Die Zahl der Coronainfektionen im Land ist hoch – in Praxen und Krankenhäusern kommt es deshalb zu vielen Personalausfällen. Wie steht es um die Versorgung? Und kann die telefonische Krankschreibung Abhilfe schaffen?
Die personelle Lage ist in vielen Krankenhäusern und Arztpraxen im Land wegen der hohen Zahl von Coronainfektionen angespannt – denn zu den Sommerurlauben kommen krankheitsbedingte Personalausfälle. Arztpraxen seien stark besucht, Notaufnahmen müssten einen hohen Zulauf an Patientinnen und Patienten bewältigen, heißt es von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und der Krankenhausgesellschaft (BWKG) im Land. Die medizinischen Versorgungsmöglichkeiten seien deshalb teilweise stark belastet.
Der baden-württembergische Gesundheitsminister appelliert deshalb an die Menschen im Land, wieder verstärkt die telefonische Krankschreibung zu nutzen – diese Möglichkeit bestehe. „Nutzen Sie diese Möglichkeit, damit Krankheitserreger nicht unnötig in die Wartezimmer der Arztpraxen und Notaufnahmen getragen werden“, sagte Manfred Lucha (Grüne) nach einem digitalen Treffen mit Vorständen der Vereinigungen der Kassenärzte und der Krankenhäuser. Wer sich krank fühlt, könne zuhause einen Corona-Schnelltest machen – und sich im Falle eines positiven Ergebnisses selbstständig zuhause isolieren.
Krankheitsbedingte Ausfälle beim Personal spürbar
„Die Arztpraxen sind durch die zahlreichen Corona-Infektionen weiterhin stark belastet“, berichtete der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Johannes Fechner. Wer sich telefonisch krankschreiben lasse, helfe, die Ärztinnen und Ärzte sowie Mitarbeitenden in den Praxen zu schützen – und so die Versorgung von Nicht-Corona-Erkrankten aufrecht zu erhalten.
Auch die Kliniken im Land haben mit Personalausfällen zu kämpfen. „Uns trifft es so wie alle anderen auch“, sagte ein Sprecher des Uniklinikums Mannheim. Das Leistungsangebot sei aktuell aber noch nicht eingeschränkt – dank der Flexibilität der Mitarbeitenden. In der Urlaubszeit gebe es zudem weniger geplante Eingriffe. Krankheitsbedingte Ausfälle in der Belegschaft seien aktuell auch am Uniklinikum Tübingen „deutlich spürbar“, sagte der Ärztliche Direktor, Michael Bamberg. Insgesamt sei man personell aber vergleichsweise gut aufgestellt.
Nicht sehr viele Corona-Fälle in den Krankenhäusern
Der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft appelliert an die Menschen im Land, die Hygieneregeln nach wie vor einzuhalten. Es sei wichtig, dass sich möglichst wenige Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte infizierten, sagte Heiner Scheffold. „Nach über zwei Jahren Pandemie ist es dringend nötig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern wieder Kraft schöpfen können.“
Die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionszahlen im Land ist derzeit weiterhin hoch. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Fälle je 100.000 Einwohner lag am Montagabend laut Landesgesundheitsamt bei 388,7 – vor einer Woche lag sie sogar bei 580. Immerhin: Im Krankenhaus behandelt wird nach wie vor nur ein sehr kleiner Teil der Infizierten. Die meisten Patientinnen und Patienten seien mit und nicht wegen Covid-19 in Behandlung, sagte der Sprecher des Uniklinikums Mannheim. Und auch am Uniklinikum Tübingen ist die Zahl der Corona-Fälle „überschaubar“.