In einigen Kommunen im Kreis Esslingen fallen wegen des Streiks im privaten Omnibusgewerbe Busfahrten aus. Viele Fahrgäste haben sich offenbar auf den Ausstand vorbereitet und Alternativen gesucht – die Arbeitgeber zeigen jedoch Unverständnis.
Leere Bussteige und wenige Fahrgäste: In Plochingen hatten sich offenbar viele Fahrgäste auf den Streik im privaten Busgewerbe eingestellt und Alternativen gesucht. Auch in anderen Kommunen im Kreis Esslingen, etwa in Nürtingen oder auf den Fildern, fielen Busfahrten aus. Nicht bei allen stieß das auf Verständnis.
Ralf Steinmetz, Regionalverkehrsgeschäftsführer beim Esslinger Busunternehmen Fischle, das auch anderswo im Kreis Buslinien fährt, spricht von einer sehr geringen Streikbeteiligung in seiner Firma. Gerade einmal vier oder fünf von rund 80 Beschäftigten seien dem Streikaufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gefolgt. Allerdings hätten sich einige weitere Mitarbeiter kurzfristig krank gemeldet oder Urlaub eingereicht – vielleicht, weil sie nicht als Streikbrecher diffamiert werden wollten, vermutet Steinmetz.
Vereinzelte Ausfälle bei Fischle
Deshalb sei es am ersten von zwei Streiktagen am Dienstag nur vereinzelt zu Ausfällen auf den Buslinien seines Unternehmens gekommen. „Aber es ist keine Linie komplett ausgefallen, und 80 bis 85 Prozent der Leistungen werden gefahren“, sagte Steinmetz. Beschwerden von Fahrgästen habe es nicht gegeben – eher Unverständnis. „Auch wir haben absolut kein Verständnis für die Forderung nach neun Prozent mehr Lohn“, stellt er klar. Denn die Inflation liege gerade einmal bei 2,2 Prozent, und die jüngsten Tarifabschlüsse hätten bereits Lohnsteigerungen von rund 16 Prozent gebracht: „Das geht komplett an der Realität vorbei.“
Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen WBO argumentiert ähnlich. Die Gewerkschaft Verdi belaste die Tarifrunde „durch überzogene Streikaktionen weiter erheblich“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Nur drei Wochen nach Ende der Friedenspflicht gebe es nun bald schon sechs Streiktage. Zudem sei die Forderung von Verdi „schlichtweg unseriös“.
Fahrgäste äußern Verständnis
Etwas mehr Verständnis für die Streikenden gibt es offenbar unter den Fahrgästen. Die Rentnerin Ursula Zinser etwa steht am frühen Dienstagmorgen am Busbahnhof in Plochingen und will nach Reichenbach fahren. Sie habe durchaus Verständnis für den Streik – wenn man selbst betroffen sei, sei das jedoch ärgerlich, findet sie. Nun hoffe sie, dass ihr Bus fährt. Ebenso Matea Vuletic, die erst am Vorabend von dem Streik erfahren hat. Sie ist zum Plochinger Busbahnhof gekommen und hofft, von hier aus zur Arbeit zum Stumpenhof fahren zu können. Auch sie habe Verständnis für die Streikenden, sagt Vuletic. „Aber wenn Bus oder Bahn nicht kommen, ist das schon ärgerlich“, räumt sie ein. Just in dem Moment hält ihr Bus vor ihr am Bussteig. „Glück gehabt“, sagt Vuletic erfreut und steigt ein.
Fahrgäste in Plochingen hoffen, dass ihr Bus trotz Streik kommt
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten im privaten Omnibusgewerbe in Baden-Württemberg zu zweitägigen Streiks aufgerufen. Laut Benjamin Stein vom Verdi-Bezirk Fils-Neckar-Alb werden am Dienstag und Mittwoch alle privaten Busunternehmen im Kreis Esslingen bestreikt. Wie sich das konkret auswirke und wie viele Beschäftigte mitstreiken, könne er noch nicht sagen. „Aber wir sehen schon, dass die Beteiligung höher ist als beim letzten Mal“, sagt Stein.