Die Karl-Schubert-Werkstätten sind am Donnerstag wegen zu vieler Corona- und Quarantänefälle dichtgemacht worden. Foto: Caroline Holowiecki

Eine Vielzahl von Corona-Infektionen und Quarantänefällen unter Beschäftigten und Betreuern macht der Karl-Schubert-Gemeinschaft in Bonlanden zu schaffen. Nun wurde nach Absprache mit dem Gesundheitsamt die Reißleine gezogen.

Am Donnerstag ist dichtgemacht worden. Die Karl-Schubert-Gemeinschaft mit Sitz in Bonlanden hat ihre Werkstätten geschlossen und ist in einen internen Lockdown gegangen. In den Einrichtungen, wo Menschen mit Behinderungen leben und arbeiten, greift Corona so sehr um sich, dass der Normalbetrieb nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. „Wir haben so viele Fälle. In den letzten Tagen sind die Zahlen explodiert“, sagt Tobias Braun, der Geschäftsführer.

Einige haben hohes Risiko für schweren Krankheitsverlauf

Man habe die Reißleine ziehen müssen, um das „völlig diffuse“ Infektionsgeschehen zu durchbrechen und die ständige Durchmischung der Personen in den Werkstätten, in den offenen Hausbereichen oder auch in den Autos beim Fahrdienst zu unterbinden. „Wir müssen schlicht Prioritäten setzen“, sagt er, es gehe nun darum, die besonders vulnerablen Personen zu schützen. Menschen mit Downsyndrom beispielsweise hätten ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Krankheitsverläufe. „Wir müssen einen harten Schnitt machen“, stellt er klar.

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Am Donnerstagmorgen berichtet Tobias Braun von 48 Personen mit positiven Schnelltests innerhalb der Karl-Schubert-Gemeinschaft, davon 30 durch PCR-Tests bereits bestätigt. Weitere PCR-Ergebnisse stünden noch aus. Unter den 280 Beschäftigten mit Behinderungen gebe es diverse Fälle, auch unter den 270 Mitarbeitenden, etwa in der Gruppenleitung. „Das Positive ist, dass es im Wesentlichen milde Verläufe sind“, sagt der Geschäftsführer.

Auch geimpfte Personen sind unter den Infizierten

Die Impfquote sei gut. Unter den Kollegen liege sie bei mehr als 92 Prozent, „das ist deutlich überdurchschnittlich“. Von den Beschäftigten seien gar mehr als 98 Prozent geimpft. Dennoch seien auch Immunisierte von der derzeitigen Infektionswelle betroffen. „Die Erkrankungen gehen querbeet“, sagt Tobias Braun.

Nach Absprache mit dem zuständigen Gesundheits- und dem Landratsamt in Esslingen sind die Einrichtungen seit diesem Donnerstag bis Ende der kommenden Woche zu. Tobias Braun betont: Angeordnet worden sei die Schließung nicht, aber sie sei von den entsprechenden Behörden gutgeheißen worden. Betroffen sind die Hauptwerkstatt an den Kurzen Straße in Bonlanden, die Nudelmanufaktur und das Ladencafé, die ebenfalls in Bonlanden sind, außerdem die Außenstellen in Aichtal-Grötzingen und -Neuenhaus.

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„Wir haben alles runtergefahren, damit wir uns stabilisieren“, sagt Steffen Klepzig, einer der Werkstattleiter. In den Produktionsstätten laufe momentan lediglich ein Notbetrieb, um wichtige Aufträge weiterhin erfüllen zu können. Auch die Hausreinigung in der Musikschule Filum sei weiterhin tätig. Die notwendigen Abläufe müssten erhalten bleiben, betont er.

Ausbruch konnte trotz strenger Schutzmaßnahmen nicht verhindern werden

Die aktuelle, hoch ansteckende Coronavirus-Variante schlage durch, außerdem seien viele Menschen in Quarantäne, „obwohl wir bei den Vorkehrungen top sind“. Auch Tobias Braun spricht von einer Vielzahl von „sehr strengen“ Schutzmaßnahmen. Es herrsche eine Maskenpflicht, die Essensausgabe sei zeitlich gestaffelt. Überall gebe es Geräte für die Luftreinigung. Dennoch habe man den Ausbruch nicht verhindern können. „Probleme haben wir überall“, erklärt Steffen Klepzig. „Das bringt schon eine Wucht rein“, sagt er über das Infektionsgeschehen.

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Erhalten bleiben muss trotz des internen Lockdowns laut Tobias Braun auch eine Betreuung für die Menschen mit Behinderungen in den Wohngruppen. Gewisse Tagesstrukturen aufrechtzuerhalten, das sei wichtig, „wir müssen teilweise 24 Stunden am Tag betreuen“. Um das zu gewährleisten, haben man teilweise auch Personal umgeschichtet. Man hoffe, innerhalb der kleinen Wohngruppen das Infektionsgeschehen in Schach halten zu können. Am 28. März, so der aktuelle Plan, sollen die Werkstätten wieder öffnen. Zuvor werde man alle Personen nochmals testen.