Deutschland hat seit der Nacht zu Montag alle Flüge von und nach Großbritannien (im Bild: Heathrow Airport London) gestrichen. Foto: AFP/Niklas Halle'n

Wegen einer hoch ansteckenden Variante des Coronavirus ist vielen Flugpassagieren aus Großbritannien die Einreise nach Deutschland verboten worden. Zwei in London lebende Frauen berichten über die Reise-Situation.

Stuttgart - Eine neue Variante des Coronavirus ist in Großbritannien entdeckt worden und breitet sich dort schnell aus. Aus diesem Grund wappnen sich Deutschland und weitere europäische Länder mit Flugverboten und Grenzschließungen gegen die in Großbritannien hoch ansteckende Virus-Variante. Flugreisen aus Großbritannien sind weitgehend gestoppt worden – viele Menschen sitzen dort nun fest.

Erste Einreisebestimmungen

Die Doktorandin Inga Trauthig ist eine von wenigen, die am Sonntagabend noch aus Großbritannien kommend in Deutschland einreisen durfte. „Es war wie eine Achterbahnfahrt“, sagt Trauthig über ihren Flug vom Heathrow Airport London nach Stuttgart. Fünf Minuten vor dem Betreten des Flugzeugs hätten sie und die anderen Passagiere erste Informationen zur Einreise vom britischen Flughafenpersonal erhalten. „Sie teilten uns mit, dass alle Fahrgäste in Stuttgart getestet werden müssen und das Fluggelände nur verlassen dürfen, wenn der Test negativ ausfällt“, erzählt die 29-jährige Doktorandin vom King´s College London.

Es sei aber ungewiss gewesen, wie lange es bis zur Verkündung des Testergebnisses dauern würde. „Deswegen habe ich am Gate kurz gezögert, ob ich überhaupt fliegen soll.“ Mit einem flauen Gefühl im Magen sei sie schließlich ins Flugzeug gestiegen. Dort habe der Pilot die bereits bekannte Einreise-Situation bestätigt. Eine weitere Durchsage folgte allerdings nur wenige Minuten später.

Passagiere brechen Reise ab

„Plötzlich hieß es, dass sich nur nichtdeutsche Passagiere testen lassen müssen“, sagt Trauthig. Daraufhin hätten acht Reisende das Flugzeug verlassen, weil sie vermutlich unter diesen Umständen nicht mehr einreisen wollten. „Es hätte sein können, dass wir am Flughafen übernachten müssen. Für mich war aber klar, dass ich auf deutschem Boden landen möchte“, betont sie. Die Lage sei weiterhin unklar gewesen, weil sich die Regeln jederzeit wieder hätten ändern können – und so geschah es: Nachdem Trauthigs Flieger nach einer einstündigen Verspätung gegen 22 Uhr am Stuttgarter Flughafen gelandet war, führte die Polizei alle Passagiere in ein Testcenter.

„Wenn man ein negatives Testergebnis hatte, bekam man seinen Pass und durfte nach Hause gehen“, berichtet die Doktorandin. Und so kam es auch bei Trauthig: Ihr Corona-Test fiel negativ aus. „Ich war erleichtert, dass ich getestet wurde.“ Ob sie ihren Rückflug Anfang Januar antreten könne, sei noch ungewiss. „Ich bin mir unsicher, ob das überhaupt klappt“, sagt sie. Wichtig sei erst einmal, dass sie Weihnachten mit ihrer Familie in Zell unter Aichelberg feiern könne.

Großbritannien verschärft Corona-Maßnahmen

Anders sieht es bei Sara Montgomery aus: Die 33-jährige Lehrerin an der Deutschen Schule in London kann in diesem Jahr nicht mit ihren Verwandten Weihnachten feiern. „Meine Eltern und mein Bruder wollten mich und meinen Mann Gavin besuchen kommen. Das klappt allerdings nicht“, sagt Montgomery. Grund: Großbritannien hat die Corona-Maßnahmen am Wochenende weiter verschärft. So dürfen Menschen aus dem Ausland nur einreisen, wenn sie einen festen Wohnsitz in Großbritannien haben oder die britische Staatsangehörigkeit besitzen.

Dabei hatte Montgomerys Familie neben Weihnachten noch einen weiteren Anlass zum Feiern. Anfang November brachte die Grundschullehrerin ihr erstes Kind zur Welt. „Meine Eltern haben unser gemeinsames Kind noch nicht gesehen. Das ist eine traurige Situation für uns“, sagt sie. Sie sei dennoch froh, dass ihr Mann bei der Geburt der Tochter dabei sein durfte. „Das war lange ungewiss.“

Auch der Plan, ihre Schwiegereltern in Nordirland zu besuchen, fällt wegen der verschärften Corona-Maßnahmen ins Wasser. „Wir dürfen uns von unserem Wohnort nicht einmal wegbewegen“, berichtet Montgomery. Dennoch kann die frisch gebackene Mutter der schwierigen Situation auch etwas Positives abgewinnen: „Es gibt bisher niemanden aus unserer Verwandtschaft und unserem Freundeskreis, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat.“