So einfach, wie es sich anhört, lässt sich auch mit Crowdworking kein Geld verdienen. Foto: dpa-tmn/Christin Klose - dpa-tmn/Christin Klose

Ob als Crowdworker oder Influencer: Im Internet Geld zu verdienen, klingt oft erstmal einfach. Lukrativ ist das allerdings nicht immer.

Nürnberg/MünchenUm ein paar Euro zu verdienen, reicht es manchmal, einfach sein Smartphone zu nutzen: „Geh damit in den Supermarkt, fotografiere die Regale mit den Waschmitteln und schicke uns die Fotos per Mail.“ So in etwa könnte eine Auftragsarbeit für sogenannte Click- oder Crowdworker lauten. Über spezielle Plattformen im Internet können sie kleine Aufgaben übernehmen, die sich zu Hause am Rechner erledigen lassen – und bekommen dafür Geld.

Diese Art der Arbeit ist laut einer durch die Bundesregierung geförderten Studie in Deutschland verbreiteter als bisher angenommen. Dem 2018 veröffentlichten Crowdworking-Monitor zufolge sind rund fünf Prozent der über 18-Jährigen auf Gig-, Click- oder Crowdworking-Plattformen aktiv. Rund 70 Prozent von ihnen verdienen auf diese Weise Geld, zumeist ist es ein Nebenverdienst. Rund ein Drittel der Crowdworker ist mehr als 30 Wochenstunden plattformvermittelt tätig, knapp jeder Vierte arbeitet mehr als 40 Stunden.

Die Vorgehensweise beim Crowdworking ist so: Unternehmen bieten Aufträge über Plattformen an. Der Vorteil für Firmen: Sie erhalten die Dienstleistungen oft günstig und flexibel als sonst. Crowdworker schauen sich das Angebot an und bewerben sich bei Interesse.

Große Bandbreite an Jobs

Wer den Job bekommt, entscheidet der Auftraggeber. Damit dieser eine Wahl treffen kann, gibt es bei einigen Plattformen ein Bewertungssystem für Crowdworker. „Für Crowdworker selbst ist das System häufig intransparent“, erklärt Professor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Die Bandbreite der möglichen Jobs ist enorm. Geringqualifizierte werden ebenso fündig wie Menschen mit hohen Qualifikationen. Manche der Plattformen vermitteln vor Ort zu erbringende Dienstleistungen wie etwa Haushüter-Dienste oder Kurierfahrten. Oder eben Aufträge, die mit Smartphone oder PC zu erledigen sind. Zum Beispiel: Preise für Produkte in einem Geschäft ablesen und in eine Datenbank eingeben. „Zu finden sind aber auch Aufträge, bei denen es um komplexere Aufgaben geht“, sagt Andreas Lutz vom Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD). Das können etwa Übersetzungs-, Programmier- oder Beratungstätigkeiten sein.

Clickworking ist nicht die einzige Möglichkeit, im Internet Geld zu verdienen. Sich als Influencer einen Namen zu machen, kann eine andere Option sein. „So kann man etwa auf Youtube Videos mit zum Teil sehr speziellen Inhalten hochladen“, erläutert Alexander Kiock, Vizepräsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW).

Mit Kooperationsangeboten von Firmen kann man allerdings erst dann rechnen, wenn die Followerzahl eine gewisse Höhe erreicht hat. Die Unternehmen wollen die Reichweite der Influencer für ihre Werbebotschaften nutzen und zahlen dafür. Ähnlich kann es laufen, wenn Influencer auf einem Blog oder im Foto-Netzwerk Instagram regelmäßig Beiträge posten. „Hier ist mitunter ein Verdienst von mehreren zehntausend Euro nicht ausgeschlossen“, so Kiock.

Ebenfalls gute Verdienste sind möglich, wenn ausgewiesene Experten für ein Thema über ein Online-Portal zusätzliche Aufträge erhalten. „Das kann beispielsweise für Juristen, Steuerberater oder Trainer interessant sein“, erklärt Lutz.

Doch in der Regel wird nicht viel gezahlt. „Beim Crowd- und Gigworking werden viele Jobs eher schlecht vergütet“, erklärt Enzo Weber. Das gilt vor allem dann, wenn jemand kein spezielles Know-how hat oder nur Aufgaben auswählt, die geringe Qualifikationen erfordern, ergänzt Lutz.

Keine soziale Absicherung

Was für die Jobs sprechen kann: „Der Auftragnehmer arbeitet selbstbestimmt, das heißt, er entscheidet, welche Aufgaben er übernimmt und welche nicht“, so Weber. Zudem kann der Crowdworker häufig über Arbeitszeit und Arbeitsort frei verfügen und geht keine dauerhaften Verpflichtungen ein.

Nachteile für Clickworker sind neben der häufig eher schlechten Bezahlung: Es gibt keinen Tarifvertrag, keinen Mindestlohn und keine soziale Absicherung. „Hinzu kommt die Anonymität“, erklärt Kiock. Man weiß in aller Regel nicht so richtig, mit wem man es bei der Plattform zu tun hat. „Auch einen persönlichen Austausch mit Kollegen vermissen viele“, so Lutz.

Was wichtig ist: In der Regel gelten Crowdworker als Selbstständige, entweder neben- oder hauptberuflich. Auch wenn die Arbeitsbedingungen in der Praxis teils mit selbstständiger Tätigkeit wenig zu tun hat. Wo die Grenzen zu ziehen sind, darüber müssen Gerichte in Zukunft noch Entscheidungen treffen.

Selbstständige Crowdworker sind verpflichtet, sich steuerlich anzumelden. „Wenn man als Crowdworker Geld verdient und dies dem Finanzamt nicht anzeigt, kann das Steuerhinterziehung sein“, erklärt Weber. Gegebenenfalls müssen sie auch ihren Arbeitgeber um Erlaubnis fragen und ein Gewerbe anmelden.