Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Foto: AP/Markus Schreiber

Mit dem sogenannten Kontaktverbot kämpft Deutschland gegen eine Ausbreitung des Coronavirus. Dass dieses früher gelockert werden könnte, darauf besteht wohl keine Aussicht.

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt trotz Erfolgen im Kampf gegen die Corona-Epidemie keine schnelle Lockerung der Einschränkungen in Aussicht. Die Auflagen seien bis zum 19. April beschlossen, sagte die Kanzlerin am Montag in Berlin. „Daran wird sich auch nichts ändern.“ Die Regierung mache sich aber Gedanken für die Zeit danach. Die Lockerung werde auf jeden Fall schrittweise sein. Einem Reuters vorliegenden Konzept zufolge, könnten Geschäfte und regional auch Schulen als erstes wieder geöffnet werden, Großveranstaltungen und private Feiern blieben aber zunächst verboten. Österreich wird ab dem 14. April die Auflagen lockern und zunächst kleinere Läden wieder öffnen, auch Tschechien plant ähnliches. In Italien und Spanien mehren sich Anzeichen, dass die Seuche unter Kontrolle kommt. In den USA sprach Präsident Donald Trump von Licht am Ende des Tunnels.

Die neuesten Meldungen auch in unserem Newsblog

Merkel sprach von der größten Bewährungsprobe der EU seit ihrer Gründung. „Es wird darum gehen zu zeigen, dass wir bereit sind, unser Europa zu verteidigen, es zu stärken.“ Dabei gehe es um finanzielle Hilfen an die Mitgliedsländer in der akuten Krise und auch ein Belebungsprogramm für die Wirtschaft: „Auch da ist Deutschland bereit, seinen Beitrag zu leisten.“ Die Finanzminister der Euro-Zone kommen per Video-Schalte am Dienstag zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Mit Beschlüssen wird gerechnet.

„Auf jeden Fall leben wir weiter in der Pandemie“

Die Kanzlerin warnte vor einer zu frühen Lockerung der Kontaktsperren. Und auch dann werde der Normalzustand zunächst nicht zurückkehren. „Auf jeden Fall leben wir weiter in der Pandemie.“ Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte für Deutschland zuletzt festgestellt, dass im Schnitt ein Infizierter nur noch eine weitere Person ansteckt. Für die nächsten Tage wurde sogar ein Wert unter eins in Aussicht gestellt, was auch erreicht wurde. Die Zahl der Neuinfizierten stieg am Montag nur um rund 3700 und ging damit mehrere Tage in Folge zurück. Allerdings sind die Zahlen über das Wochenende häufig unvollständig.

Laut einem Strategie-Papier für die Bundesregierung mit dem Titel „Übergang von Verlangsamung zu Viruskontrollphase“, das die Zeit nach einer Lockerung skizziert, müsse es dann eine Maskenpflicht in Bussen und Bahnen, Fabriken und anderen Gebäuden geben. Diese könne eingeführt werden, sobald die Masken ausreichend verfügbar seien. Das Bundesinnenministerium erklärte, man habe das Konzept nicht erarbeitet und nicht in Auftrag gegeben. Merkel sagte, es gebe Vorstellungen des Innenministeriums, aber auch von anderen.

Strategiepapier sieht Insellösungen vor

Dem Papier zufolge könnten regional erste Schulen und Bildungseinrichtungen öffnen, wo die Eindämmung des Virus besonders gut gelungen ist. Insellösungen seien möglich, wenn Covid-19-Tests bei Schülern eingeführt würden. Außerdem heißt es im Papier: „Öffnung des Einzelhandels und Gastronomie, aber Beschränkung der Anzahl der Personen in geschlossenen Räumen“. Wenn es gelinge, ein Kontrollsystem schon an den EU-Grenzen einzurichten, könnten diese dann an den Binnengrenzen aufgehoben werden.

Am Montag beschloss die Bundesregierung aber zunächst, dass Einreisende sich in eine zweiwöchige Quarantäne begeben müssten. Ausnahmen gibt es für Berufspendler oder nachweislich wichtige Geschäftstermine.

Österreich fasst Lockerungen ins Auge

Österreich, das von der Epidemie früh erfasst wurde, will ab dem 14. April schrittweise die Ausgangsbeschränkungen lockern. Kleiner Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte dürften dann wieder öffnen. Ab 1. Mai sollen dann alle Geschäfte, Einkaufszentren und Frisöre den Betrieb wieder aufnehmen. Ob dies so komme, werde Ende April entschieden. Schulen bleiben bis Mitte Mai geschlossen, Veranstaltungen sind bis mindestens Ende Juni gestrichen.

Tschechien erwägt ebenfalls eine Lockerung: Angesichts eines geringern Wachstums der Infektionszahlen könnten schon ab Donnerstag weitere Geschäfte öffnen und Einzelsportarten wie Tennis wieder zugelassen werden. „Wir können jetzt klar sagen, dass wir die Pandemie relativ gut im Griff haben und nicht die Pandemie uns“, sagte Gesundheitsminister Adam Vojtech.

Hoffnungsschimmer in Italien und Spanien

Auch in den besonders schwer getroffenen Ländern Italien und Spanien gibt es Hoffnung: Zwar sind in Spanien insgesamt mehr als 13.000 Menschen gestorben. Allerdings ist der Anstieg hier und bei den Neuinfektionen nicht mehr so steil wie noch vor einigen Tagen. Ähnliches gilt für Italien: Zwar verzeichnet das Land rund 16.000 Tote. Mit gut 500 innerhalb eines Tages sank die Todesrate aber auf den niedrigsten Stand seit dem 19. März.

In den USA sagte US-Präsident Donald Trump, er sehe Licht am Ende des Tunnels. Die jüngsten Infektionszahlen in der stark getroffenen Metropole New York gäben Anlass zur Hoffnung.