Enttäuschung und Euphorie lagen am Wahlabend dicht beieinander. Kandidierende aus dem Landkreis Esslingen gaben erste Statements zur ersten Prognose und Hochrechnungen zur Bundestagswahl ab.
Deutschland hatte die Wahl. Wie aber wählte der Kreis Esslingen? Mit fast 38 Prozent der Erststimmen landen die CDU-Politiker Matthias Hiller (Wahlkreis Nürtingen) und David Preisendanz (Wahlkreis Esslingen) auf den ersten Plätzen in den Wahlkreisen des Landkreises Esslingen. Deutlich dahinter landete Christof Deutscher von der AfD im Wahlkreis Nürtingen mit knapp 18 Prozent und in Esslingen Argyri Paraschaki-Schauer für die SPD mit etwas mehr als 16 Prozent. Wichtig für die Zusammensetzung des Bundestages ist vor allem das Zweitstimmenergebnis: Auch hier, bei den Zweitstimmen, schneidet die CDU in den beiden Wahlkreisen Esslingen und Nürtingen vor der AfD am stärksten ab. Auf Platz Drei folgt in beiden Wahlkeisen die SPD, knapp dahinter die Grünen.
Interessant auch die Wahlbeteiligung: Im Wahlkreis Esslingen zum Beispiel lag sie am Sonntag bei 84,3 Prozent. Das ist mehr als bei der letzten Bundestagswahl 2021. Damals gaben 79,2 Prozent ihre Stimme ab. Auch bundesweit stieg die Wahlbeteiligung.
Bereits nach dem Vorliegen der ersten Prognosen und den ersten Hochrechnungen gaben Kandidierende aus dem Kreis Esslingen Statements zu der vorgezogenen Bundestagswahl ab. Keine große Überraschung brachte das Ergebnis für David Preisendanz (CDU) im Wahlkreis Esslingen. Das Abschneiden seiner Partei sei in allen Umfragen so vorhergesagt worden. Doch er hätte sich mehr als 30 Prozent für die CDU gewünscht, damit eine stabile Zweierkoalition in Berlin ermöglicht werden könne. Konkret: Preisendanz bevorzugt ein Zusammengehen mit der SPD. Er selbst kann auch mit seinem persönlichen Abschneiden zufrieden sein. Er ist der klare Wahlkreissieger.
AfD im Kreis Esslingen für eine Koalition mit der CDU
Christof Deutscher, der im Wahlkreis Nürtingen für die AfD antrat, ist „sehr, sehr zufrieden“ mit dem Abschneiden seiner Partei. Auch die hohe Wahlbeteiligung habe ihn gefreut: „Dieses AfD-Ergebnis hätte ich vor zwei Monaten so noch nicht erwartet. Ich bin auch über das Abschneiden der Union überrascht. Ich hätte für sie mit einem Ergebnis deutlich über 30 Prozent gerechnet.“
Das aber konnte die Freude von Matthias Hiller nicht trüben. Der CDU-Kandidat setzte sich im Wahlkreis Nürtingen klar durch.
Nils Schmid von der SPD kann über Platz zwei auf der Landesliste erneut das Ticket für Berlin buchen. Für seine Partei aber ist die Bilanz trübe. „Das war eine heftige Schlappe für die SPD, wenn auch erwartbar“, sagte er. „Unter 20 Prozent – das ist schon sehr bitter.“ Während des ganzen Wahlkampfes habe man die „Mauer der Unzufriedenheit“ mit der Regierung gespürt. Die Leistung und das Scheitern der Ampel-Koalition sei im Wahlkampf dominant gewesen. Eine große Koalition mit der CDU wäre jetzt das Richtige für Deutschland, so Schmid: „Wir brauchen Stabilität und müssen die Bürger davon überzeugen, dass gutes Regieren möglich ist.“
Von einem Wahlabend zum „Nägelkauen“ sprach im Wahlkreis Esslingen derweil Sebastian Schäfer (Grüne). Denn nach ersten Prognosen sei der Einzug kleinerer Parteien in den Bundestag und ein Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde noch sehr unsicher und somit auch die Koalitionsbildung. Mit Blick auf seine politische Zukunft muss Schäfer aber nicht an den Nägeln kauen: Durch den vorderen Listenplatz dürfte der Einzug in den Bundestag gesichert sein.
Bei Martin Auerbach (Die Linke) waren mehrere Anrufe für ein Statement nötig: Er habe das Klingeln des Telefons wegen des lauten Jubels gar nicht gehört. Das gute Abschneiden seiner Partei liege daran, dass sie Themen wie bezahlbaren Wohnraum, Renten oder Steuern für Milliardäre aufgegriffen habe – und das seien Themen, die die Menschen bewegten.
Renata Alt von den Liberalen im Wahlkreis Nürtingen weist darauf hin, dass es zu Anfechtungen der vorgezogenen Bundestagswahl durch die knappen Fristen kommen könnte. Viele Deutsche im Aus-, aber auch im Inland hätten die Briefwahlunterlagen nicht rechtzeitig erhalten.