Streikende in Stuttgart Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Ausstand im privaten Omnibusgewerbe hat manchen Kindern und Eltern den Schulanfang vermiest. Die Botschaft der Streikenden ist deutlich.

Stuttgart - Mehrere Hundert Busfahrerinnen und Busfahrer aus Baden-Württemberg haben am Dienstag in Stuttgart für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Unterstützt wurden die Streikenden dabei von Beschäftigten im Einzelhandel im Großraum Stuttgart, die von der Gewerkschaft Verdi zu Warnstreiks aufgerufen waren.

Durch ihren Streik, der zum Teil bereits am Montag begonnen hatte und bis zu diesem Mittwoch andauern soll, haben die Busfahrer so manchen Kindern und Jugendlichen und deren Eltern den Start ins neue Schuljahr gründlich vermiest.

Die Tarifverhandlungen für das private Omnibusgewerbe laufen bereits seit Monaten. Nachdem vor den Sommerferien auch die sechste Verhandlungsrunde ohne Ergebnis geblieben war, hatte Verdi dazu aufgerufen, den zuvor unterbrochenen Arbeitskampf wieder aufzunehmen. Bei der Auseinandersetzung geht es vor allem um unbezahlte Standzeiten der Busfahrer.

Es geht um nicht bezahlte Pausen

Ein fiktives, aber realitätsnahes Beispiel: Der Dienstplan eines Busfahrers sieht für einen Tag eine Schicht von 6.30 bis 21 Uhr vor, also insgesamt 14,5 Stunden. Bezahlt wird er allerdings nur für neun Stunden, weil ein großer Teil der Standzeiten als nicht bezahlte „Pause“ abgezogen wird.

Wenn er also mit seinem Bus auf einer Linie beispielsweise um 15.40 Uhr an der Endhaltestelle ankommt und die neue Linienfahrt erst um 16 Uhr an ebendieser Haltestelle beginnt, werden ihm 20 Minuten Pause abgezogen. Das, obwohl er mit seinem Bus nicht an der Haltestelle stehen bleiben darf und eben pünktlich um 16 Uhr wieder dort sein muss. Fällt so eine Schicht auf einen Sonn- oder Feiertag, zahlen die Arbeitgeber die fälligen Zuschläge bisher auch nur auf die so reduzierte Stundenzahl. Die Busfahrerinnen und Busfahrer wollen mit ihrem Arbeitskampf erreichen, dass deutlich weniger „Pausenzeit“ abgezogen wird als bisher. Die Gewerkschaft fordert eine „abzugsfähige Schichtzeit“ von höchstens elf Prozent, hieß es bei der Kundgebung auf dem Karlsplatz am Dienstag. Die Arbeitgeber dagegen würden auf 25 Prozent Zeitabzug beharren.

Ein Schwerpunkt des Streiks lag am Dienstag im Bereich Tübingen und Reutlingen. Ein Familienvater aus der Region erzählte am Rande der Kundgebung, dass Kinder und Eltern stinksauer auf die Busfahrer seien, „weil ausgerechnet zum Schulanfang die Busse nicht fahren“. So hätten die Eltern eigentlich verpönte Elterntaxis organisieren müssen – mit entsprechenden Folgen für die Verkehrssituation vor den Schulen gerade am Morgen zum Schulbeginn.

Die Tarifverhandlungen werden am 21. und 22. September fortgesetzt.