Eine Schwangerschaft während der Pandemie ist eine Herausforderung für Frauen. Foto: dpa/Caroline Seidel

Vermeintliche Schreckensmeldungen in den sozialen Medien reißen seit Beginn der Pandemie nicht ab. Zumeist halten die Behauptungen einer Überprüfung nicht stand. Auch in diesem Fall nicht.

Stuttgart - Wie gefährlich ist das Sars-Cov-2-Virus für werdende Mütter und ihre Kinder? Das Expertengremium der Ständigen Impfkommission hat Schwangerschaften als Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion eingestuft und gibt deshalb seit September Schwangeren und Stillenden eine Impfempfehlung.

Früher gab es keine Impfempfehlung

Doch dass ungeimpfte Schwangere, die sich mit Corona infiziert haben, „sehr viele Totgeburten“ erlitten hätten, wie es ein Tweetin den Sozialen Medien in die Welt posaunt, dafür gibt es keine belastbaren Beweise.

In den Kliniken werden in diesen Wochen zwar oft Schwangere aufgenommen, für die es bisher keine Impfempfehlung gegeben hat, darunter auch Frauen, die eine Coronainfektion haben. Laut einer Sammlung der Ergebnisse von insgesamt 77 Studien weltweit zu diesem Thema kommen die Forscherinnen der Weltgesundheitsorganisation allerdings zu dem Schluss, dass es keine Hinweise auf Schädigungen aufgrund einer Coronavirusinfektion bei den Kindern gebe, noch sei die Anzahl von Totgeburten oder Todesfällen bei Neugeborenen bei infizierten Schwangeren höher gewesen.

Geringe Fallzahl

Entsprechende Auskünfte aus Stuttgarter Krankenhäusern bestätigen dieses Bild. Im Klinikum der Stadt Stuttgart sind dieses Jahr 2800 Kinder geboren worden. In Einzelfällen, die im einstelligen Bereich liegen, sei es bei infizierten Schwangeren zu Auffälligkeiten – Früh- oder Totgeburten – gekommen, teilt die Pressestelle mit. Wegen der geringen Fallzahl sei es aber kaum möglich, „von so einer kleiner Zahl auf ein grundsätzliches Problem zu schließen“.

Unterdurchschnittlich im Vergleich

Zum Vergleich: Bundesweit hat es im Jahr 2020 insgesamt 773 144 Geburten in Deutschland gegeben (jüngere Zahlen liegen noch nicht vor). Der Anteil der Totgeborenen liegt seit dem Jahr 2016 im Schnitt bei jährlich circa 3000 Kindern. Das Klinikum liegt im Coronajahr 2021 damit deutlich unter diesem Durchschnittswert.

Im Marienhospital nimmt Manfred Hofmann, der Ärztliche Direktor für Gynäkologie und Geburtshilfe, Stellung: „Ich kann nicht bestätigen, dass corona-infizierte ungeimpfte Frauen deutlich häufiger eine Totgeburt erleiden müssen.“