Die Affenpocken sorgen vor dem CSD in Stuttgart für Frust. Foto: imago images/Eibner/DROFITSCH/EIBNER via www.imago-images.de

So viele Besucher wie noch nie werden bei der großen CSD-Parade an diesem Samstag in Stuttgart erwartet: 300 000. Die Feierlaune ist groß. Doch in Teilen der Community wächst die Sorge wegen der Affenpocken. Der Impfstoffmangel sorgt für Frust.

Wo kann man sich schnell gegen die Affenpocken impfen? Diese Frage beschäftigt offenbar einen nicht geringen Teil der LSBTTIQ-Community. Bei der Stuttgarter Aids-Hilfe haben sich zuletzt die Anfragen nach solch einer Impfmöglichkeit gehäuft. Vor allem Männer, die Sex mit Männern hätten und oft unterwegs seien, hätten sich bei ihnen gemeldet, berichtet der bei der Aids-Hilfe für das Thema zuständige Sozialarbeiter Mustafa Kapti.

Mit den Affenpocken kann man sich unabhängig von der sexuellen Orientierung infizieren. Am meisten betroffen von der Infektion sind aber bisher Männer, die Sex mit Männern haben. Diese wollten sich schützen – gerade jetzt vor den Feierlichkeiten rund um den Christopher Street Day. „Die Impfbereitschaft ist hoch“, sagt Kapti. Was für Frust sorge: „Es gibt zu wenig Impfdosen.“

1200 Impfdosen für den Raum Stuttgart

Für den Raum Stuttgart sind nach Auskunft der Stadt zunächst 1200 Dosen vorgesehen, die von der Apotheke des Robert-Bosch-Krankenhauses an die HIV-Schwerpunktpraxen verteilt werden. An diesem Montag seien die ersten Impfungen vorgenommen worden. Die Nachfrage scheint groß: „Anfragen gibt es genügend“, drückt es der Mediziner Andreas Schaffert aus einer Schwerpunktpraxis in der Schwabstraße aus. Er weist darauf hin, dass in anderen Bundesländern schon längst geimpft werde – in Baden-Württemberg laufe es „sehr zögerlich“. Was es aus Sicht des Arztes ebenfalls erschwert: Sie bekämen nur den Impfstoff Jynneos , der nur bei Minus 20 Grad lagerbar sei. Einmal aufgetaut, sei er maximal zwölf Stunden lang haltbar.

Veranstalter rechnet mit Besucherrekord

Auch in der Interessensgemeinschaft Christopher Street Day, IG CSD, empfindet man den Impfstoffmangel als „frustrierend“, wie Detlef Raasch aus dem Vorstand sagt. Er warnt aber zugleich vor „Stigmatisierung“ und „Hysterie“. Dennoch: Man setze sich natürlich „aktiv damit auseinander“ und würde auch aufklären, wenn man das entsprechende Material von der Stadt erhalten hätte.

Sorgen, dass Menschen der Parade an diesem Samstag fernbleiben könnten wegen der Affenpocken, müssen sich die Veranstalter offenbar nicht machen. Raasch erwartet eine Rekordbeteiligung: Es hätten sich 100 Gruppen angemeldet, so viele wie noch nie. Er rechnet mit bis zu 25 000 Teilnehmenden und rund 300 0000 Besuchern.„Das zeigt, dass die Leute nach zwei Jahren Corona wieder Lust auf den CSD haben“, so Raasch.

39 bestätigte Fälle in Stuttgart

„Auf Basis der uns vorliegenden Zahlen gibt es bisher keine Hinweise eines direkten Zusammenhangs zwischen dem CSD und der Zahl von neuen Affenpocken-Infektionen“, heißt es bei der Stadt Stuttgart. Am Montag meldete sie 39 bestätigte Affenpockenfälle und einen Verdachtsfall. Am vergangenen Donnerstag waren es 30 Fälle. Die Tendenz zeigt nach oben. Übertragen werden Affenpocken nur bei engem Körperkontakt. Krankheitszeichen können laut Robert-Koch-Institut Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten sein. Charakteristisch sei ein Hautausschlag – Flecken und Pusteln, die verkrusten und abfallen. Wer einen Risikokontakt hatte, kann sich übrigens noch bis zu vier Tage nach diesem Kontakt impfen lassen. Darauf weist man bei der Aids-Hilfe hin.