2021 waren 230 738 Einwohner im Wahlkreis Neckar-Zaber wahlberechtigt. (Symbolbild) Foto: dpa/Michael Kappeler

Wer sind ihre Helden? Was ihre größten Niederlagen und Erfolge? Die Kandidaten von CDU, SPD, FDP, Grüne, AfD und Linke im Wahlkreis Neckar-Zaber gewähren in Kurz-Interviews persönliche Einblicke.

Die Bundestagswahl steht unmittelbar vor der Türe. Diesen Sonntag, 23. Februar, werden auch die Bürger im Kreis Ludwigsburg an die Wahlurne gebeten. Wir haben die Kandidaten im Wahlkreis Neckar-Zaber im Vorfeld darum gebeten, jeweils fünf persönliche Fragen zu beantworten.

Fabian Gramling (CDU): „Ich sehe mich als Kümmerer“

Fabian Gramling hat 2021 das Direktmandat im Wahlkreis Neckar-Zaber erlangt. Foto: privat

1. Was ist Ihr Herzensprojekt im Wahlkreis?

Ohne eine starke Wirtschaft können wir unseren Sozialstaat, die Ausgaben für unsere Sicherheit und den Klimaschutz nicht leisten. Unser Mittelstand steht aber vor großen Herausforderungen. Ich möchte, dass unsere Kinder in einer lebenswerten Heimat leben können – mit einem attraktiven Job und einem bezahlbaren Eigenheim.

2. Wer ist Ihr Held - und warum?

Helden sind für mich Menschen, die Verantwortung übernehmen und sich für andere engagieren – Ehrenamtliche, Rettungskräfte oder engagierte Familien. Ihr Engagement ist essenziell für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land. Hätten Sie hingegen den jugendlichen Fabian Gramling gefragt, dann hätte der vermutlich sein Jugendidol vom VfB Stuttgart, Giovane Élber, genannt.

3. Was war Ihr größter Erfolg?

Als direktgewählter Abgeordneter ist es meine Aufgabe, für die Menschen im Wahlkreis da zu sein - für große Sorgen und kleine Anliegen. In den letzten drei Jahren habe ich über 1100 Bürgeranfragen schriftlich beantwortet und fast 3000 Schüler in Berlin empfangen. Ich sehe mich als Kümmerer, der auch auf Behörden und Ministerien mit einzelnen Anliegen von Bürgern zugeht. Hier einen Beitrag zu einer guten Lösung beizutragen – das sind meine schönsten Erfolge.

4. Was war Ihre größte Niederlage?

Die Sprache ist der Schlüssel zur Bildung, zur Integration und zur Teilhabe. Ich war selbst als Kind bei einer Logopädin in Behandlung. Deshalb ist es mir ein Herzensanliegen, dass wir alle Kinder im Kindergarten gut auf ihre Schulzeit und auf ihr Leben vorbereiten. Dass die Ampel das Förderprogramm „Sprach-Kitas“ gestrichen hat, war ein herber Dämpfer. Umso dankbarer war ich, dass sich die CDU-Landtagsfraktion für die Weiterfinanzierung eingesetzt hat.

5. Was hat Sie bewogen, in die Politik zu gehen?

Als Jugendlicher habe ich mich mit Freunden erfolgreich für einen Basketballkorb in meiner Heimatgemeinde Besigheim eingesetzt. Da habe ich gelernt, dass man für seine Interessen einstehen und hartnäckig bleiben muss, um Dinge zu bewegen. Der Basketballkorb wurde nach fast drei Jahren dann tatsächlich realisiert. Diese Erfahrung treibt mich bis heute an.

Fabian Gramling ist 1987 in Stuttgart geboren und in Besigheim aufgewachsen. Dort machte er nach der Mittleren Reife erst eine Lehre zum Bankkaufmann und besuchte dann die Wirtschaftsoberschule in Stuttgart mit dem Abschluss Abitur. Es folgten ein Bachelor-Studium an der dualen Hochschule in Stuttgart, eine Tätigkeit in der Wirtschaftsprüfung und schließlich ein nebenberufliches Studium mit Abschluss Master in Steuerlehre, Bilanzierung und Wirtschaftsrecht an der Hochschule Pforzheim. Als Jugendlicher spielte Gramling viel Fußball; Ehrenamtlich ist er als Vorsitzender der Sportkreisjugend Ludwigsburg tätig. Er ist verheiratet und hat ein Kind.

Mario Sickinger (SPD): „Für eine gerechte Gesellschaft“

Mario Sickinger freut sich an den kleinen Momenten. Foto: pri/vat

1. Was ist Ihr Herzensprojekt im Wahlkreis?

Die Wirtschaft und Digitalisierung in unserer Region voranzubringen, ist mein zentrales Anliegen. Ich möchte die wirtschaftliche Stärke unseres Wahlkreises langfristig sichern, Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen. Dafür braucht es einen gezielten Aufschwung und zukunftsorientierte Lösungen.

2. Wer ist Ihr Held – und warum?

Ich halte nichts von Personenkult, da jeder Mensch Fehler macht. Doch Persönlichkeiten wie Willy Brandt, Nelson Mandela oder Martin Luther King inspirieren mich mit ihrem Einsatz für Gerechtigkeit und Fortschritt.

3. Was war Ihr größter Erfolg?

Es sind die vielen kleinen Momente, in denen ich anderen helfen konnte – sei es bei Kollegen, Freunden oder in der Familie. Erfolg bedeutet für mich, einen positiven Unterschied zu machen.

4. Was war Ihre größte Niederlage?

Mein Lebensweg war nicht immer geradlinig, aber jede Herausforderung hat mich geformt.

Diese Erfahrungen haben meinen Antrieb gestärkt, mich politisch zu engagieren und etwas zurückzugeben.

5. Was hat Sie bewogen, in die Politik zu gehen?

Schon in meiner Jugend habe ich erfahren, dass nicht alle die gleichen Chancen haben. Diese Ungleichheiten motivieren mich bis heute, mich für eine gerechte und vielfältige Gesellschaft einzusetzen.

Mario Sickinger ist Jahrgang 1994, ledig und von Beruf IT Consultant. Er arbeitet in Bietigheim-Bissingen bei einem Unternehmen in der Textilbranche. Geboren ist er in Böblingen, aufgewachsen ist er im Bottwartal. Dort hat er zunächst an der Realschule in Großbottwar seinen Abschluss gemacht und wechselte dann fürs Abitur nach Heilbronn. Studiert hat er in Potsdam und Heidelberg. Wegen seines Aussehens werde er immer wieder auf seine Herkunft angesprochen – seine Mutter stammt aus Lateinamerika. Sickinger hat einen Hund, mit dem er gerne rund um seinen Wohnort Beilstein spazieren geht, außerdem geht er joggen, spielt Fußball und Tennis.

Lars Maximilian Schweizer (Grüne): „Ich will Verantwortung übernehmen“

Lars Maximilian Schweizer hat bereits 20 /privat

1. Was ist Ihr Herzensprojekt im Wahlkreis?

Das sind viele kleine Herzensprojekte, die Wirtschaft und Klimaschutz zusammendenken. Politik ist Teamarbeit, wenn politische Entscheidungsträger, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam Projekte nachhaltig voranbringen, zeigt das, wie wir unsere Zukunft bewahren können.

2. Wer ist Ihr Held – und warum?

Meine Großmutter. Sie hat mir vorgelebt, fleißig zu sein, für andere Menschen Verantwortung zu übernehmen, anderen zu helfen, ehrlich und aufrichtig zu sein und nie den Mut zu verlieren. Ihre Lebensfreude, ihr Engagement und ihr unermüdlicher Einsatz für unsere Familie und die Gemeinschaft inspirieren mich bis heute.

3. Was war Ihr größter Erfolg?

Politik ist kein Einzelsport. Meine größten Erfolge waren immer, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zusammenzubringen, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen in der Region zu finden. Wenn wir gemeinsam Projekte zum Wohle der Menschen voranbringen, zeigt das, welche Kraft zusammen entfaltet werden kann.

4. Was war Ihre größte Niederlage?

Ich würde von der größten Enttäuschung sprechen: Als Fußballtrainer mit meiner Mannschaft im Jahr 2022 das Relegationsspiel zum Aufstieg in die Kreisliga A zu verlieren. Das war nach zwei abgebrochenen Spielzeiten während der Coronazeit, bei denen wir jeweils auf dem ersten Platz lagen, besonders bitter.

5. Was hat Sie bewogen, in die Politik zu gehen?

Die Überzeugung, dass Menschen einen Unterschied machen können. Seit der Geburt meiner Kinder ist klar: Ich will Verantwortung für andere übernehmen, um eine gerechtere, lebenswerte Zukunft zu bewahren. Ich will nicht nur zuschauen, sondern aktiv dazu beitragen, dass wir Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stärke zusammenbringen.

Lars Maximilian Schweizer ist 1993 in Ludwigsburg geboren und ist im Stadtteil Poppenweiler auf einem Pferdehof aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte er Geschichts- und Rechtswissenschaft in Tübingen mit Bachelor-Abschluss. Er arbeitet als Büroleiter der baden-württembergischen Grünen-Landtagsabgeordneten und Staatssekretärin Andrea Lindlohr. Schweizer ist als Fußballtrainer bei der DJK Ludwigsburg aktiv. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Andrey Belkin (FDP): „Unternehmen sollen Luft zum Atmen haben“

Andrey Belkin debattiert gerne. Foto: privat

1. Was ist Ihr Herzensprojekt im Wahlkreis?

Der Erhalt und Ausbau des deutschen Mittelstands. Durch Abbau von Bürokratie und überflüssigen Doppelstrukturen sollen Unternehmen wieder Luft zum Atmen haben und lokale Innovationen Raum zur Entfaltung erhalten.

2. Wer ist Ihr Held – und warum?

Adam Smith und sein Werk „Wealth of Nations“. Dieses hat nicht nur die Wirtschaftswissenschaften revolutioniert, sondern auch gesellschaftliche Perspektiven geprägt. Smiths Ideen über Marktmechanismen und individuelle Freiheit sind bis heute Grundlage für eine offene und auf Fortschritt ausgerichtete Gesellschaft.

3. Was war Ihr größter Erfolg?

Der Abschluss meines Chemiestudiums. Nach vielen Jahren des Lernens und vieler Stunden im Labor und außerhalb konnte ich dadurch nicht nur fachliches Wissen sammeln, sondern mich auch als Person weiterentwickeln.

4. Was war Ihre größte Niederlage?

Trotz guter Vorbereitung und intensivem Training reichte es bei den Deutschen Debattiermeisterschaften 2024 knapp nicht, um mit meinem Team ins Viertelfinale einzuziehen.

5. Was hat Sie bewogen, in die Politik zu gehen?

Ich möchte die Politik in Deutschland verändern und das Aufstiegsversprechen wiederbeleben, das ich selbst erleben durfte. Dies möchte ich nicht nur durch eine Wahlentscheidung, sondern das aktive Mitwirken an der Politik erreichen.

Andrey Belkin wurde vor 28 Jahren in Moskau geboren, kam als Kleinkind in den Landkreis Ludwigsburg und studierte nach dem Abitur Chemie. Heute arbeitet er als Pharmaberater. Belkin ist ledig und wohnt in einer WG. Er ist Vorstand des Stuttgarter Debattierclubs, dem deutsch- und englischsprachigen Debattierclub der Universität Stuttgart, in dem auch Berufstätige Mitglied sind, und nimmt immer wieder an Debattierwettbewerben teil.

Dieter Glatting (AfD): „Zurück zu Kohle und Kernkraft“

Dieter Glatting ist durch seine Arbeit in der Politik mit sich selbst im Reinen. Foto: priv/at

1. Was ist Ihr Herzensprojekt im Wahlkreis?

Da mir die Natur und das Wohlergehen der Menschen am Herzen liegen, setze ich mich für ein Ende der naturzerstörenden und teuren „Erneuerbaren Energien“ ein. Dazu gehören auch die vom Kreis geförderte Wasserstoffwirtschaft. Die Energieversorgung muss wieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Daher zurück zu Kohle und Kernkraft.

2. Wer ist Ihr Held – und warum?

Politisch und gesellschaftlich erscheint mir Franz-Josef Strauß als das Vorbild, an dem man sich orientieren sollte. Er warnte schon frühzeitig vor linksgrüner Misswirtschaft, die die Zukunft der kommenden Generationen zerstören würde. Seine Narrenschiffrede bleibt unvergessen. Auch seine Wirtschafts- und Energiepolitik waren richtungsweisend.

3. Was war Ihr größter Erfolg?

Ich habe mich von Anfang an der programmatischen Arbeit innerhalb der AfD beteiligt. Diese Arbeitsgruppe hat, gegen die Widerstände von Saboteuren, Mandats- und Bedenkenträgern, die Positionen zu Klima und Kernenergie, zur Abstimmung gebracht. Die Verabschiedung auf dem Parteitag in Stuttgart war ein bewegender Moment.

4. Was war Ihre größte Niederlage?

Welches meine größte Niederlage war, ist schwer zu sagen. Es waren sehr viele, privat und beruflich. Angesichts des Schicksalsschlags Diagnose Krebs verblassen diese Niederlagen. Wenn man dem Tod ins Auge geblickt hat, erscheinen viele Ereignisse bedeutungslos. Einmal öfters aufzustehen als hinzufallen, hat mein Leben geprägt.

5. Was hat Sie bewogen, in die Politik zu gehen?

Die Politik hat mir meine Arbeit und meinem Kind die Aussicht auf ein selbstbestimmtes Leben genommen. Ich stand vor der Wahl, mich der ideologiegetriebenen Vernichtungspolitik zu ergeben oder entschlossen dagegen zu arbeiten. Ob meine Arbeit Erfolg haben wird, muss sich zeigen. Aber durch diese Arbeit bin ich mit mir selbst im Reinen.

Dieter Glatting ist Jahrgang 1963. Nach der Mittleren Reife machte er zunächst eine Dachdeckerlehre, holte in der Abendschule das Abitur nach und studierte danach Physik. Bevor er als wissenschaftlicher Referent im Arbeitskreis Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit und Verbraucherschutz der AfD-Bundestagsfraktion nach Berlin wechselte, arbeitete er bei einem Unternehmen, das Aufgaben im Bereich der Atomkraft wahrnimmt. Glatting ist verheiratet, hat einen Sohn und ist leidenschaftlicher Motorradfahrer.

Julia Schlembach (Die Linke): „Der ÖPNV muss für alle kostenlos sein“

Julia Schlembach will für die Menschen Politik machen, die keine Lobby haben. Foto: pri/vat

1. Was ist Ihr Herzensprojekt im Wahlkreis?

Ich möchte für meinen Wahlkreis erreichen, dass die Menschen endlich von der Haustüre bis zur Arbeit mit Bus und Bahn fahren können – auch im sehr ländlichen Raum. Der ÖPNV muss massiv ausgebaut werden, für alle zugänglich und kostenlos sein.

2. Wer ist Ihr Held – und warum?

Meine Heldin ist Clara Zetkin. Sie ist eine der ersten Frauen, die als Abgeordnete in ein deutsches Parlament eingezogen ist. Als Frauenrechtlerin hat sie sich schon im 20. Jahrhundert für Gleichberechtigung eingesetzt und wäre sicher nicht zufrieden, dass ich im Jahr 2025 immer noch die einzige weibliche Kandidatin im Wahlkreis bin.

3. Was war Ihr größter Erfolg?

Wenn ich in die Zukunft schaue, wäre mein größter Erfolg, dass wir in einer gerechten und solidarischen Gesellschaft leben. Das Wohnen wäre für alle leistbar, es gebe keine Wohnungslosigkeit mehr, niemand müsste am Ende des Monats Angst vor dem Einkauf haben, es gebe echte Geschlechtergerechtigkeit und Bildung würde nicht vom Geldbeutel abhängen.

4. Was war Ihre größte Niederlage?

Eine Niederlage ist es, wenn Spaltung und Hetze unsere Gesellschaft vergiften und Menschen mit Migrationsgeschichte angefeindet oder arme Menschen gegen noch ärmere ausgespielt werden. Ich lasse mich aber nicht entmutigen und setze mich für eine Gesellschaft ein, in der Vielfalt als Stärke und nicht als Bedrohung gesehen wird.

5. Was hat Sie bewogen, in die Politik zu gehen?

Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und möchte für die Menschen Politik machen, die sonst keine Lobby haben. Als Sozialarbeiterin habe ich oft erlebt, dass Armut oder Wohnungslosigkeit individualisiert werden, dabei gibt es hierfür strukturelle Ursachen, die nicht vorherbestimmt, sondern lösbar sind, wenn der politische Wille da ist.

Julia Schlembach ist 38 Jahre alt und stammt aus Würzburg. In Esslingen hat sie soziale Arbeit studiert, in der Liga der freien Wohlfahrtsverbände arbeitet sie als Referentin. Sie sieht sich als Lobbyistin für Menschen ohne Lobby. Schlembach ist liiert und lebt in Sachsenheim.