Gestern Wahlparty, morgen Berlin: David Preisendanz nimmt am Wahlabend in einem Lokal in Ostfildern Glückwünsche entgegen. Foto: Ines Rudel

Im Landkreis Esslingen wurde ähnlich gewählt wie in Bund und Land. Dennoch gibt es einige Unterschiede, etwa, was das Abschneiden der Wahlsieger CDU und AfD betrifft. Für die Gewählten fängt derweil die Arbeit bereits in dieser Woche an.

Als am Sonntagabend auf der CDU-Wahlparty in Ostfildern um 18 Uhr die erste Prognose verkündet wurde, wusste David Preisendanz noch nicht, ob er wirklich den Einzug in den Bundestag geschafft hatte. Zwar war schon um diese Uhrzeit die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Preisendanz Gewinner im Wahlkreis Esslingen sein würde. Aber das modifizierte Wahlsystem garantierte nicht jedem Wahlkreissieger den Einzug. Sechs CDU-Politiker aus Baden-Württemberg schafften es trotz ihres Sieges nicht. Deutschlandweit sind es sogar 23 Bewerber, die ihr Direktmandat nicht antreten können. Nicht alle von der CDU, aber die meisten.

Zwei neue CDU-Abgeordnete aus dem Kreis Esslingen für Berlin

Preisendanz gehört nicht zu den Verlierern unter den Gewinnern: Er kann das Ticket nach Berlin buchen – ebenso wie sein Parteikollege Matthias Hiller im Wahlkreis Nürtingen, der ebenfalls seinen Wahlkreis gewann. „Eine gewisse Nervosität war schon da, solange ich nicht wusste, welche Auswirkungen das neue Wahlrecht auf den Ausgang hat“, sagte Hiller. Hiller gewann 37,7 Prozent der Stimmen. Preisendanz kam auf 37 Prozent. Für beide ein gutes Ergebnis. Zuletzt vertrat Michael Hennrich den Wahlkreis Nürtingen für die CDU im Bundestag. Er gab sein Mandat jedoch bereits 2023 ab und wechselte in die Pharmaindustrie. Vorgänger von Preisendanz war Markus Grübel, der im Wahlkreis Esslingen ebenfalls nicht wieder kandidierte. Bei der Bundestagswahl 2021 gewann die CDU mit Grübel 32 Prozent der Erststimmen. Hennrich erreichte 2021 etwas mehr als 31 Prozent. Sowohl Hennrich als auch Grübel machten jeweils mehr als zwei Jahrzehnte Politik in Berlin. 2002 zogen beide erstmals ins Parlament ein, so wie jetzt Preisendanz und Hiller.

„Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, ich freue mich darüber“, sagte Hiller, der gerade beim Kofferpacken war, als unsere Zeitung am Montag bei ihm anrief. „Ich fahre heute schon mit dem Zug nach Berlin. Da gibt es die erste Sitzung der Landesgruppe, die neue Fraktion kommt ebenfalls schon zusammen. Es geht also direkt los.“ Nicht anders sieht es bei dem anderen direkt Gewählten aus: Preisendanz befindet sich ebenfalls auf dem Sprung in die Bundeshauptstadt.

Kreis Esslingen ist ein klassischer CDU-Kreis

Der Kreis Esslingen ist ein klassischer CDU-Kreis – das hat sich durch diese Wahl noch verstärkt. Das Zweitstimmenergebnis der Christdemokraten liegt im Kreis Esslingen über den Werten in Baden-Württemberg und auch über denen in Deutschland. Im Wahlkreis Nürtingen bekam die CDU 33,7 Prozent, im Wahlkreis Esslingen 32,5 Prozent. Deutschlandweit kam die CDU auf 28,6 Prozent, in Baden-Württemberg auf 31,6 Prozent der Stimmen.

Der eine geht, der andere kommt: Markus Grübel (links) verabschiedet sich aus dem Bundestag, David Preisendanz kommt. Foto: Ines Rudel

Die CDU hat im Wahlkreis Esslingen ungefähr so viel gewonnen wie die SPD verloren hat: Einem Plus von 7,2 Prozentpunkten steht ein Minus von 7,3 entgegen. Noch mehr Plus als die CDU aber hat die AfD mit 8,6 Prozentpunkten geschafft. Sie ist mit 16,1 Prozent jetzt zweitstärkste Kraft noch vor der SPD (15,5 Prozent) und den Grünen (15 Prozent). Wie in ganz Deutschland überraschte außerdem Die Linke, die im Wahlkreis Esslingen auf 7,2 Prozent der Stimmen kommt.

Im Wahlkreis Nürtingen ein ähnliches Bild. Hier gewann die AfD sogar 9,3 Prozent dazu und erreichte damit 18 Prozent der Wählerstimmen. Trotz dieser hohen Gewinne ist die AfD weniger stark als in Baden-Württemberg (19,8 Prozent) und Deutschland insgesamt (20,8 Prozent).

Großer Verlierer in den Wahlkreisen ist die FDP, die noch einmal deutlich mehr verlor als SPD und Grüne: In beiden Wahlkreisen mehr als zehn Prozentpunkte. Das entspricht in etwa dem Landesergebnis, wo die FDP etwas weniger als zehn Punkte verlor. Bundesweit verlor die FDP rund sieben Prozentpunkte.