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Tierisch anders: Fürsorge für Tiere geschieht auf besondere Art, und für das Gassi gehen braucht es eine besondere Vorbildung.

Esslingen Jeys kann treuherzig schauen. Der Schäferhund-Mischling hat es aber auch faustdick hinter den kurzen Schlappohren. Er platzt fast vor Energie, zerrt an der Leine, bellt laut und hat jede Menge Power. Kein kleiner, süßer Knuddelhund zum Streicheln und Liebhaben, sondern ein eigenwilliger, zweijähriger Kraftprotz, dem klare Grenzen gesetzt werden müssen. Dennoch sucht das Tierheim Esslingen für ihn einen Paten. Doch halt – hier schreitet Horst Theilinger, seit über 25 Leiter der Einrichtung, sofort ein und erklärt: Paten haben im Tierheim Esslingen eine ganz besondere Funktion.

Füttern, pflegen oder Gassi gehen gehören nicht zum Job eines Esslinger Tierpaten. Zwölf festangestellte Mitarbeiter, darunter drei Auszubildende zu Tierpflegern in Tierheimen und Tierpensionen, sowie viele Ehrenamtliche kümmern sich um das Wohl der Tiere. Und mit einem Hund darf nur rausgehen, wer ein „Gassi-Seminar“ besucht hat. Kein Witz, sondern eine ernste Angelegenheit, wie Horst Theilinger betont. Beim Zusammentreffen mit anderen Hunden, Passanten, Kindern, Radfahrern oder Joggern kann es bei ungeübten Hundefreunden am anderen Ende der Leine zu unliebsamen Begegnungen kommen. „Viele unserer Tiere haben eine Vorgeschichte, haben entsprechende Erlebnisse hinter sich und können unerwartet reagieren. Manche Hunde sind auch aufgrund ihrer Größe schwer zu handeln“, weiß der Tierheimleiter. Das Tierheim Esslingen hat daher seine Hunde in drei Kategorien eingeteilt – grün, gelb, rot. Gassi-Seminar-Teilnehmer lernen in Kursen, wie sie mit dem jeweiligen Tier umgehen müssen. Inhalte des Workshops sind die Körpersprache des Hundes, das richtige Verhalten bei Begegnungen mit anderen Tieren oder auch praktische Dinge wie das Anlegen der Leine.

Ohne Gassi-Seminar kein Gassigehen. Patenschaften beinhalten im Tierheim Esslingen daher rein finanzielle Verpflichtungen. Interessierte können für mit zwölf, 20 oder 25 Euro im Monat für Teile des Futters, des Tierarztes, der Unterbringung oder andere Kosten aufkommen. Über diese Patenschaften hinaus finanziert sich das Tierheim im Nymphaeaweg laut seinem Leiter über die Beiträge der etwa 1500 Mitglieder des Tierschutzvereines als Träger der Einrichtung, Spenden, Erbschaften oder Zuschüsse von Städten und Kommunen.

Als Patentiere kommen alle Bewohner des Tierheims in Frage, betont Horst Theilinger – Hunde, Katzen oder Kleintiere wie Hasen, Meerschweinchen und Hamster. Gesucht werden Paten aber vor allem für die „Langzeitinsassen“, wie der Leiter seine Dauerschützlinge nennt. Normalerweise haben nette, süße Hunde oder Katzen eine Verweildauer von sechs bis acht Wochen im Tierheim, doch es gibt auch schwer vermittelbare Bewohner – ältere, schwierige, verhaltensauffällige oder kranke Tiere. Für manche wird eine Pflegestelle gefunden: Privatpersonen kümmern sich dann um die Tiere, während das Tierheim für alle Kosten aufkommt. Auch für sie sind Paten willkommen, so Horst Theilinger. Ganz ohne Kontakt zum Tier muss so eine Tierpatenschaft seinen Worten zu Folge aber nicht ablaufen: Die Tiere können in der Einrichtung besucht werden, auch eine Begleitung beim Gassi gehen mit dem angestammten Tierbegleiter ist möglich. Streicheln und oder ein Abstecher in den Käfig sind bei manchen Tieren aber eher schwierig. Etwa 20 Patenschaften gibt es bereits – Unterstützung für die Tiere wird weiterhin benötigt. Auch für Schäferhund-Mischling Jeys, der so treuherzig schauen kann, es aber faustdick hinter den kurzen Schlappohren hat.