Die so viel gerühmte grüne Fassade der Calwer Passage zeigt inzwischen so manche braune Stelle. Scheitert das Konzept der üppigen Bepflanzung?
Das Bauwerk Rotebühlplatz 20 ist nicht zu übersehen – und das nicht nur wegen seiner sieben Stockwerke und 27 Meter Höhe. Vor allem die Fassade sticht ins Auge. Etwa 11 000 Pflanzen sind in rund 2000 Gefäßen angebracht. Immergrün, Winterjasmin, Strauch-Efeu und Clematis wachsen an dem Gebäude an der Calwer Passage. Ein Mini-Mischwald steht auf dem Dach. „Es wurde bewusst darauf verzichtet, künstlich ein ganzjährig gleich grünes Bild zu schaffen, und es wurde nur ein Teil mit immergrünen Pflanzen belegt“, heißt es auf der Internetseite der CP Calwerpassage Betriebs- und Verwaltungs GmbH & Co. KG.
Passanten müssen sich also keine Sorgen machen, wenn aktuell die eine oder andere Pflanze ihren grünen Glanz verloren hat. „Dass manche Pflanzen braun geworden sind, ist je nach Pflanzenart schlicht jahreszeitlich bedingt. Sollte sich im Frühjahr zeigen, dass die eine oder andere Pflanze unter der Kälte gelitten hat, dann werden diese ausgetauscht, so wie es in einem Garten auch der Fall ist“, erklärt einer Sprecherin des Investors und Bauherrn, der Ferdinand Piëch Holding GmbH aus Stuttgart. Durch die Wartungsstege sei ein Austausch der Pflanzen auch ganz einfach. „Dies ist ja schließlich auch Teil des Fassadenkonzeptes.“
Bei insgesamt 1700 laufenden Metern Fassadenbegrünung prägen die Pflanzen das Erscheinungsbild der Calwer Passage. Durch die Artenvielfalt mit unterschiedlichem Laub, Fruchtansätzen sowie Blütenformen und -farben sollen sich die Jahreszeiten widerspiegeln, etwa die Herbstfärbung durch die Gewöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus vitacea) oder die Früchte der Schwedischen Mehlbeere (Sorbus intermedia) oder die Blüten der Mongolischen Waldrebe (Clematis tangutica). Die Konzeption gilt nicht nur in Stuttgart als Pionierprojekt unter der Überschrift „Grüner Städtebau“. An der Calwer Passage soll auch gezeigt werden, welchen Beitrag eine Fassadenbegrünung zur Verbesserung des Stadtklimas leisten kann. Die üppige Fassadenvegetation soll als natürlicher Kältespeicher dienen und den innerstädtischen Wärmeeffekt reduzieren.