„In höchstem Maße asozial“: Klinikum-Direktor Michael Geißler Foto: oh

Der medizinische Direktor des Klinikum Esslingen appelliert an die Bevölkerung, Desinfektionsmittel abzugeben.

Esslingen - Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel zum Händewaschen? Die meisten Mediziner winken bei dieser Frage ab. Soll heißen: Gesunde Menschen brauchen das nicht, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermeiden. Es reicht, wenn man sich an die bekannten Verhaltensregeln hält. „Mehrmals am Tag die Hände gut mit Seife waschen und anderen Leute zur Begrüßung nicht die Hand geben, das ist der beste Schutz“, sagt Professor Michael Geißler, der Medizinische Direktor des Esslinger Klinikums. Der international anerkannte Experte für Infektionskrankheiten belässt es aber nicht dabei, vom Gebrauch von Atemmasken und Desinfektionsmittel abzuraten. Er geht noch einen Schritt weiter – und ruft die Bürger dazu auf, nicht angebrochene Behälter zum Desinfizieren der Hände bei den Apotheken und Arztpraxen abzugeben. Ebenso Atemschutzmasken.

Der Grund für diesen Appell ist die Verknappung, die mancherorts besorgniserregende Ausmaße angenommen hat. Schutzmasken sind seit Wochen kaum noch lieferbar, und auch Desinfektionsmittel bekommt man in vielen Drogerien und Apotheken nicht mehr. Manche Zeitgenossen schrecken selbst davor nicht zurück, die Toiletten in Kaufhäuser, Praxen oder sogar Kliniken zu plündern. Dafür hat Geissler null Verständnis: „Für mich ist das in höchstem Grade asozial. In letzter Konsequenz nimmt man mit so einem Verhalten den Tod von Menschen in Kauf. Daher gehört das auch angezeigt.“

Der Run auf Schutzmasken und Desinfektionslösungen führt auch in Arztpraxen und Kliniken zu Engpässen – also dort, wo sie dringend gebraucht werden. Geißler hofft, dass sein Appell die Leute zum Nachdenken bringt. Man müsse sich fragen, wohin das führe, wenn man in den Märkten die Regale mit Desinfektionsmitteln leer kaufe. „Da wäre es doch ein Zeichen, wenn die Leute die Mittel wieder zu den Apotheken zurückbringen“, sagt er.