Das Gastro-Schild ist noch weiß – doch die Gäste strömen zum Pre-Opening von Giuseppe Valle. Foto: /ubo

Auf Schließungen folgen neue Versuche in der Stuttgarter Calwer Passage. Neu dabei ist die Vinothek Sotto Sopra. Beim Pre-Opening in der früheren Filiale von Feinkost Böhm ist der Andrang groß.

Eingeladen hat Giuseppe Valle, wie er versichert, zum Pre-Opening seiner Vinothek Sotto Sopra an der Calwer Passage niemanden. Dennoch scheint es sich herumgesprochen zu haben, dass der in Stuttgart durch das Restaurant Valle bekannte Gastronom an seiner künftigen Wirkungsstätte am Samstagabend schon mal mit seinem Team zu Testzwecken gestartet ist.

Valle-Stammgäste von früher sind reichlich gekommen. Aber auch zufällig vorbei laufende Passanten bleiben stehen, suchen einen freien Platz, neugierig auf das, was sich vor der grünen Fassade an den seit fünf Monaten geschlossenen Räumen von Feinkost Böhm nun tut. Die erste Nacht zeigt: Der Name Valle hat einen guten Ruf in Stuttgarts Gastroszene. Viele sind froh, dass Giuseppe Valle nach einer Auszeit mit italienischen Spezialitäten und seiner Gastfreundschaft zurückkehrt.

Als „Stuttgarts schönste Fußgängerzone“ ist die Calwer Passage gefeiert worden – doch ein Selbstläufer ist sie nicht. Im März war Feinkost Böhm nach knapp einem Jahr ausgezogen, weil der Standort nicht die Erwartungen erfüllt hat. Das Unternehmen ist weiterhin Mieter der Immobilie und hat dafür nun einen italienischen Untermieter gefunden. Weil das Lokal über zwei Ebenen verfügt, einen Außenbereich an der eher ruhigen Calwer Passage und einen weiteren an der viel befahrenen Theodor-Heuss-Straße mit Metropolen-Feeling besitzt, nennt Giuseppe Valle die Tagesbar, die gleichzeitig ein Restaurant, eine Vinothek sowie ein Delikatessengeschäft mit Spezialitäten zum Mitnehmen ist, „sotto sopra“. Übersetzt heißt das: drunter und drüber. „Wir vereinen zwei Welten“, sagt er, „es ist völlig anders, ob man an der Straße sitzt oder auf der anderen Seite im Innenhof.“

„Das Leben ist immer ein Risiko“

Ob das nicht ein schwieriges Unterfangen an einem Standort wird, an dem der Vorgänger nur kurz geblieben ist und wo in der Nachbarschaft ein Kommen und Gehen herrscht? Die Calwer Passage tut sich schwer nach dem Neustart. „Risiko ist im Leben immer“, antwortet Valle. Doch so gut habe er sich mit seiner Familie – auch seine Frau und die Kinder arbeiten mit – auf das neue Projekt vorbereitet, dass er guter Dinge ist. Es könnte klappen angesichts der Vielfalt, die der gebürtige Römer anbietet. Im Sotto Sopra kann man zum Business-Lunch kommen, Panini mitnehmen. Pasta beim Einkaufsbummel genießen, sich zum Samstagssekt oder Afterwork-Drink treffen oder ein romantisches Abendessen zu zweit reservieren. Vor der offiziellen Eröffnung am 26. August will er bei mehreren Pre-Openings sehen, was man noch besser machen kann, wo es was zu ändern gibt.

Nach dem Tod seines Bruders konnte er im Valle nicht mehr arbeiten

Mit seinem Bruder hat er über viele Jahre das Restaurant Valle bei der Universität geführt. Als der Bruder dort vor zwei Jahren starb, wollte er nicht mehr bleiben – das wäre emotional zu schwierig geworden. Jetzt setzt Giuseppe Valle sein ganzes gastronomisches Können mit seiner ganzen Leidenschaft dafür ein, dass er einen Ort, der nach dem Auszug von Feinkost Böhm als schwierig gilt, neu belebt. Der Auftakt – das große Interesse der ersten Gäste, die sehr zufrieden waren – ist vielversprechend.