Nur zur Selbstverteidigung? Messer spielen bei Straftaten eine verhängnisvolle Rolle. Foto: dpa/Sebastian Willnow

Die Polizeistatistik gibt scheinbar Entwarnung – Straftaten von unter 21-Jährigen mit Messern sind erstmals seit fünf Jahren rückläufig. Doch der Trend widerspricht einem drängender werdenden Problem.

Stuttgart - Die Gewaltstraftaten, an denen bewaffneten Gruppen beteiligt sind, häufen sich in der Region Stuttgart. Alleine im Februar wurden dabei mindestens elf Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Dieser Fakt überlagert einen eigentlich positiven Trend, den das Land festgestellt hat: Nach Informationen unserer Zeitung sind Zwischenfälle mit Messern bei unter 21-Jährigen im Südwesten seit fünf Jahren erstmals wieder rückläufig.

Baden-Württemberg gehört zu den wenigen Bundesländern, die in ihrer Statistik das „Tatmittel Messer“ gesondert erfassen. Und hier hatte es bei den jungen Tatverdächtigen unter 21 Jahren stetig Steigerungen gegeben. Waren es 2014 noch 934 mit Stichwaffen ausgestattete Jungtäter, so stieg diese Zahl 2018 auf den Höchstwert von 1466. „Nun zeichnet sich ein Rückgang ab“, bestätigt Renato Gigliotti, Sprecher des Innenministeriums, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Bereitschaftspolizei kommt noch öfter

Trotz der sinkenden Zahl von Messerangriffen bleibe die Sicherheit im öffentlichen Raum ein Handlungsschwerpunkt der Polizei, heißt es im Hause von Innenminister Thomas Strobl (CDU). Seit 2020 können die regionalen Polizeipräsidien deshalb zum Beispiel vereinfacht zusätzliche Hilfe von der Bereitschaftspolizei anfordern.

Strobl lehnt allerdings Waffenverbotszonen, wie jüngst von der Gewerkschaft der Polizei gefordert, ab. Er hält auch das bestehende Waffenrecht für ausreichend, das unter 18-Jährigen das Mitführen von Waffen verbietet. Zur Prävention haben Innen- und Kultusministerium ein Schülerprogramm „Herausforderung Gewalt“ entwickelt. Damit seien bereits mehr als 285 000 Schüler erreicht worden. Wissenschaftler fordern dagegen ein „klares gesetzliches Verbot des Messertragens für Jugendliche“ und mehr Kontrollen im Internethandel.