Fahrer Branko Zajec vor seinem Bus. Das Unternehmen Knisel ist eines von vielen das die Einschränkungen in der Coronakrise deutlich zu spüren bekommen. Foto: Knisel

Die Busunternehmer im Südwesten schlagen Alarm: Ausfallende Schüler- und Tourismusfahrten führen zu drastischen Einnahmeausfällen. Wenn das Land nicht helfe, drohten Insolvenzen, sagt Witgar Weber, Geschäftsführer des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer.

Stuttgart - Seit Dienstag sind die Schulen im Südwesten wegen der Corona-Krise geschlossen, seit Dienstag gilt für den Busverkehr in der Region der Ferienfahrplan. Das heißt: Takte sind ausgedünnt, weil Fahrten zum Schulbeginn und Schulende mindestens bis zum Schluss der Osterferien ausfallen. Auch Reisebusse, neben dem Nahverkehr wichtiges Standbein der privaten Busbetriebe, stehen für Wochen unbewegt auf dem Hof, weil der Tourismus darniederliegt und die Landesregierung Busreisen untersagt hat. „Das ist für private Busunternehmen der GAU“, sagt Witgar Weber, Geschäftsführer des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO): „Der Reiseverkehr liegt völlig am Boden, nun trifft es auch den öffentlichen Nahverkehr.“

Ferienfahrplan ohne Nachtbusse

Mit Straffung der Fahrpläne sollen die Ausgaben der Busbetriebe im Nahverkehr für Personal und Kraftstoff verringert werden. „Damit werden wir auf der Kostenseite entlastet“, begrüßt dies Weber. „Wir dürfen die Busbetriebe jetzt nicht hängen lassen, das größte Problem wären Insolvenzen“, sagt auch der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Dann wäre der Verkehr nach der Epidemie an vielen Stellen nur schwer wieder in Gang zu bringen. Deshalb erörtere der VVS mit den Landkreisen Soforthilfen.

Wie nötig finanzielle Unterstützung ist, macht ein Gespräch mit Matthias Knisel deutlich, der in der dritten Generation das gleichnamige, vor fast 90 Jahren gegründete Unternehmen führt. Er sitzt in seinem Büro in der Arnoldstraße in Stuttgart-Mühlhausen. „Zu 85 Prozent machen wir unser Geschäft im Nahverkehr“, sagt er, „das ist noch eine solide Basis.“ Sollte es aber – beispielsweise wegen einer Ausgangssperre – weitere Einschränkungen im Nahverkehr geben, dann müsse er für seine 40 Mitarbeiter Kurzarbeit beantragen. Mit vier Reisebussen fährt Knisel auch touristische Angebote. „Bis Mai ist alles abgesagt, das Geschäft ist völlig eingebrochen“, sagt er. Die vier Reisebusse hat er stillgelegt.

Am Rande Weilimdorfs sieht die Lage noch düsterer aus. Dort ist Binder Reisen beheimatet, ein Familienunternehmen, 1929 gegründet, das vor allem im Tourismus aktiv ist und sich mit etwa 25 000 Gästen pro Jahr zu den Marktführern in der Region zählt. „Wir hatten sehr gute Buchungszahlen und volle Auftragsbücher“, sagt Geschäftsführer Harald Binder. Das ist seit der Corona-Krise vorbei. „Ab Montag haben wir nichts mehr zu tun.“ Bis zu diesem Freitag fährt er noch den Daimler-Werksverkehr, doch auch der ist von kommender Woche an storniert. „Im Reisebusverkehr und in der Busvermietung haben wir momentan keine Aufträge mehr“, sagt Binder. Er hat bereits Kurzarbeit beantragt. Seine Busse will er abmelden, um Steuern und Versicherungsprämie zu sparen. „Doch bei der Stadt Stuttgart ist es schwer, jemand zu erreichen“, klagt Binder. Zumindest die Versicherung zeige sich aber kulant.

Zu wenig Einnahmen

Ausfallende Fahrten bedeuten weniger Einnahmen für die Betriebe. Verluste im Nahverkehr gebe es aber auch, weil der Fahrkartenverkauf im Bus untersagt sei, um den Fahrer zu schützen. „Diese Einnahmeausfälle müssen ausgeglichen werden“, fordert Weber. Falls Verbünde und Kreise dies nicht könnten, sieht er das Land in der Pflicht. „Wir brauchen schnell und unbürokratisch finanzielle Soforthilfe“, sagt er. Es gehe um direkte Zuwendungen. „Das Geld muss auch gleich bei den Unternehmen auf dem Konto sein“. Bei Banken hätten viele Mittelständler Absagen kassiert, berichtet Weber. „Etliche Unternehmen wissen nicht, wie sie die nächsten Wochen überleben sollen“, sagt Weber. Die Corona-Krise könne der „Todesstoß für die Reisebusbranche“ sein.