Die Tage der Gebäude in der Kirchheimer Straße 44 bis 48 sind gezählt. Foto: Katja Eisenhardt Foto:  

Das Gebäudeensemble an der Landesstraße soll abgerissen werden. Ob sich die neuen Häuser jedoch optisch ins historische Ortsbild einfügen – daran scheiden sich die Geister.

Oft wurde debattiert, jetzt ist es beschlossene Sache: Das frühere „Hirsch-Ensemble“ in der Kirchheimer Straße 44 bis 48, vis-à-vis der alten Schmiede, des Rathauses und der Martinskirche samt Pfarrhaus und Pfarrscheuer gelegen, wird abgerissen. An seiner Stelle entstehen zwei Mehrfamilienhäuser mit 20 Wohneinheiten samt Tiefgarage mit 19 Stellplätzen und weiteren acht Außenstellplätzen an der Straße. Die zugehörigen Grundstücke sind verkauft. Neuer Wohnraum wird benötigt. Ob man dafür aber immer neu bauen muss oder doch lieber den Bestand saniert, ist umstritten. Ende November letzten Jahres hatte sich ein Experte die Bestandsgebäude angesehen und aufgrund deren Lage direkt an der Landesstraße eine Sanierung ausgeschlossen. Ebenso die Stadtentwicklungsgesellschaft STEG. Im aktuellen Fall herrscht im Gemeinderat vor allem Uneinigkeit bei der Frage, ob sich die beiden Neubauten ins historische Ortsbild einfügen.

Bereits 2016 wurde über eine Neubebauung des Areals diskutiert. 2021 legte der jetzige Bauherr, die Hartmut Fischer Planbau GmbH aus Deizisau, eine Bauvoranfrage vor, die sich an der 2016er-Variante mit einer weniger intensiven Nutzung des Grundstücks orientierte. Das Gemeinderat erteilte mehrheitlich das Einvernehmen. Zugestimmt hatte auch die Baurechtsbehörde des Esslinger Landratsamts. Einige Anregungen hat der Bauherr in seinen aktuellen Bauantrag eingearbeitet. So entfallen laut Bürgermeister Gerhard Kuttler die vormals geplanten Gauben zur Straßenseite hin, was das Gebäude weniger wuchtig wirken lasse. An der Fassade wurde im Untergeschoss ein Klinkervorsatz eingeplant, „das lockert die Bebauung auf und sie passt sich dem Bestand an.“ Die Ausfahrt aus der Tiefgarage und von den Außen-Stellplätzen auf die Landesstraße sei von der Straßenverkehrsbehörde aufgrund des geltenden Tempo 30 als unbedenklich eingestuft worden.

Ortsbildprägend oder nicht?

„Trotz aller Anpassungen und der Tatsache, dass so etwas immer Geschmackssache ist, finden wir als Fraktion nicht, dass die beiden neuen Gebäude in die Ortsmitte passen. Die Parkplätze in der Tiefgarage sind auch schwierig anzufahren“, sagte Beate Schmid (SPD). „Überhaupt nicht gut gelöst“ findet die Parksituation Birgit Wiesenhütter (Die.Mitte). Ihr Fraktionskollege Thomas Zinßer stimmte zu: „Statt der Stellplätze an der Straße sollte man eher den Gehweg aufweiten, begrünen und die ganze Anlage noch weiter nach hinten rücken, um den Blick auf die historische Umgebungsbebauung richtig freizugeben.“ Das sah Kai Liebermeister (Grüne) anders. Beim Thema „ortsbildprägend gehe es nicht nur um die Gebäudeansicht. Statt an der Straße künftig alles mit Autos voll zu stellen, sollte man auch die Neubauten an die Straße anpassen. Karsten Rößler (SPD) erinnerte einmal mehr an die festgelegten Leitbilder im Ortsentwicklungskonzept, durch das das historische Ortsbild gesichert und weiterentwickelt werden soll: „Dieses alte Ensemble ist mit der Umgebungsbebauung ortsbildprägend. Wir müssen unsere gesetzten Ziele besser umsetzen.“

CDU, Freie Wähler und Verwaltung standen hingegen zu der geplanten Neubebauung. „Das ist alles schöner, als es aktuell aussieht und die Stellplätze sind teils durch eine Hecke gar nicht sichtbar,“ bemerkte Markus Krämer (CDU). Als „folgerichtigen Schritt in die Zukunft“ bewertete Bürgermeister Gerhard Kuttler das Bauvorhaben. Mehrheitlich erteilte der Gemeinderat dem Bauantrag letztlich das kommunale Einvernehmen.