So kennt und liebt das Publikum Olaf Schubert. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Seinen obligatorischen karierten Pulli hatte Olaf Schubert auch beim Auftritt in Esslingen an. Dort hatte der Comedian das Publikum von Beginn an auf seiner Seite.

EsslingenDa steht er in seinem obligatorischen gelb-karierten Pullunder auf der Bühne des brechend vollen Neckar Forums: Olaf Schubert. Noch bevor er überhaupt etwas gesagt hat, gibt es großen Applaus. Er begrüßt „sämtlicherseits und aufs Allerintensivste. Ich freue mich, dass sich so viele eingefunden haben – im schönsten aller Forumse“, spricht’s und hat die Lacher von Anfang an auf seiner Seite. Zuspätkommer, die sich noch schnell mit Flüssigem versorgt haben, werden sogar persönlich willkommen geheißen. Im Gegenzug bekommt der Olaf direkt ein Bier ab. „Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass es nicht aus der Region ist“, stichelt der, grinst und nimmt erst mal einen großen Schluck. Musikalische Verstärkung hat der Dresdner Spaßgarant in langjährig bewährter Formation mitgebracht: „Herr Stephan“ überzeugt am (Kontra-)Bass, Jochen Barkas an diversen Gitarren. Singen können die beiden auch noch.

Er wolle der „mahnende, intellektuelle Stachel im Fleische der Bourgeoisie bleiben, der Antworten auf die brennenden Fragen der heutigen Zeit liefert“, betont der Chef, allerdings wolle er jetzt vermehrt seine sinnliche Seite präsentieren. Das zeige allein schon die erstmals vorhandene, „konzeptionell selber erdachte, gekaufte und mitgebrachte Bühnenkulisse“ – eine grüne Plastikpalme „als Symbol der Sinnlichkeit“. Und als wäre das nicht genug, wird er auch noch international: „Sexy forever“, so der Titel des Programms. Bewusst englischsprachig gewählt, wolle er auch auf den amerikanischen Markt, zumindest aber auf den rumänischen. „Da ist Esslingen ja ein guter Anfang“, tönt es von der Bühne. Noch öfter an diesem sehr kurzweiligen Abend werden der Spielort und die Region obligatorisch durch den Kakao gezogen. Das Publikum nimmt’s mit Humor. Immer wieder sein Fett weg bekommt auch Kumpel Jochen: „Das ist die Ost-Mentalität, selbst der Schwächste wird noch mit durchgeschleppt. Es gibt ja ein Bildungsgefälle in Deutschland, das wird immer gefälliger. Zeigt sich auch hier in der Band. Da ist Herr Stephan, der Akademiker und dann ist da Jochen, das Sorgenkind im Klangkörper.“ Der Angesprochene quittiert die Sticheleien allerdings mit stoischer Gelassenheit und bekommt vom solidarischen Publikum immer wieder einen besonders großen Applaus.

Gallische Dörfer

Grundsätzlich betrachte er die Welt mit kritischen Augen, erklärt Olaf Schubert, Alter Ego des Dresdner Comedians, Kabarettisten und Musikers Michael Haubold. So sei für ihn die Wurzel allen Übels in unserem Gesellschaftssystem auch völlig klar: „Das ist der faulende parasitäre Monopolkapitalismus imperialistischer Prägung.“ Zwei gallische Dörfer gebe es ja noch, die sich gegen den Kapitalismus zur Wehr setzen: „Nordkorea und Thüringen. Auf der einen Seite ein stalinistisches System mit kommunistischen Betonköpfen, auf der anderen Seite eben Nordkorea.“ Es sind die aktuellen Themen unserer Zeit, die Olaf Schubert beschäftigen und die er mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus, schwarzem Humor und einem Augenzwinkern aufs Tapet bringt. Oder um es mit seinen Worten zu sagen: „Da hab ich eine kleine Flachsrakete eingebaut.“

Es geht auch um Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau oder Streiks: „Lokführer, Piloten, Prostituierte – wenn die streiken, bleibt alles stehen.“ Streikende in pädagogischen Berufen betrachte er äußerst kritisch, gibt Olaf Schubert zu bedenken, denn: „Wer sich in seiner Jugend entschieden hat Erzieher zu werden, der gibt ja zu, dass er vom Leben nichts mehr erwartet.“ Ein weiteres aktuelles Thema: Die Willkommenskultur. Die sei regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. „Wir wissen das, wir kommen aus Dresden. Da gibt es so eine gewisse Gravitationskraft für braunen Feinstaub“, bringt Olaf Schubert kritisch die Fakten auf den Tisch und schickt mit den beiden Kollegen singend eine „Hymne für Toleranz“ hinterher. Kritisch hinterfragen müsse man zudem Gesellschaftsthemen wie „Was gilt eigentlich als schön? Da heiße es immer, ein symmetrisches Gesicht. „Gut, das ist keine Garantie, die meisten haben da einfach doppeltes Pech“, sagt der Komödiant und zuckt mit den nur teils durch den schicken Pullunder bedeckten Schultern. „Zum Schönheitschirurgen, also in die Änderungs-Fleischerei, rennen ja heute schon die Jungen: Nix Holz vor der Hütte, das ist vielmehr Plastik hinterm Schuppen“, empört sich Olaf Schubert unter großem Applaus und lautem Gelächter. Er selbst – nicht, dass er es nötig hätte – trainiere neuerdings auch unterwegs: „Ich hab eine Hantel-App, bis zehn Kilo kannst du dir da runterladen. Ihr seht den Erfolg, früher war ich ein Hänfling.“

Dann ein Blick in den schwarzen Hefter: „Nee, da kommt nichts mehr, das war's. Gibt es Fragen bis hierher?“ Die bleiben aus, die lautstarke Forderung nach einer Zugabe allerdings nicht. Der Wunsch wird umgehend erfüllt.