig“ sein, um automatische Zahlungsprozesse zwischen Maschinen abbilden zu können. Die Entscheidung, ob ein digitaler Euro umgesetzt wird, soll im Herbst 2023 fallen, eine Einführung wäre laut Balz frühestens Mitte 2026 möglich.