Daniela Hörl leitet mit 26 Jahren bereits die Bergungsgruppe des THW Ostfildern. Foto: Ines Rudel

Mit 26 Jahren trägt Daniela Hörl beim Technischen Hilfswerk Ostfildern große Verantwortung. Die Softwareentwicklerin leitet die Bergungsgruppe. Wie verarbeitet sie schlimme Situationen?

Vielseitigkeit ist bei der Bergungsgruppe des Technischen Hilfswerks (THW) in Ostfildern gefragt. „Wir retten Menschen und Tiere aus Gefahrenlagen“, bringt Daniela Hörl die Aufgaben knapp auf den Punkt. Die Rettungskräfte müssen in etlichen Bereichen fit sein. Die 26-jährige leitet die Gruppe, der 13 Männer und Frauen angehören. Sich für Menschen in Not einzusetzen, das liegt der Softwareentwicklerin am Herzen. Die Arbeit beim THW ist für sie „auch ein schöner Ausgleich zum Beruf.“

Im Umgang mit der Motorsäge muss die junge Frau ebenso fit sein wie beim Umgang mit Wasserpumpen oder Brennschneidern. „Im Einsatz zählt jede Sekunde, deshalb bereiten wir uns an den wöchentlichen Übungsabenden auf den Ernstfall vor“, sagt Hörl. Der jungen Frau liegt es, andere Menschen zu motivieren. Wie kam sie dazu, sich im Technischen Hilfswerk zu engagieren? „Neben meinem Interesse an der Technik war da die Freude am Umgang mit Menschen.“ Dass das THW eine Männerdomäne sei, lässt sie nicht gelten.

Immer mehr Frauen machen beim THW mit – auch in Ostfildern

Beim THW sind immer mehr Frauen im Dienst. Foto: Imago//dts Nachrichtenagentur

Das zeigen die bundesweiten Zahlen des Verbands. So sind von den 88 000 Ehrenamtlichen bereits 11 800 Frauen. Auch im Hauptamt wächst der Frauenanteil und liegt bei rund 40 Prozent der 2200 Mitarbeitenden. Daniela Hörl möchte Vorbild für andere Frauen sein, sich zu engagieren. Mit den modernen Geräten könnten Männer wie Frauen gut umgehen, ist sie überzeugt. „Wichtig ist ein gutes Schulungskonzept.“ Da fühlt sich Daniela Hörl beim THW bestens aufgehoben. Sich in den rasanten technischen Fortschritt einzuarbeiten und immer wieder Neues zu lernen, das gefällt der Softwareentwicklerin.

Dass immer mehr Frauen beim THW dabei sind, freut Ulrich Rüdt, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Ortsgruppe Ostfildern zuständig ist. „Früher war das eine echte Männerdomäne“, erinnert er sich. Da das THW auf Bundesebene Frauen gezielt anspreche, „und ihre Verdienste sichtbar macht“, interessieren sich nach Rüdts Worten mehr junge und ältere Frauen für die Mitarbeit. „Da ändern sich unsere Strukturen.“

Das bedeutet aber auch, dass mehr Umkleiden und sanitäre Anlagen für Frauen gebraucht werden. „Unser Neubau bietet die Chance, den Frauen und Mädchen eigene Rückzugsräume zu schaffen.“ Derzeit wird neben der Container-Unterkunft im Zinsholz ein neues Domizil für die Ortsgruppe Ostfildern/Esslingen gebaut. Die beiden Stäte haben eine gemeinsame Gruppe, da es wegen der Lage Esslingens am Neckar eine eigene Einheit für den Wasserschutz gibt.

Das Miteinander klappt aus der Sicht von Daniela Hörl bestens. Im Ernstfall vertrauen die Männer wie die Frauen auf ihr Kommando. Was braucht eine Gruppenführerin in der Bergung? „Man muss motivieren und Entschlüsse fassen können, und das schnell.“ Denn im Notfall habe man keine Möglichkeit, lange zu überlegen. In der Ausbildung an den Bundesschulen des THW in Hoya, Brandenburg an der Havel und Neuhausen auf den Fildern werden die Einsatzkräfte des THW auf ihre Aufgaben vorbereitet. Diese Chance, „parallel zum Beruf noch etwas ganz Neues zu lernen“, gefällt Daniela Hörl gut.

Mit ihrer lockeren, offenen Art schafft sie es spielerisch leicht, Menschen unterschiedlichen Alters zu motivieren. „Die Kinder und Jugendlichen fasziniert die Technik“, sagt die Gruppenleiterin. Im großen Übungsraum liegt die Atemschutzausrüstung, denn die wird vor den Einsätzen regelmäßig kontrolliert. „Da staunen auch die Großen“, sagt Hörl. Dass die Einsätze riskant sind, steht für die 26-Jährige außer Frage. „Wir tun alles, um unsere Teams abzusichern.“ Die Verantwortung liegt für sie bei jeder und jedem einzelnen, sich nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Gerade bei Einsätzen wie der Hochwasserkatastrophe in Ahrweiler wurde ihr deutlich, „wie wichtig eine umfassende Schulung für unsere Aktiven ist“. Auch körperliche Fitness sei unabdingbar. 60 Männer und Frauen tun in Ostfildern und Esslingen ihren ehrenamtlichen Dienst.

Unterstützung für das Engagement beim THW vom Arbeitgeber

Ihren fordernden Beruf mit dem freiwilligen Einsatz in Einklang zu bringen, sieht Hörl nicht als Problem. „Wir engagieren uns für die Allgemeinheit.“ Da seien Arbeitgeber in der Regel offen, wenn es um Freistellungen geht. Sie ist bei der Firma Balluff beschäftigt, die ihre Wurzeln in Neuhausen hat. Dort stoße sie auf großes Verständnis, wenn sie zu einem Einsatz gerufen wird.

Herausfordernd findet es Daniela Hörl, die Erlebnisse bei den Einsätzen zu verarbeiten. Dabei will sie für ihr Team immer ein offenes Ohr haben. Denn wenn ein Auto in eine Hauswand gekracht ist, oder wenn Menschen schwer verletzt aus Trümmern geborgen werden, dann lasse das niemanden kalt. Wichtig findet sie es, über das Erlebte zu sprechen, und dabei offen mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Dass sie gut zuhören kann, beweist die junge Frau im Gespräch. Das hilft ihr, wenn es in der Gruppe mal ein Problem gibt. „Wichtig ist uns aber auch die Gemeinschaft“, sagt sie und lacht. Denn die Mitglieder des THW in Ostfildern verstünden es auch, miteinander zu feiern oder schöne Dinge zu erleben. „Diesen Ausgleich brauchen unsere Leute.“