Um Geld zu sparen, haben viele Unternehmen ihr Budget für Gehaltserhöhungen in diesem Jahr gekürzt. Die Mehrheit hat Einstellungsstopp und versucht ohne Stellenabbau durch die Krise zu kommen, wie eine Studie zeigt.
Stuttgart/Frankfurt - Arbeitgeber in Deutschland haben ihre Budgets für Gehaltserhöhungen in diesem Jahr aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise um durchschnittlich zehn Prozent gekürzt, fast ein Fünftel der Unternehmen plant eine Nullrunde oder eine Verschiebung der Gehaltserhöhung, wie aus einer Erhebung der Unternehmensberatung Willis Towers Watson (Frankfurt) hervorgeht. Auch knapp ein Fünftel will die Jahresboni reduzieren. Für die Studie wurden weltweit Gehaltsdaten von 15 000 Unternehmen ausgewertet, darunter 331 in Deutschland.
„Wie die meisten Unternehmen weltweit versuchen auch deutsche Unternehmen, Liquidität zu sichern und Kosten zu optimieren. Hier spielen Nullrunden beim Gehalt eine entscheidende Rolle“, sagt Florian Frank, Vergütungsexperte von Willis Towers Watson Deutschland. Die Nullrunden könnten auch länger anhalten. Nach der Finanzkrise 2008 bis 2009 hielten etliche Firmen auch im Folgejahr daran fest.
Besonders häufig sind Nullrunden im Einzelhandel, in der Medienbranche, dem Freizeit- und Gastgewerbe, der Produktion und in der Autoindustrie geplant. Am wenigsten sind demnach Versicherungen, Banken, Haushalts- und Pflegedienstleistungen, Chemieunternehmen und Finanzdienstleister betroffen. Generell seien Nullrunden häufiger in den Branchen erfolgt, welche die stärksten Einschränkungen im Hinblick auf Ausübung ihres Geschäfts oder die Produktion hatten, heißt es in der Studie weiter.
Kaum Entlassungen, aber Einstellungsstopp
Der Erhebung zufolge hatten Arbeitgeber in Deutschland Anfang des Jahres noch drei Prozent Gehaltserhöhung budgetiert, mittlerweile wurden die Budgets auf 2,7 Prozent gekürzt. Für 2021 sehen die Planungen mit 2,9 Prozent ein bisschen optimistischer aus.
Der Großteil der befragen Firmen tritt derzeit auf die Kostenbremse, doch nur wenige (acht Prozent) wollen wegen der Krise Arbeitsplätze abbauen. Das ist rund jedes zehnte Unternehmen, auch wenn es schon einige Hiobsbotschaften in Sachen Stellenabbau gegeben hat. Dagegen haben rund 80 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland wegen der Krise einen Einstellungsstopp. Um Liquidität zu sichern, setzen drei von vier Unternehmen auf freiwillige unbezahlte Urlaube oder unfreiwillige Freistellungen, darunter auch Kurzarbeit.
In Deutschland bestehe mit dem Instrument der Kurzarbeit eine „belegschaftsschonende Alternative zu Entlassungen“, heißt es in der Studie. Nach der Krise könnte Deutschland bei einer wirtschaftlichen Erholung davon profitieren, dass die Unternehmen die Möglichkeit hätten, ihre Mitarbeiter an Bord zu behalten und durchstarten könnten, ohne erst wieder neue Mitarbeiter zu rekrutieren.