Bis zum 14. September wird die Reisewarnung für mehr als 160 Länder außerhalb der EU verlängert. Foto: dpa/Matthias Balk

Der Sommerurlaub in Corona-Zeiten geht langsam zu Ende. Aus medizinischer Sicht ist die Bilanz ernüchternd bis erschreckend. Viele Touristen brachten das Virus mit nach Hause. Daraus zieht die Bundesregierung jetzt Konsequenzen.

Berlin - DDie Bundesregierung hat die Reisewarnung wegen der Corona-Pandemie für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union um zwei Wochen bis zum 14. September verlängert. Damit sollen Touristen weiterhin von Reisen in beliebte Urlaubsländer wie Ägypten, Tunesien, Thailand oder die Dominikanische Republik abgehalten werden. Ein Grund ist, dass viele Sommerurlauber das Virus mit zurück nach Deutschland gebracht haben. Für die Tourismusbranche ist die Verlängerung der Reisebeschränkungen ein weiterer harter Schlag. Der Reiseverband DRV sprach von einem „falschen Signal“.

Hauptkritikpunkt der Branche ist, dass die Reisewarnung pauschal für mehr als 80 Prozent der Länder dieser Welt gilt. Nur in Europa wird die Lage bislang differenziert betrachtet.

Kein Verbot, aber abschreckende Wirkung

Angefangen hatte alles am 17. März, als Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen eine beispiellose Maßnahme verkündete: Eine Warnung vor touristischen Reisen in alle rund 200 Länder der Welt. Erst im Juni - unmittelbar vor Beginn der Haupturlaubszeit - wurden die Länder der Europäischen Union, des grenzkontrollfreien Schengen-Raums sowie Großbritannien, Andorra, Monaco, San Marino und der Vatikanstaat ausgenommen.

Damit wollte die Regierung den Bürgern in schwierigen Corona-Zeiten Erholung am Mittelmeer oder in anderen beliebten europäischen Ferienregionen gönnen. Später wurde die Reisewarnung auch noch für die wichtigsten Urlaubsgebiete in der Türkei gestrichen.

Für mehr als 160 Länder galt sie dagegen weiter - bisher bis zum 31. August befristet. Die am Mittwoch vom Kabinett beschlossene Verlängerung um zwei Wochen begründete die Bundesregierung mit ansteigenden Infektionszahlen in vielen Ländern, der Einschleppung des Virus nach Deutschland durch Rückkehrer und der Reaktivierung der Reisewarnung auch für einige EU-Regionen. „Klar ist, die Lage wird sich zumindest bis Mitte September nicht ausreichend entspannen, um vorher schon die weltweite Reisewarnung aufheben zu können“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts.

Eine Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung haben. Allerdings hat sie auch eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Reisenden, Buchungen kostenlos zu stornieren.

Reisewarnung nicht gleich Risikogebiet

Die Reisewarnung erfolgt unabhängig von der Einstufung von Ländern als Risikogebiet. Derzeit besteht zwar für mehr als 160 Länder eine Reisewarnung, aber nur etwas mehr als 130 davon sind als Risikogebiet eingestuft. Ein Beispiel: Für Thailand gibt eine Reisewarnung, weil dort noch eine Einreisesperre für Touristen gilt. Es ist wegen geringer Infektionszahlen aber kein Risikogebiet mehr.

Für Rückkehrer aus Risikogebieten hat die Bundesregierung erst Anfang August eine Corona-Testpflicht beschlossen, die jetzt aber möglicherweise schon wieder rückgängig gemacht wird. An diesem Donnerstag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder darüber beraten.

Nach den Vorstellungen von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollen sich die Rückkehrer aus Risikogebieten künftig in Quarantäne begeben und diese frühestens mit einem fünf Tage nach Einreise vorgenommenen negativen Test verlassen dürfen. Im Moment gilt für diese Reisenden noch, dass sie die Quarantäne mit Vorlage eines maximal 48 Stunden alten Tests bei der Einreise oder durch einen in Deutschland auf Anordnung der Behörden gemachten Test umgehen können.

Auch hier gibt es aber Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern: So gilt in Schleswig-Holstein beispielsweise bereits jetzt die Pflicht, einen zweiten negativen Test frühestens fünf Tage nach Einreise aus einem Risikogebiet vorzuweisen, um die dortige Quarantänepflicht verkürzen zu können. Ein Test kurz vor oder direkt nach der Einreise sagt wegen der Inkubationszeit nach Einschätzung von Experten noch nicht viel über eine Infektion aus.

Kritik an neuer Quarantäneregel

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erneuerte seine Kritik an den Plänen. Man könne nicht verpflichtende Tests einführen, „und nach zwei Wochen schaffen wir sie wieder ab“.

Spahn sagte dagegen, nun solle nach den „zusätzlichen Testanstrengungen in der Reisezeit“ wieder zu einem „Langzeitansatz“ zurückgekehrt werden. Es gehe darum, zielgerichtet Menschen mit Symptomen und mit Kontakt zu Covid-19-Patienten, Pflegekräfte, Ärzte und Pflegebedürftige zu testen. Er verwies erneut darauf, dass die Laborkapazitäten endlich seien.

Kritik kommt aber nicht nur aus Bayern. Die Tourismusbranche befürchtet neue Einbrüche durch neue Quarantäneregeln und die Verlängerung der Reisewarnung. „Eine ökonomische Erholung der Weltwirtschaft wird ohne Reisen nicht gelingen können“, mahnte Norbert Fiebig, Präsident des Reiseverbands DRV. „Die komplexen Auswirkungen der Reisewarnung in Kombination mit Quarantäneregelungen verhindern in großem Umfang auch Geschäftsreisen und beschädigen das Geschäft von exportorientierten Unternehmen“. Fiebig beklagt einen „politischen Zickzackkurs“ ohne Klarheit und Verlässlichkeit. „Damit verwirrt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Urlauber.“