„Ein Minecraft Film“ ist seit Anfang April auch in Deutschland in den Kinos. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/Supplied by LMK

Wenn im Minecraft-Film der „Chicken Jockey“ auftaucht, dreht das Publikum durch. Ist das in Kinos in Stuttgart und der Region auch so? Wir haben nachgefragt.

Kommt der „Chicken Jockey“, wird es im Kino laut: Dann springen die Zuschauer auf, johlen, werfen mit Popcorn. So sieht man es zumindest in unzähligen Clips, die auf TikTok und anderen sozialen Netzwerken dieser Tage geteilt werden. Die Figur aus dem „Ein Minecraft Film“, ein grüner Baby-Zombie, der auf einem Huhn reitet, bringt die Leute zum Ausflippen – zumindest in den USA und mehr und mehr auch in Großbritannien. Aber ist das auch in den Kinos in Stuttgart und der Region so?

„Nicht so extrem“, sagen die Betreiber der Stuttgarter Innenstadtkinos Gloria, EM und Cinema. „Aber es kommt schon vor, dass Leute kurz rufen oder einen kleinen Jubelschrei loslassen.“ Es sei aber noch nie versucht worden, ein Huhn mit in den Kinosaal zu schmuggeln, wie das mancherorts in den USA vorkam. Und auch sonst verhält sich das Stuttgarter Kinopublikum wohl eher gesittet: „In Sachen Popcorn sieht es danach auf dem Boden aus wie nach jedem anderen Kinderfilm“, findet eine Mitarbeiterin.

„Wir haben natürlich auf Social Media auch diese Videos gesehen“, sagt Tobi Mattl, Sprecher der Lochmann Filmtheaterbetriebe, die in Stuttgart das Metropol und das Traumpalast-Imax in Leonberg betreiben. „In unseren Häusern haben wir bisher keine Probleme gehabt und hoffen natürlich, dass uns dieser ‚Trend’ erspart bleibt.“ Generell würden in ihren Kinos Störenfriede des Saales verwiesen und bekämen Hausverbot.

Der „Chicken Jockey“ ist sehr selten

Warum der „Chicken Jockey“ aus dem Film mit Jason Momoa, Jack Black und Jennifer Coolidge so eine Reaktion auslöst? Regelmäßige Zocker des „Minecraft“-Computerspiels wissen, dass die Figur extrem selten ist. Sie taucht nur in ganz bestimmten, sehr seltenen Spielkonstellationen auf.

Jared Hess, der Regisseur des Films, ist hingerissen von den Reaktionen: „Minecraft-Fans - ihr habt uns alle echt umgehauen. (...) Eure Kostüme, Lieder und Reaktionen haben uns gezeigt, wie unglaublich kreativ und begeisterungsfähig diese Gemeinschaft ist.“ Kinobetreiber sind weniger begeistert. Manche US-amerikanischen Kinos lassen Kinder und Jugendliche inzwischen nur noch in Begleitung eines Erwachsenen in den Film. Eine britische Kinokette warnte auf Instagram: „Störendes Verhalten vor, während oder nach der Vorstellung können wir nicht tolerieren. Wer stört, den müssen wir bitten zu gehen und notfalls werden wir auch die Polizei rufen.“

Dass aus Filmen virale Bewegungen entstehen, ist nicht neu. Vor zwei Jahren strömte das Publikum in pinken Outfits in den Greta-Gerwig-Superhit „Barbie“. Im Jahr zuvor gab es den „Gentleminions“-Hype: Damals kamen Jugendliche im Anzug und kleinen Schwarzen ins Kino – und schlugen in einigen Fällen auch so über die Stränge, dass Kinos Anzugträgern keine Karten verkauften.

Und dazu brauchte es früher noch nicht einmal das Internet: Zum Kultfilm „Rocky Horror Picture Show“ aus dem Jahr 1975 gibt es eine ganze Choreografie, der das Publikum folgte. Darunter: Reis werfen, Klopapierrollen schmeißen, mit Wasserpistolen spritzen.