Fast nur Zweiergrüppchen haben sich am Bärenschlössle versammelt. Foto: Lg/Julian Rettig

Die Innenstadt und Ausflugsorte sind im Vergleich zu sonst recht verwaist am Wochenende. Trotz des schönen Wetters halten sich die meisten Menschen an die Kontaktsperre und sind nur allein oder zu zweit unterwegs. Andrang herrscht stattdessen in den Baumärkten.

Stuttgart - An warmen Frühlingstagen gibt es an den Parkseen zu normalen Zeiten kaum mehr Parkplätze, weshalb viele Besucher dann gerne auf Guerilla-Parkmethoden zurückgreifen. An diesem Samstagnachmittag ist tatsächlich kaum etwas los. Das Bärenschlössle hat aufgrund der Verordnung geschlossen, deshalb tummeln sich auf den Wiesen nur wenige Menschen. Viele Radler und Jogger sind auf den Wegen unterwegs, aber die meisten höchstens zu zweit.

Viele nutzen die Zeit, um zu joggen oder Rad zu fahren

Spazieren oder Radfahren – so vertreiben sich auch Patrick, Tom und Uwe im Moment die Zeit. Sie arbeiten alle bei Bosch – zur Zeit hauptsächlich im Homeoffice, weshalb sie in der Freizeit viel in die Natur unterwegs sind. „Ein Hefeweizen während der Pause wäre jetzt schon nett“, sagt Tom vor dem Bärenschlössle. Er bedauert es, dass Cafés und Gastronomiennicht wenigstens für Draußen verkaufen dürfen.

An die Kontaktsperre halten sich die drei Kollegen aber strikt. Sie hoffen deshalb, dass diese ab dem 20. April etwas gelockert wird. „Ich habe Angst, dass die Wirtschaft komplett am Boden ist, wenn das noch ein bis zwei Monate so weitergeht“, sagt Patrick. Sein Vater sei ihm Fahrdienst für eine Schule tätig und bereits gekündigt worden.

Uwe versucht die Zeit positiv zu nutzen. Und hat schon einiges für sich entdeckt: „Telefonieren zum Beispiel. Und beim Putzen habe ich festgestellt, dass mein Sofa noch eine geheime Truhe hat“, sagt er und lacht. Die Corona-Pandemie habe ihm vor Augen geführt, was im Leben wichtig sei: „Man kann mit wenig auskommen.“ Zudem versuche er nun, die regionale Wirtschaft zu unterstützen.

Am Marienplatz ist es fast so leer wie im Winter

Auch in der Innenstadt sind für einen Samstag nur wenige Menschen unterwegs. Am Marienplatz ist die Stimmung fast wie in den Wintermonaten. „Ich glaube, die Leute haben es gecheckt“, sagt Anthony D’Alessandro von der Pizzeria L.A. Signorina. „Vor zwei Wochen war es hier echt besorgniserregend.“ Trotz aller Infos sei der Marienplatz überfüllt gewesen. „Was hier abging, war echt peinlich.“

Dies sei das erste warme Wochenende, an dem sich die meisten an die Regeln hielten. Sein Kollege Marco Zörn ist darüber echt froh: „Weil es so auch schneller wieder vorbei ist“, hofft er.

Auch die Stuttgarter Polizei, die punktuell an den beliebten Ausflugszielen kontrolliert, hat kaum Verstöße beobachtet. „Die meisten halten sich an die Regularien“, sagt ein Sprecher.

Vor den Baumärkten sind lange Schlangen

Der Großteil der Stuttgarter scheint die Zeit der Kontaktsperre wohl zu nutzen, in der Wohnung, am Haus oder im Garten zu werkeln. Vor den Baumärkten stehen die Menschen Schlange. Beim Obi am Westbahnhof reicht diese fast über den Parkplatz, weil nur wenige gleichzeitig in den Laden dürfen. Nicht anders sieht es bei Bauhaus in Möhringen aus. Die Schlange ist rund 50 Meter lang, der Parkplatz ist voll. Auch dort staut es sich vor der Tür: Rund 20 Minuten dauert es, bis die Menschen in den Laden dürfen. Zwei Security-Mitarbeiter kontrollieren, dass nicht zu viele gleichzeitig reingehen. Die meisten Kunden decken sich mit Erde, Pflanzen und Mulch ein.

Doch wohl nicht überall lassen sich die Leute von den Einschränkungen so recht abschrecken. Die Wangener Höhe scheint für einige ein Geheimtipp zu sein. „Da sind lauter crazy Leute unterwegs“, sagt Paul, der am Marienplatz arbeitet. Nicht, die Spaziergänger, die er sonst dort sehe, sondern viele mit Esslinger und Waiblinger Kennzeichen. Er sei mit dem Rad von dort zum L.A. Signorina gefahren. „Durch die kleinen Sträßchen dort habe ich fast zehn Minuten gebraucht, weil alle so dicht aneinander gelaufen sind.“