Rund 320 Kinder tragen das JANO-Trikot mittlerweile: Von der F- bis zur A-Jugend sind alles Altersklassen doppelt besetzt. Foto: Jens Wild - Jens Wild

Ein Zusammenschluss bei den Aktiven des TSV Neuhausen und der HSG Ostfildern steht trotz des erfolgreichen Starts der gemeinsamen Jugendspielgemeinschaft noch in den Sternen.

OstfildernStandesgemäß trifft es wohl am besten: Mit 40:22 (19:10) besiegten die Handballer des TSV Neuhausen (Baden Württemberg Oberliga) die HSG Ostfildern (Württembergliga) zum Saisonopening in der Scharnhausener Körschtalhalle und ließen dabei von Anfang an nicht viel anbrennen.

„Ich hätte mir ein weniger deutliches Ergebnis gewünscht“, sagt Timo Flechsenhar, für den die Partie einen besonderen Charakter hatte. Immerhin war es der erste offizielle Auftritt des Rückraumspielers im HSG-Trikot – bis zum Ende der vergangenen Saison war Flechsenhar, der mit den Neuhausenern nach einer nervenaufreibende, am Ende aber erfolglose Relegation gespielt hatte, vom Absteiger aus der dritten Liga zum benachbarten Württembergligisten gewechselt.

Sein Engagement bei der HSG war zum Zeitpunkt der Relegation allerdings schon längst in trockenen Tüchern. Dabei hatte sich die enge Zusammenarbeit der Ostfilderner mit den Neuhausenern, die seit April 2018 ihre männliche Jugendmannschaften zusammengelegt haben und seitdem unter dem Namen Jugendhandball-Akademie Neuhausen/Ostfildern Filder (JANO Filder) antreten. „Die Wege waren kurz“, bestätigt Alexander Ide von der HSG. Er ist selbst ein gutes Beispiel für die enge Vernetzung zwischen beiden Handballklubs: Ide ist Handball-Abteilungsleiter des TB Ruit, der wiederum seit 2007 zusammen mit dem TSV Scharnhausen als Spielgemeinschaft HSG Ostfildern antritt. Bei der HSG ist Ide neben dem sportlichen Bereich auch für Marketing und Sponsoring zuständig – wie übrigens auch bei JANO, wo Ide Mitglied im zwölfköpfigen Hauptausschuss sitzt.

Ebenfalls Mitglied im JANO-Hauptausschuss ist Markus Scherbaum als stellvertretender sportlicher Leiter. Bittet man den ehemaligen Neuhausener Torwart (und stellvertretenden Jugendleiter der Neuhausener Handballer sowie Trainer der U 15 der JANO-Leistungsmannschaft um die Aufzählung fortzuführen) um ein Fazit der bisherigen Zusammenarbeit, kommt die „Schere“ fast ins Schwärmen: „Das erste Jahr war überragend. Wir haben unglaublich schnell auf Funktionärsebene zusammengefunden und auch bei den Mannschaften passt alles. Wir wollten in den ersten Monaten eigentlich primär die Kinderkrankheiten ausmerzen. Dann haben wir verwundert festgestellt: Wir haben eigentlich gar keine.“

Mittlerweile tragen rund 320 Kinder und Jugendliche das JANO-Trikot, von der F- bis zur A-Jugend sind alle Altersklassen doppelt besetzt. Ihre jeweiligen Qualifikationsrunden schlossen die Filderfalken erfolgreich ab: Zwar verpassten sowohl die U 19, U 17 und die U 15 die Qualifikation für die jeweils höchsten Spielklassen, haben aber nun gute Voraussetzungen für die kommende Spielzeit. Die Württembergoberliga (U 19), Württembergliga (U 17) und die Landesliga (U 15) ermöglichen es den Trainern, den Fokus komplett auf die individuelle Entwicklung der Spieler zu richten. „Das ist unser Schwerpunkt, die Jungs sollen sich positionsbezogen weiterentwickeln. Erreicht man zum Beispiel die A-Jugend-Bundesliga, bleibt das meist auf der Strecke, weil man die mannschaftliche Entwicklung in den Vordergrund stellen muss“, weiß Scherbaum.

Der Knackpunkt bei einer Jugendspielgemeinschaft ist meist der Übergang zu den Aktiven, wo sich die Stammvereine nur allzu oft wegen einzelnen Spielern in die Haare geraten. Nach dem ersten Jahr waren es bei JANO nun fünf A-Jugendspieler, über deren künftigen Einsatz eine Entscheidung fallen musste. Auch hier war die Zusammenarbeit bei JANO gut: „Der Hauptausschuss hat sich mit den Aktiventrainern der beiden Stammvereine zusammengesetzt und wir haben überlegt, was das Beste für die Jungs ist“, sagt Ide. Alle fünf werden nun erst mal bei der HSG ihre ersten Erfahrungen bei den Aktiven machen, dann werde man weiter sehen. „Ich bin kein großer Freund davon, dass junge Talente gleich ganz oben anfangen“, sagt Scherbaum. „Sie müssen erst ihre Erfahrungen machen und das können sie nur, wenn sie auch spielen und nicht auf der Bank schmoren müssen.“

Alles in Butter bei JANO also – da liegt der Gedanke nicht fern, ob es denn nicht auch bei den beiden Stammvereinen Bestrebungen gibt, die Spielgemeinschaft bis zu den Aktiven zu erweitern. „Wir müssen unser JANO-Schiff nun erst mal in ruhige Gewässer führen“, bremst Markus Wichary vom TSV Scharnhausen, seines Zeichens der 1. Vorsitzende von JANO (und
U-13-Trainer). „Das erste Jahr war euphorisch, jetzt müssen wir das bestätigen.“

Der Fokus liegt in den nächsten Jahren weiter ganz klar auf der Jugend. „Wir wollten unseren Jugendspielern eine bessere Perspektive bieten, damit sie nicht in der A- oder B-Jugend den Verein wechseln müssen. Alleine haben wir in Neuhausen das nicht geschafft – schon von der Hallenkapazität her“, sagt Scherbaum. „Bei uns war das genauso, insofern war eine Jugendspielgemeinschaft der nächste logische Schritt“, sagt Wichary. Die Idee von JANO wurde aber nicht aus purer Verzweiflung geboren: „Da sind nicht zwei Kranke miteinander ins Bett gegangen. Wir in Neuhausen und auch die HSG hatten beide eine funktionierende Jugendarbeit“, betont Scherbaum. „Ich habe es noch nie erlebt, dass sich so viele Leute an einen Tisch gesetzt haben und ihr Ziel mit einem solchen Ehrgeiz verfolgt haben. Wir sind auf jeden Fall auf dem richtigen Weg“, sagt Ide. Für ihn ist eine SG auch für die Aktiven zwar die logische Konsequenz, wenn man leistungsbezogen Handball spielen will: „Aber da brauchen wir noch ein paar Jahre. Wir müssen das Feld langsam vorbereiten, dem Zusammenwachsen Zeit geben und dürfen die Mitglieder nicht verschrecken.“