Cornelius Meister Foto: Lichtgut

Der Generalmusikdirektor der Stuttgarter Staatsoper möchte schon vor Ostern Livemusik zu den Menschen bringen.

Stuttgart - Cornelius Meisterplant kleine Veranstaltungen, um die Zeit bis zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu verkürzen.

Herr Meister, als vor wenigen Tagen über die Strategie der Staatstheater in den kommenden Monaten beraten wurde, haben Sie sich auf Twitter über das Wort „Schließung“ aufgeregt. Warum?

Weil es unpräzise ist. Im Frühsommer, als der Littmann-Bau ebenfalls für den Publikumsverkehr geschlossen war, hat das Staatsorchester einschließlich der 1:1-Konzerte etwa 1000 zusätzliche Aufführungen gespielt.

„Ich als Musiker bin nicht geschlossen“: Das haben Sie auch geschrieben. Was tun Sie dafür?

Die Erinnerung an die weinenden Zuhörerinnen und Zuhörer, die im Juni zum ersten Mal nach zweieinhalb Monaten wieder Musik live gehört haben, trage ich tief in meinem Herzen. Wenn wir Anfang April unsere Türen wieder öffneten, würden sogar fünf Monate ohne direkte und reale Begegnungen mit Musik vergangen sein. Dagegen müssen wir etwas tun. Wir verbringen gerade die Tage mit sehr kreativen Planungs- und Organisationssitzungen, und dabei geht es mir besonders um die Frage, wie wir infektionssicher etwas tun können, um die Mangelernährung der Gesellschaft in Sachen Kultur auszugleichen. Denn die wird langfristige Folgen haben.

Planen Sie neue Online-Angebote für die Zeit bis Ende März?

Natürlich wird das weitergehen und ausgebaut werden, und wir wollen auch online eine Dramaturgie zwischen den verschiedenen Angeboten erschaffen. Aber das Reale gerät mir dabei nicht aus dem Blick. Es muss doch möglich sein, ohne Infektionsrisiken auch schon im Februar und März all jenen etwas zu bieten, die das brauchen – und etwas dagegen zu unternehmen, dass die Gesellschaft sich an ein billigeres Leben ohne Veranstaltungen gewöhnt.

An welche Liveformate denken Sie?

In den nächsten zwei Wochen werden wir da größere Klarheit gewinnen. Es sollte aber hoffentlich möglich sein, Formate mit kleiner Beteiligung anzubieten – so wie im März und April die 1:1-Konzerte oder die Auftritte in Innenhöfen von Altersheimen oder vor Fenstern von Kindergärten. Die Zeit ohne live erklingende Töne muss kürzer werden.

Info

An diesem Freitag um 19.30 Uhr dirigiert Cornelius Meister an der Pariser Oper Mozarts „Zauberflöte“ (Regie Robert Carsen). Zum Livestream: https://chezsoi.operadeparis.fr/products/the-magic-flute