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Mit einer Prämie von bis zu 1000 Euro dankt Daimler den Mitarbeitern für Homeoffice und Maskentragen. Er nutzt dabei Steuervorteile, die für Sonderzahlungen an Pfleger konzipiert wurden. Das stößt bei der Gewerkschaft Verdi auf Kritik.

Stuttgart - Daimler zahlt den Tarifbeschäftigten in Deutschland einen Corona-Bonus von bis zu 1000 Euro. Vorstand und Betriebsrat hätten sich auf die Zahlung verständigt, um die „wirtschaftlichen und persönlichen Belastungen“ der Mitarbeiter in der Pandemie abzufedern und ihr Engagement sowie ihre Flexibilität zu würdigen, teilte der Konzern mit. Die geplanten Sparprogramme sollen demnach unabhängig von dieser Sonderzahlung fortgeführt werden.

„Tausende Pfleger erhalten keine Prämie“

Daimler nutzt für die Prämie eine Regelung, wonach Sonderzahlung bis zu 1500 Euro, die bis Jahresende aus Anlass der Corona-Pandemie geleistet werden, von Steuern und Sozialabgaben befreit sind.

Bei der Gewerkschaft Verdi stößt dieses Vorgehen auf Kritik. „Tausende Krankenpflegerinnen und Pfleger in Baden-Württemberg erhalten die Corona-Prämie nicht. Obwohl sie seit bald zehn Monaten für unsere Gesundheit großartige Leistungen vollbringen, übrigens mit dem höchsten Infektionsrisiko aller Berufsgruppen“, sagte Irene Gölz, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales, unserer Zeitung. Diese Berufsgruppen gönnten den Daimler-Beschäftigten die Prämie „von Herzen. Aber sie können nur schwer verstehen, dass die staatliche Sonderregelung vom Autokonzern nun benutzt wird, um faktisch weniger Geld für seine Leistungsprämie in die Hand nehmen zu müssen.“ Dies gehe „zulasten von Steuereinnahmen, die für eine Prämie für alle Klinikbeschäftigten angeblich gefehlt haben“.

Stoch für bessere Vergütung in Bildung und Pflege

DGB-Landeschef Martin Kunzmann erklärte, es sei „bedauerlich, dass die Beschäftigten in einigen Bereichen weniger oder gar nichts erhalten. Dafür haben wir kein Verständnis.“ SPD-Landtagsfraktionschef Andreas Stoch erklärte, man müsse bei den „zuletzt als systemrelevant gefeierten Bereichen, zum Beispiel in der Pflege oder im Bildungsbereich“, insgesamt zu einer besseren Vergütung kommen.

Daimler spricht von „Zeichen der Anerkennung“

Mit der Prämie wolle man „ein Zeichen der Anerkennung setzen und die persönlichen Belastungen abmildern“, erklärte Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth. Betriebsratschef Michael Brecht verwies auf Belastungen „vom Maskentragen bis zum Dauer-Homeoffice. Mit der Corona-Prämie wollen wir allen Kolleginnen und Kollegen auch für ihren Einsatz danken.“