Absperrgitter stehen auf der Theresienwiese. Normalerweise wäre auf der Theresienwiese am 19. September 2020 das Oktoberfest eröffnet worden. Foto: dpa/Sven Hoppe

Nach Überschreiten des Corona-Grenzwertes in München hängt es nun von der Entwicklung am Wochenende ab, welche Maßnahmen zum verschärften Infektionsschutz ergriffen werden.

München - Obwohl München den kritischen Corona-Ansteckungswert am Freitag gerissen hat, verzichtet die bayerische Landeshauptstadt auf Gegenmaßnahmen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) forderte am Freitag Nachmittag die Bevölkerung lediglich auf, „jetzt noch wachsamer zu sein“. Damit kann zum Beispiel die „Wirtshaus-Wiesn“ wie geplant an diesem Samstag starten. Diese auf zahlreiche einzelne Gasthäuser verteilte Bier-Belustigung soll eine Art Ersatz für das Oktoberfest sein, das wegen Corona abgesagt worden ist und ebenfalls diesen Samstag hätte beginnen sollen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz für München lag laut Auskunft des Bayerischen Landesgesundheitsamts am Freitag bei 50,7. Das heißt: Innerhalb der vergangenen sieben Tage haben sich mehr als fünfzig Münchner pro hunderttausend Einwohner mit dem Corona-Virus infiziert. Der Wert ist in den vergangenen Tagen stetig gestiegen.

Die „Reproduktionszahl“, die vor sechs Tagen noch unter eins gelegen hatte, beträgt inzwischen 1,41. Rechnerisch stecken in München also hundert Infizierte weitere 141 Menschen an; das heißt: Corona breitet sich wieder schneller aus. Derzeit gelten in München 10.454 Infektionen als bestätigt, 141 mehr als am Donnerstag; 223 Personen sind seit Frühjahr bereits an oder mit Corona gestorben.

Die Schulen öffnen am Montag regulär

OB Reiter teilte mit, „nach fachlicher Einschätzung“ der Münchner Gesundheitsbehörde wolle man vor weiteren Maßnahmen „die Entwicklung des Wochenendes abwarten“. Üblicherweise sinken am Wochenende die Corona-Werte – aber nicht, weil die Krankheit abflachen würde, sondern weil die Labore und Gesundheitsämter weniger Fälle melden. Bei einem Anstieg der Infektionen, so Reiter weiter, „werden weitere Maßnahmen zu prüfen sein.“

Die Stadt denkt unter anderem daran, womöglich die Teilnehmerzahl bei privaten Feiern auf die Hälfte des aktuell Zulässigen zu reduzieren, also auf 50 Personen im Innenbereich, 100 im Freien. Der städtische Krisenstab werde am Montag weiter beraten, versichert Reiter.

Für Kitas und Schulen gilt trotz des Überschreitens des Grenzwertes weiterhin nur „Stufe gelb“. Sie öffnen am Montag also regulär; anders als im restlichen Bayern müssen aber Schülerinnen und Schüler ab der 5. Jahrgangsstufe weiterhin Masken tragen.