Solche niederschwelligen Angebote sollen Impfmüde motivieren. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Die Zahl der Neuinfektionen ist bei vollständig Geimpften deutlich geringer. Ähnlich sieht es bei den Krankenhauseinweisungen aus.

Stuttgart - Menschen, die sich bisher nicht zu einer Corona-Impfung durchringen konnten, argumentieren oft damit, dass auch Geimpfte sich infizieren und andere anstecken können. Beide Argumente sind nicht ganz falsch, wie Impfdurchbrüche oder Untersuchungen zur Viruslast bei trotz Impfung erkrankten Personen belegen. Allerdings ist unbestritten, das sowohl das Infektionsrisiko als auch die Gefahr der Weitergabe des Coronavirus durch Impfungen deutlich verringert werden kann.

Niedrigere Inzidenz bei Geimpften

Das belegen auch aktuelle Zahlen zu den Neuinfektionen. So meldete das Landesgesundheitsamt (LGA) Baden-Württemberg zu Beginn der Woche eine Sieben-Tage-Inzidenz von 91,1 Corona-Infektionen pro 100 000 Einwohner. Schlüsselt man die Zahlen nach dem Impfstatus der Infizierten auf, ergibt sich ein klares Bild: Bei Personen mit abgeschlossener Impfserie – bei Johnson & Johnson reicht dafür eine Dosis, bei anderen Herstellern zwei – verzeichnete das LGA eine Sieben-Tage-Inzidenz von lediglich 18,1.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Die Impfstoffe im Vergleich

Demgegenüber steht eine Inzidenz von 201,8 bei Personen, die nicht oder unvollständig geimpft waren oder deren Impfstatus unbekannt war. Diesen Zahlen zufolge verringert eine vollständige Impfung das Infektionsrisiko etwa um den Faktor zehn. Die Stadt Stuttgart hatte zu Wochenbeginn eine Inzidenz von 28 bei Geimpften und von 202 bei Ungeimpften gemeldet.

Bayern verzeichnete Anfang September eine Inzidenz von 11,3 bei vollständig Geimpften und von 158,8 bei nicht oder unvollständig Geimpften. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit räumt ein, dass es bei der Interpretation dieser Daten „verschiedene Limitationen“ gebe. So lägen etwa zum Zeitpunkt der Meldung neuer Ansteckungsfälle nicht immer vollständige Informationen zum Impfstatus vor. Eine gewisse Verzerrung könnte auch dadurch entstehen, dass Geimpfte beispielsweise beim Kino- oder Restaurantbesuch keinen Schnelltest mehr machen müssen. Dadurch könnten in dieser Gruppe einige Infektionen übersehen werden.

Deutlich weniger Krankenhauseinweisungen

Betrachtet man die Krankenhauseinweisungen in Verbindung mit Corona-Infektionen, wird die gute Schutzwirkung der Impfstoffe ebenfalls deutlich – trotz der ansteckenderen Delta-Variante. So meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) Anfang September bei Ungeimpften ab 60 Jahren rund neun coronabedingte Hospitalisierungen pro 100 000 Einwohner in einer Woche. Der Wert für vollständig Geimpfte lag dagegen nur bei einer Hospitalisierung. In der Altersgruppe 18 bis 59 ergab sich auf etwas niedrigerem Niveau eine ähnliche Relation. Die Hospitalisierungsrate ist inzwischen ein zentrales Kriterium für gesundheitspolitische Entscheidungen in der Coronapandemie.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Impfmythen im Faktencheck

Ein eindeutiges Bild ergibt sich auch beim Blick auf die Intensivstationen. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jüngst betonte, handelt es sich bei rund 90 Prozent der Patienten, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion intensivmedizinisch behandelt werden müssen, um nicht oder unvollständig Geimpfte. Diese Beobachtungen passen gut zu der in etlichen Studien sowie im praktischen Einsatz ermittelten Schutzwirkung der Vakzine vor schweren Covid-Erkrankungen. Demnach verringern etwa zwei Dosen der Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Astrazeneca das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs oder einer Krankenhauseinweisung um rund 90 Prozent. Eigentlich ein Argument für die Impfung. Doch die Impfquote, die derzeit bei 61,5 Prozent liegt, steigt nur noch langsam.