Der Sonnenschein brachte im März die Magnolien zur Blüte. Foto: Leif Piechowski

Mitte des Monats kam das Frühjahr richtig in Fahrt, aber von da an sollte man ja zu Hause bleiben. Es wurde sehr sonnig, dennoch war der März insgesamt sehr nass.

Stuttgart - Mit dem Frühlingswetter war das im März so eine Sache. Meteorologisch beginnt das Frühjahr am 1. des Monats. Das war eine Zeit, als man sich in der Stadt noch auf ein Bier traf, Karten für VfB-Heimsiele kaufte und wegen des noch nicht wirklich erschreckend wirkenden Virus maximal auf den Handschlag verzichtete. Eher freute man sich auf ein paar Skitage – vielleicht sogar im Schwarzwald. Zumindest das Wetter war vom 3. März an danach, also eher spätwinterlich kühl und auch nass. Nicht wirklich geeignet um rauszugehen und sich in ersten Frühlingssonne in den Schlossgarten zu fläzen. Man schaute eher auf die Schneefallgrenze in den Alpen und wärmte den letzten Glühwein, bevor der das Verfallsdatum erreicht.

Und dann kam der Montag 15. März. Das gewohnte Leben war vorbei. Bäder, Kneipen, Theater, Kinos, Läden und die Wilhelma machten nacheinander dicht - und das Wetter drehte auf. „Hoch Ingolf ließ mit viel Sonnenschein das Thermometer auf milde 15 bis 19 Grad steigen“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Der Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst konnte für die kommenden fünf Tage allerfeinstes Frühlingswetter notieren, in normalen Zeiten hätte man da schon mal zart vorgefühlt, ob nicht vielleicht ein Freibad öffnete In diesen fünf Tagen im März 2020 wurde man aber täglich bei strahlender Sonnen eindringlich zu immer weniger Aktivitäten im Freien aufgefordert. Das fühlte sich an, als streckte einem das Wetter die Zunge raus. Zum kalendarischen Frühlingsbeginn am 21. März wurde es dann zwar erst einmal heftig nass und dann auch kurz kühler. Am Ende des Monats dominierte aber wieder die Sonne, anfangs mit milden Temperaturen zum Ende hin dann frisch. Und die Natur, die in diesem Jahr etwa drei Wochen voraus ist, strahlte dazu in allen Farben.

Der März war ein bissle zu warm – und sehr nass

Insgesamt war der März „zu warm, überdurchschnittlich nass und sehr sonnig“, wie Pfaffenzeller sagt. Tatsächlich wurden an der DWD-Wetterstation am Schnarrenberg 54,7 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen, das entspricht knapp 140 Prozent des langjährigen Mittels. Auch wenn man beim Regen immer regionale Unterschiede beachten muss. Am Flughafen ging der März „nur“ mit 115 Prozent Regenmenge aus dem Rennen. Bein Sonnenschein dagegen gab es keine großen Unterschiede. Knapp 198 Stunden Sonne am Schnarrenberg, das sind knapp 124 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt. Da zog es die Menschen natürlich nach draußen, der März 2020 war schließlich der viertsonnigste seit Beginn der Aufzeichnungen 1951.

Weniger spektakulär verhielt sich die Temperatur. Klar war es wieder mal zu warm, das ist ja mittlerweile fast normal. Aber mit plus 1,5 Grad zum langjährigen Mittel war das doch eher eine moderate Steigerung. Verantwortlich dafür war das Hoch Jürgen, das kalte Luft aus dem Nordosten ins Städtle lenkte. So eine Wetterlage hätte im Januar knackigen Frost bedeutet, aber da hatten wir ja nur feuchte und milde Westwetterlagen.

Jetzt kommt der April. Und so wie es aussieht sehr lange mit wunderbarem Ausflugswetter für die Stadt, deren Bürger aber weiter zu Hause bleiben sollen, wann immer es geht. Das wird nach den aktuellen Prognosen vor allem an Ostern doppelt schwer. Wettervorhersagen bis dahin sind zwar noch unsicher, aber zumindest für den Beginn der Osterwoche sind frühlingshafte Temperaturen um 20 Grad für Stuttgart vorhergesagt. Und diese Wärme könnte sich bis Ostern halten, garniert mit viel Sonne. Da muss die Disziplin dann schon groß sein, nur solo, zu zweit oder mit der Familie in die Natur zu gehen – aber daran führt kein Weg vorbei.