Hups, was kommt denn da geflogen? Wir wollen das Schwere etwas leichter machen und laden Sie ohne gelehrtes Gepäck zu einem Spaziergang durch Dantes kosmisches Hauptwerk ein. Foto: imago images/Independent Photo Agency/Salvatore Laporta / IPA via www.imago-images.de

In diesem Jahr wird der 700. Todestag des italienischen Dichters Dante Alighieri begangen. Seine „Göttliche Komödie“ ist eines der großartigsten Werke der europäischen Literatur. Es handelt von einer Reise ins Jenseits. In unserer Serie „Dante lesen“ reisen wir mit.

Stuttgart - Kaum ein Buch hat durch die Jahrhunderte so eine Karriere gemacht, wie die „Göttliche Komödie“, kaum eines wird so wenig gelesen. Doch wir wollen die drastischen Jenseits-Abenteuer des vor 700 Jahren gestorbenen Dichters nicht den Experten überlassen. In jeder Woche arbeiten wir uns weiter in die Unter- und Überwelt dieser vielleicht ersten Roadnovel der Geschichte vor – hier unser Bericht:

Dante ist am Ende, so fängt alles an. Heute würde man wohl von einer Midlife-Crisis sprechen. „In der Mitte unseres Lebensweges kam ich zu mir in einem dunklen Wald“, lautet der erste Vers der „Göttlichen Komödie“. Was die Menschen aus der Bahn wirft, ändert sich mit den Jahrhunderten. Bei Goethes Werther sind es die verflixten bürgerlichen Verhältnisse, bei heutigen Krisenkandidaten die Angst vor Bill Gates, Haarausfall oder Islamisierung. Bei Dante ist es Ärger mit dem Papst und den Florentinern.

Drei Tiere im Wald

In seinem desolaten Zustand laufen ihm drei Tiere über den Weg, ein hässlicher Gepard, ein dicker Löwe, ein ausgemergelter Wolf. Irgendwie haben alle mit Florenz zu tun. Dantes Laune sinkt besorgniserregend: „Stück für Stück drängte es mich dorthin zurück, wo die Sonne schweigt.“ Man würde in so einem Zustand dringend zu psychologischem Beistand raten. Dante läuft glücklicherweise einem antiken Dichter in die Arme, Vergil.

Auch gut. Vergil verheißt ihm ein Hündchen, das wieder Sinn in sein Leben bringen könnte, außerdem sollen sich die florentinischen Verhältnisse bald zum Besseren wenden. Bis es soweit ist, verordnet ihm der schlaue Therapeut erst einmal eine Fernreise, wovon man in diesen Tagen ja nur träumen kann, die Pest ist noch fern, noch ferner Corona. „Für dich ist es, denke ich, das beste, wenn du mir folgst.“ Wohl wahr, nur über das Ziel könnte man streiten: ein Ort, wo man die Verzweiflungsschreie Leidender hört, die Hölle? Aber danach soll es ja besser werden: eine Aussichtstour auf den Läuterungsberg, schließlich ewiges Chillen in der himmlischen Stadt.

Dante: Göttliche Komödie. Inferno, Canto 1. Hier geht es weiter.