Andreas Jung ist nun die wichtigste Stimme des Südwestens in der neuen CDU-Führungsmannschaft. Er will die CDU zur Partei der Nachhaltigkeit machen.
Berlin - Der Konstanzer Bundestagsabgeordnete Andreas Jung ist nun die wichtigste Stimme des Südwestens in der CDU-Führung. Wir sprachen mit ihm nach seiner Wahl.
Herr Jung, wo sehen Sie für die CDU den größten Erneuerungsbedarf?
Nachdem wir jetzt die personellen Weichen gestellt haben, müssen wir auf unserem Wertegerüst aufbauend einen Zukunftsentwurf entwickeln. Wir müssen erklären, wie wir uns das Leben in zehn und zwanzig Jahren vorstellen. In diesem Prozess brauchen wir auch kontroverse Debatten. Sie sind keine Schwäche, sondern tragen zur Glaubwürdigkeit bei. Aber daraus muss dann ein gemeinsam getragener Entwurf entstehen.
Und inhaltlich?
Wir müssen unser Profil als Partei der Nachhaltigkeit in Deutschland schärfen. Auch hier Meinungsführerschaft zu beanspruchen ist entscheidend für unsere Zukunftsfähigkeit als Volkspartei der Mitte. Klima, Wirtschaft und Soziales, das gehört untrennbar zusammen. Wir müssen das Versprechen „Wohlstand für alle“ von Ludwig Erhard mit Klimaneutralität nach dem Pariser Abkommen in einem Konzept verknüpfen.
Wie wird es jünger und weiblicher?
Wir müssen der Ort werden, wo spannende gesellschaftliche Fragen diskutiert werden - und so generell attraktiv sein für neue Mitglieder. Als Regierungspartei mussten wir viele Kompromisse mittragen. Jetzt müssen wir die Oppositionsrolle, die wir nicht gesucht haben, als Chance begreifen. Neumitglieder sollen erkennen, dass sie sich einbringen können, dass ihre Meinung zählt. Die Mitgliederbefragung war ein guter Start.
Wie haben Sie bislang die Rolle von Friedrich Merz erlebt?
Er hat großen Wert darauf gelegt, zusammen zu führen und die Partei breit aufzustellen. Neben dem klaren Mitgliedervotum erklärt auch das sein starkes Wahlergebnis auf dem Parteitag. Er macht deutlich, dass er die CDU als Volkspartei der Mitte stärken will. Da gehören wir hin. Diese Signale hat er am Samstag erneut ausgesandt.
Hatten sich Konservative mehr erwartet?
Nein. Ich sehe übergreifend nicht Enttäuschung, sondern große Motivation in der Partei. Die gilt es jetzt zu nutzen. Dazu gehört auch, mit konkreter programmatischer Arbeit deutlich zu machen: Wir haben unterschiedliche Akzente in der Partei, aber gemeinsame Werte – und daraus ergibt sich eine unverkennbare Programmatik, für die wir gemeinsam stehen.
Annette Widmann-Mauz ist allerdings bei ihrer Kandidatur für das Präsidium krachend gescheitert.
Es trifft uns hart, dass Annette Widmann-Mauz nicht mehr gewählt wurde. Ich bedaure das sehr. Sie ist eine streitbare Kämpferin, nicht nur für die Anliegen der Frauen. Als Bundesvorsitzende der Frauen- Union wird sie eine wichtige Stimme aus dem Südwesten bleiben. Insgesamt gilt: Die Erneuerung der CDU braucht auch die Kraft des Südens – und die bringen wir stark ein: Neben den am Samstag in die Führung gewählten Baden-Württembergern wird noch Christina Stumpp als stellvertretende Generalsekretärin ins Präsidium kommen. Und dabei bleiben dort Thomas Strobl als stellvertretender Ministerpräsident, Daniel Caspary als Sprecher der Europaabgeordneten und Thorsten Frei als neuer Erster Parlamentarischer Geschäftsführer. Neben ihm sind Steffen Bilger als Fraktionsvize und Nina Warken als Parlamentarische Geschäftsführerin in der neuen Fraktionsspitze. Und wir haben wichtige Sprecher – wie etwa Thomas Bareiß für die Verkehrspolitik.