Beamte der chinesischen Gesundheitsbehörden, die Schutzanzüge und Gesichtsvisiere tragen, messen bei den Passagieren des Sonderfluges von Frankfurt/Main nach Tianjin die Körpertemperatur und fragen nach Krankheitssymptomen. Foto: dpa/Andreas Landwehr

Chinas Grenze ist für Ausländer eigentlich dicht. Vertreter der deutschen Wirtschaft und Angehörige steckten dadurch in Deutschland fest. Die ersten durften zurück - aber einer hat offenbar das Virus.

Tianjin - Auf einem Sonderflug der deutschen Wirtschaft nach China ist bei einem der 180 Passagiere das Coronavirus nachgewiesen worden. Obwohl der 34-Jährige wie alle anderen vor dem Abflug in Frankfurt getestet worden war, fiel eine weitere Untersuchung nach der Ankunft in der nordchinesischen Stadt Tianjin positiv aus. Nach Angaben der städtischen Gesundheitskommission von Sonntag hat der Ingenieur keine Symptome. Er wurde zur medizinischen Beobachtung in eine Quarantäneeinrichtung gebracht.

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Der Flug war die erste Rückholaktion für in China beschäftigte Manager, Techniker und Experten deutscher Unternehmen sowie deren Familienangehörige. Auch vier deutsche China-Korrespondenten waren an Bord. Nachdem China Ende März die Grenze für Ausländer dicht gemacht hatte, waren sie alle in Deutschland gestrandet.

Umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen bei Abflug und Ankunft

Den Rückflug hatte die deutsche Handelskammer in China in Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden organisiert, um die wirtschaftliche Kooperation zwischen beiden Ländern wieder voranzubringen. Es war auch der erste Passagierflug der Lufthansa nach China seit vier Monaten - ein weiterer soll am Mittwoch nach Shanghai folgen.

Die Handelskammer bestätigte den Fall. „Es war nicht auszuschließen“, sagte der Geschäftsführer Jens Hildebrandt der Deutschen Presse-Agentur. „Das wusste auch die chinesische Seite.“ Aus diesem Grund seien auch die umfangreichen Vorsichtsmaßnahmen mit zwei Untersuchungen bei Abflug und Ankunft, einem Anti-Körpertest und zweiwöchiger Quarantäne in Tianjin getroffen worden. Der betroffene Passagier werde jetzt nochmal getestet, um den Befund zu verifizieren. Dann werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Wo hat sich der Passagier infiziert?

Es könne sein, dass der Mann ganz frisch infiziert gewesen und der Test erst in Tianjin positiv ausgefallen sei, sagte Hildebrandt. Auch könne er sich vor längerer Zeit angesteckt haben, so dass jetzt noch einige alte Zellen übrig geblieben seien. „Statistisch gesehen gibt es diese Wahrscheinlichkeit“, sagte Hildebrandt. „Aus diesem Grund war das Verfahren von chinesischer Seite auch so gewollt.“

Die Passagiere hatten auf dem Flug durchweg Masken getragen. Nach ihrer Ankunft am Samstag wurden sie von chinesischen Helfern in Schutzanzügen mit Bussen zur Quarantäne in ein Hotel in Tianjin gebracht. Unter ihnen sind auch eine Reihe von Kinder und mehrere Schwangere. Je nach Zielort in China sollten einige Passagiere nach kurzem Aufenthalt weiterreisen können, hatte es anfangs geheißen. Doch lokale Stellen am Zielort verlangen meist auch eine Isolation.

Risiko der Infektion an Bord angeblich gering

Rund 2000 bis 2500 Personen haben in einer Umfrage der Handelskammer ihr Interesse bekundet, wieder nach China zurückzukehren. Rund 5200 deutsche Unternehmen sind in China tätig und beschäftigen dort rund eine Million Menschen.

Die Maschine mit 15 Besatzungsmitgliedern flog von Tianjin direkt nach Seoul weiter. die auch die knapp 500 Flüge der Lufthansa-Gruppe für heimkehrende Bundesbürger organisiert hatte.

Das Risiko, sich an Bord anzustecken, ist nach Angaben eines Lufthansa-Sprechers „extrem gering“. In den Flugzeugen werde die Kabinenluft zu 40 Prozent gefiltert und von Verunreinigungen wie Staub, Bakterien und Viren gesäubert, während der Rest als Frischluft hinzukomme. Der Standard der Filter entspreche dem eines „klinischen Operationssaals“, sagte der Sprecher. In Reiseflughöhe werde die komplette Luft alle drei Minuten ausgetauscht.