Im Festzelt fühlen sich neben den Feiernden auch die Viren wohl (hier ein Archivbild vom Münchner Oktoberfest). Foto: dpa/Frank Leonhardt

Insgesamt sinken die Infektionszahlen dank der Ferien noch. Lokal treiben Reiserückkehrer und Volksfeste die Werte nach oben.

Der Stoppelmarkt im niedersächsischen Vechta ist in etwa das, was das Oktoberfest für München und der Cannstatter Wasen für Stuttgart ist – ein riesiges Volksfest, das nach Pandemiezwangspause 2022 erstmals wieder stattfindet. „Das Lebensgefühl Stoppelmarkt ist noch da“, sagte der Bürgermeister Kristian Kater nach sechs Tagen mit Hunderttausenden Besuchern.

Zu diesem Lebensgefühl zählt fortan auch die Corona-Infektion, die viele sich im Festzelt einfangen. Im Landkreis Vechta liegt die Inzidenz derzeit bei knapp 700 bestätigten Infektionen je 100 000 Einwohner – der dritthöchste Wert bundesweit. Im fränkischen Kronach stieg die Inzidenz nach dem Schützenfest Freischießen auf 756, der zweithöchste Wert in Deutschland. In Herne (Nordrhein-Westfalen) liegt die Inzidenz nach der Cranger Kirmes bei 650. Die Reihe ließe sich fortsetzen.

Infektionsrisiko im Festzelt

Ansteckend ist bei Volksfesten eben nicht nur die Stimmung. Viele freuen sich derzeit, wieder im Zelt oder bei der Kirmes zusammenzukommen. „Wenn man sich für die Wies’n entscheidet, muss man ein gewisses Infektionsrisiko in Kauf nehmen“, sagte die Virologin Ulrike Protzer vom Helmholtz-Zentrum München zur „Süddeutschen Zeitung“ – betonte aber auch, dass das schon in Ordnung sei.

Die „Wies’n-Grippe“, also Atemwegserkrankungen infolge des Oktoberfests, hat München nicht für sich allein. Das zeigen die steigenden Infektionszahlen infolge von Volksfesten diesen Spätsommer. Die Feste auf der Münchner Wies’n und dem Cannstatter Wasen werden einen vermutlich noch stärkeren Effekt haben, weil dort Menschen aus nah und fern zusammenkommen. Vielfach ist dann auch das Virus mit im Gepäck.

Keine Daten zu Infektionen im Ausland

Anders als in den beiden vergangenen Sommern erhebt das Robert-Koch-Institut dieses Jahr keine Daten zum wahrscheinlichen Infektionsort mehr. Daher lässt sich nicht zuverlässig sagen, wie viele Infektionen von Urlaubsrückkehrern nach Deutschland mitgebracht werden und woher. Das hat auch damit zu tun, dass bei Symptomen vielfach kein PCR-Test mehr gemacht wird und die Statistik ungenau wäre. In vielen Bundesländern zeigte sich ein Anstieg der Infektionszahlen zum Ferienende – der sich bisher aber meist nicht verstetigt hat.

Weil die Ausbrüche nur lokal stattfinden, sinkt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz weiter, sie liegt unter 300. Wer sich schützen möchte, kann Bierzelte meiden und auch außerhalb verstärkt Abstand halten und Maske tragen. Über 60-Jährigen wird von der Ständigen Impfkommission eine zweite Boosterimpfung empfohlen.