Ein Bild von der Fieberambulanz des Klinikums aus dem April, als die Infektionszahlen noch hoch waren. Foto: 7aktuell.de/Oskar Eyb

Die Infektionszahlen in Stuttgart sind inzwischen auf einem stabil niedrigen Niveau. OB Kuhn mahnt aber weiter zur Vorsicht, damit es nicht zur zweiten Welle komme. Die Stadt will ein zentrales Lager für Schutzausrüstung schaffen.

Stuttgart - Angesichts konstant niedriger Zahlen bei den Neuinfektionen in Stuttgart hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) die Stuttgarter Bevölkerung für ihre „Umsicht und Rücksicht“ gelobt. Zugleich mahnte er, nun nicht leichtsinnig zu werden – gerade das richtige Tragen von Masken sei entscheidend. Schließlich gehe es darum, eine zweite Welle zu verhindern. „Das Virus ist noch nicht weg“, betonte Kuhn am Freitag auf einer Pressekonferenz im Stuttgarter Rathaus. Auf dieser haben Stadt und Klinikum eine positive Zwischenbilanz zur Corona-Pandemie gezogen.

„Die Lage in Stuttgart ist stabil“, sagte Gesundheitsamtsleiter Stefan Ehehalt. Während im März sehr hohe Fallzahlen sein Amt in Atem hielten – der Spitzenwert lag bei 76 Neuinfektionen am Tag –, sind die Rückgänge der vergangenen Wochen erfreulich. Die Statistik des Gesundheitsamts weist seit dem 14. Mai durchweg unter zehn Neuinfektionen pro Tag aus. In der vergangenen Woche waren es zwischen Null und vier Fälle am Tag.

Kein Hinweis auf Übersterblichkeit in Stuttgart

Insgesamt sind in Stuttgart 1522 Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet, davon gelten 1422 Personen als genesen, 65 sind gestorben. Eine Analyse der Todesfälle habe laut Ehehalt ergeben, dass die Mehrheit an Covid-19 gestorben ist – bei 70 Prozent sei der Bezug klar gewesen, bei 20 Prozent möglich, zehn Prozent sei nicht an, sondern mit Covid-19 gestorben. Der Gesundheitsamtsleiter hatte eine „beruhigende Botschaft“ zu verkünden: Es bestehe derzeit kein Hinweis auf eine Übersterblichkeit in Stuttgart. Wegen der positiven Entwicklung der Zahlen arbeitet das Gesundheitsamt wieder „im Regelmodus“, wie Ehehalt sagte, alle externen Kollegen seien an ihren angestammten Arbeitsplatz zurückgekehrt. Eine Zeit lang, so Kuhn, sei „die Gesamtverwaltung ein Gesundheitsamt“ gewesen.

Kuhn und Ehehalt riefen die Bevölkerung dazu auf, sich die neue Corona-Warn-App herunterzuladen. Das sei auch deshalb wichtig, weil man von einer Dunkelziffer ausgehe. „Für uns ist die App eine ganz wichtige Ergänzung unserer bisherigen Arbeit“, sagte Ehehalt. Ein zentraler Punkt davon: die Kontakte von Infizierten zu ermitteln. Bisher sei dies bei der überwiegenden Zahl der Fälle gelungen.

Maßnahmen seien richtig gewesen, so Kuhn

Kuhn nutzte die Gelegenheit, um einer Vielzahl an Akteuren zu danken – wie seiner Verwaltung, Klinikmitarbeitern, Sicherheitskräften und dem Gemeinderat. Er machte zudem deutlich, dass die ergriffenen Maßnahmen seiner Ansicht nach richtig waren – das zeige auch ein Blick auf die Entwicklung in anderen Ländern, wie Schweden, das im Verhältnis eine deutlich höhere Todeszahl hat. Die Zeit, die man durch den Lockdown gewonnen habe, „haben wir genutzt“, sagte Kuhn.

In Richtung Handelsverband, der sich beklagt hatte, die Maskenpflicht hemme die Kauflust, machte der OB klar, dass er diese Haltung nicht nachvollziehen kann. „Masken sind ein Schutz für den Kunden, das wird weitergehen“, sagte Kuhn.

FFP2-Masken für 1000 Tage im Depot des Klinikums

Der OB kündigte an, dass die Stadt in Kooperation mit dem Klinikum ein Lager mit Schutzkleidung einrichten werde. Der Beschluss sei am Vortag gefallen, man wolle aus der Pandemie lernen. Auch der Medizinische Vorstand des Klinikums Stuttgart, Jan Steffen Jürgensen, sieht solch ein Lager als wichtig an. In puncto Schutzausrüstung ist das Klinikum den Zahlen von Jürgensen zufolge sehr gut aufgestellt. Allein die FFP2-Masken im Depot reichten für mehr als 1000 Tage, hohe Bestände hätten sie auch an Desinfektionsmittel und Sterilgut. Auch die Zahl der Beatmungsplätze sei am Klinikum deutlich gesteigert worden. 90 Beatmungsplätze waren es ursprünglich, 240 seien es derzeit, bei 270 werde man im Juli landen – also insgesamt eine Verdreifachung. Ein glücklicher Umstand sei gewesen, dass man wegen des Umzugs in den Neubau eine größere Anzahl an Beatmungsgeräten ohnehin bestellt hatte.

Klinikum spürt gesteigertes Interesse an Ausbildungsberufen

Als „mächtigen Hebel“ zur Erkennung und Begrenzung des Virus sieht der Medizinische Vorstand das Ausweiten der Tests auf das Coronavirus. Im Klinikum seien mehr als 36 000 Tests erfolgt, das sind 65 Prozent der insgesamt mehr als 57 000 Tests, deren Ergebnisse ans Gesundheitsamt gemeldet wurden.

Das Klinikum ist laut Jürgensen „nahezu wieder im Normalmodus“, die OP-Belegung liege aktuell bei etwa 90 Prozent. Auch kündigte er an, die Zahl der Ausbildungsplätze in der Pflege noch einmal zu erhöhen. „Wir sehen ein gesteigertes Interesse an krisensicheren Berufen“, sagte er.