Stimme abgegeben: das Johannes-Kepler-Gymnasium wurde zum Wahllokal. Foto: Simon Granville

Für die Fraktionsvertreter im Leonberger Gemeinderat war bei der Bundestagswahl vieles schon klar, bevor die ersten Prognosen und Hochrechnungen kamen. Der Wahlabend birgt dennoch Spannung.

Die Bundestagswahl sorgt unter den Parteivertretern im Leonberger Gemeinderat für Diskussionsstoff. So findet es der CDU-Fraktions- und Stadtverbandsvorsitzende Oliver Zander nach den ersten Prognosen am Sonntagabend „spannend, ob die beiden Kleinen reinkommen“. Beim BSW hat er die klare Meinung: „Wenn sie es nicht schaffen würden, fände ich das eher positiv.“ Das Abschneiden der eigenen Partei sieht er mit gemischten Gefühlen: „Eine drei vorne wäre schon gut.“ Bei der Regierungsbildung hofft er auf eine Zweier-Koalition, die schnell unter Dach und Fach gebracht werden solle. „CDU und SPD wäre da das eindeutigste.“ Das Abschneiden der AfD hält er „für nicht ganz so schlimm wie befürchtet“. Den Wahlabend verbringt Zander so: „Erst mal gehe ich essen, und dann verfolge ich die Geschehnisse zuhause – und es wird intensiv diskutiert werden.“

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Ottmar Pfitzenmaier ist nicht überrascht vom voraussichtlichen Absturz seiner Partei: „Es war von Anfang an Unklug, mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten in den Wahlkampf zu gehen.“ Er sei eben nun mal das Gesicht der geplatzten Ampel. „Warum kein Neuanfang?“, fragt der Leonberger Sozialdemokrat, der ebenfalls hofft, dass es grundsätzlich auf eine Zweierkoalition hinausläuft, sprich: dass sowohl FDP als auch BSW den Einzug in den Bundestag verpassen. „Wobei es mit der CSU als Unruhestifter dann doch wieder eine Dreierkoalition wäre.“ Früher habe das Zusammenspiel von CDU und SPD als Notlösung gegolten, heute sei es die größte Hoffnung. In Sachen AfD überrasche ihn das Ergebnis ebenfalls nicht. „Die Vorfälle in den vergangenen Wochen haben ihnen in die Hände gespielt“, sagt er. Der Schlussspurt der Linken berührt ihn indes wenig: „Wenn es schon reicht, nichts falsch zu machen, dann weiß ich auch nicht.“ Am Wahlabend verfolgt Pfitzenmaier noch das Bundesliga-Fußballspiel des FC Bayern, bevor er sich ganz den Analysen und Hochrechnungen widmet.

Horst Nebenführ, Fraktionsvorsitzender der FDP im Leonberger Gemeinderat, kommentiert angesichts der ersten Hochrechnungen: „Natürlich hoffen wir, dass wir reinkommen, damit in einer Regierung zwei Parteien mit Wirtschaftskompetenz vertreten sind.“ Es werde aber ein spannender Abend. Mit Blick auf die CDU, die nicht ganz so stark abgeschnitten hat wie erwartet, sagt er: „Herr Merz hat sich im Endspurt sehr burschikos gezeigt, und damit vielleicht den ein oder anderen verprellt.“ Die SPD indes könne „man ja sowieso nicht mehr wählen. Olaf Scholz hat als Kanzler eine denkbar schlechte Figur gemacht“. Obwohl man mit den beiden AfD-Vertretern im Gemeinderat ganz gut auskomme, „braucht diese Partei auf Bundesebene nicht über 20 Prozent zu kommen“. Lob gibt es für die Linke, die in den vergangenen beiden Wochen noch einen fulminanten Schlussspurt auf zwischen acht und neun Prozent hingelegt hat: „Sie haben einen überzeugenden Wahlkampf gemacht und dabei alle Fettnäpfchen ausgelassen.“ Das könne man von den anderen, „inklusive meiner Partei“, nicht behaupten. Im Laufe des Sonntags hat Nebenführ gemeinsam mit Stadtverbandsmitglied Katrin Jaki schon FDP-Wahlplakate abgehängt. Den restlichen Wahltag verbringt er zuhause.

Von einem „blauen Auge nach all dem Bashing der letzten Wochen“ für seine Partei spricht der Grünen-Fraktionsvorsitzende Bernd Murschel. Die Bildung einer Koalition werde „superspannend“. Er hoffe, dass dabei die Ansagen der CDU bezüglich der AfD Bestand haben. Generell sei er vom Ergebnis nicht überrascht – auch wenn die CDU „mit einem Alleinstellungsmerkmal aus der Opposition heraus eigentlich viel mehr Stimmen hätte holen müssen“. Die SPD hingegen habe sich in einen Wunschtraum hineingeträumt. Respekt hat Murschel für die Linke übrig – „eine Partei mit einem Alleinstellungsmerkmal, mit Positionen, die offenbar gefragt sind. Da muss man gratulieren“. Er selbst verbringt den Abend bei einer kleinen, privaten Wahlparty.