Der Anteil der positiv auf das Coronavirus getesteten Proben ist zuletzt leicht gestiegen. Foto: dpa/Daniel Reinhardt

In kleinen, aber beständigen Schritten steigt die Zahl der erfassten Corona-Neuinfektionen. In den letzten sieben Tagen kamen deutschlandweit 10 000 dazu. Wie ist die Lage in Baden-Württemberg?

Stuttgart - Mehr als 2000 neu Infizierte an einem Tag trotz Ende der Sommerferien und erhöhte Werte in der Region Stuttgart: Das ist die aktuelle Datenlage beim Coronavirus. Hinzu kommt die Warnung des Virologen Christian Drosten, dass das Infektionsgeschehen ein anderes sei als noch im August: Obwohl deutlich weniger Menschen nach Deutschland kommen, die sich im Ausland angesteckt haben, steigen die Zahlen. Das deute auf unerkannte Cluster im Hintergrund hin – die man kaum kontrollieren kann.

Die baden-württembergische Landesregierung hat diese Woche erklärt, sie sei auf eine mögliche „zweite Welle“ vorbereitet. Zugleich wurde ein neues Stufensystem vorgestellt, mit dem das aktuelle Infektionsgeschehen eingeschätzt werde.

Wie haben sich die Corona-Zahlen in dieser Woche entwickelt? Das klärt die folgende Analyse.

Zunächst der Überblick für Deutschland, Baden-Württemberg und die Region Stuttgart:

Tatsächlich steigt die Zahl der registrierten Neuinfektionen langsam, aber stetig an. Diese Woche wurden nicht nur mehr als 2000 neue Infektionen an einem einzigen Tag nachgewiesen. In den vergangenen sieben Tagen kamen insgesamt 10 000 Neuinfizierte dazu. So hoch lag der Wert zuletzt Ende April. Damals war die Tendenz stark fallend, jetzt steigt sie leicht. Schleicht sich das Coronavirus auf ein immer höheres Niveau?

Viele Tests und etwas mehr Positive

Während der Drosten relativ deutlich genau davor warnt, wählt das Robert-Koch-Institut (RKI) derzeit eine eher vorsichtige Formulierung. In den letzten Lageberichten hieß es, die Lage müsse „weiterhin sorgfältig beobachtet werden“.

Interessant dabei: Weiterhin wird mehr als eine Million Corona-Tests pro Woche durchgeführt. Der Anteil der positiv auf das Virus getesteten Proben ist in der vergangenen Woche aber leicht gestiegen: von 0,74 auf 0,86 Prozent. Es ist nicht ganz klar, inwiefern es sich um eine zufällige Schwankung infolge minimaler Ungenauigkeiten des standardmäßig angewendeten PCR-Verfahrens handelt. Bei relativ stabilen Testzahlen deutet eine steigende Positivenquote aber tendenziell auf einen ebenfalls höheren Anteil von Infizierten in der Bevölkerung hin. Auch diese Entwicklung muss, um die Worte des RKI zu wählen, weiterhin sorgfältig beobachtet werden.

Corona in Deutschland und Baden-Württemberg

Verglichen mit dem Rest Deutschlands wächst die Zahl der registrierten Neuinfektionen in Baden-Württemberg zuletzt langsamer. Während der Sommerferien lag der Zuwachs wochenlang über dem Bundesschnitt, mittlerweile liegen die Werte wieder etwas näher beisammen. Das zeigt das folgende Diagramm:

Weiterhin ist fast die Hälfte der neu erfassten Infizierten unter 30 Jahre alt, während der Sommerferien lag der Anteil sogar darüber. Mittlerweile stecken sich auch wieder etwas mehr Über-60-Jährige an. Je älter die Covid-19-Patienten, desto eher verläuft die Erkrankung schwer.

Somit verschiebt sich derzeit das Muster der Corona-Infektionen. Das zeigt sich auch am Anteil der aus dem Ausland mitgebrachten Infektionen. In der vergangenen Woche lag er in Baden-Württemberg noch bei 31 Prozent und damit weit unter den Werten aus den Sommerferien.

Insgesamt sind mittlerweile mehr als 5000 Personen erfasst, die sich seit Juni im Ausland angesteckt haben, deren Infektion aber erst in Baden-Württemberg festgestellt wurde. Der weitaus größte Teil dieser Personen ist aus Südosteuropa eingereist. Aus den klassischen Urlaubsländern Spanien, Italien und Frankreich kamen bislang etwa 500 nachweislich Infizierte nach Baden-Württemberg, aus Österreich 75 und aus der Schweiz knapp 40.

Relativ hohe Werte in der Region Stuttgart

In der Region Stuttgart gibt es vergleichsweise viele nachweislich neu Infizierte. Mit um die 20 Neuinfizierten je 100 000 Einwohner liegt der Anteil um die Hälfte höher als im Landesschnitt. Die folgende Tabelle zeigt die detaillierten Werte:

Verglichen mit dem Nachbarland Bayern gibt es in Baden-Württemberg keine Landkreise, die über der kritischen Marke von 50 Neuinfizierten je 100 000 Einwohnern liegen. In diesem Fall sollen die örtlichen Gesundheitsämter Maßnahmen ergreifen, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern. Im fränkischen Kulmbach etwa kamen Schüler mehrerer Schulen bei einer Geburtstagsfeier zusammen. In der Folge wurden mehrere Klassen geschlossen und Zusammenkünfte im öffentlichen und privaten Raum eingeschränkt.

Alle vier Kreise mit aktuell mehr als 50 Neuinfizierten je 100 000 Einwohnern liegen in Bayern. In Baden-Württemberg wird derzeit im Kreis Mannheim der höchste Anteil von Neuinfizierten gezählt (29,7).

Nichtsdestotrotz gelten hierzulande derzeit etwa 4000 Menschen als aktuell infiziert. Ihre Zahl ist seit August mit der zunehmenden Zahl infizierter Reiserückkehrer stark gestiegen und seither nicht mehr gefallen. Im September nahm der Wert zunächst etwas langsamer zu, diese Woche dann wieder etwas stärker.

Regelmäßig aktualisierte Zahlen zur Pandemie finden Sie hier.