Die Kirchheimerin Renata Alt tritt zu ihrer dritten Bundestagswahl im Wahlkreis Nürtingen an. Sie brennt für die Außen- und Europapolitik. Innenpolitisch bezieht sie bei einem Thema klar Stellung.
Wahlkampf ist für Renata Alt nichts Neues: Zum nunmehr dritten Mal kandidiert sie im Wahlkreis Nürtingen für ein Mandat im Bundestag. Dreimal schon ist die 59-Jährige über die Landesliste der Liberalen ins deutsche Parlament eingezogen, auch diesmal steht sie auf Platz sieben. Gerne würde die Kirchheimerin ihre politische Arbeit in Berlin fortsetzen. Dafür kämpft sie – den schlechten Umfragewerten für ihre Partei zum Trotz.
Für welches Herzensthema im Landkreis würden Sie sich mit einem Bundestagsmandat einsetzen?
Dass wir so viele Arbeitsplätze wie möglich im Landkreis behalten können. Die aktuelle Situation in der Automobilindustrie und bei den Zulieferern ist sehr schwierig. Es ist sehr wichtig, sich gerade auf der internationalen Ebene dafür einzusetzen, eventuelle Zölle oder Handelshemmnisse zu verhindern. Denn Schwierigkeiten in der Automobilindustrie haben einen Dominoeffekt auf die Prosperität im Landkreis Esslingen.
Das Gespräch mit den Bürgermeistern im Kreis suchen
Was wäre Ihr erstes Ziel im Landkreis für einen Besuch als Bundestagsmitglied?
Mir wäre es wichtig, als erstes mit allen Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der Kommunen im Landkreis zu sprechen, um auf alle wichtigen Vorhaben und Projekte, die aus dem Bundestag unterstützt werden sollen, einzugehen. Parallel dazu möchte ich weiterhin mit der Industrie- und Handelskammer sowie mit der Handwerkskammer eng in Verbringung bleiben.
In welchen Bundestagsausschüssen sehen Sie sich?
Ich brenne für die Außen- und Europapolitik und möchte hier mein Fachwissen gern weiterhin einsetzen. Deswegen strebe ich bei einer Wiederwahl eine Arbeit im Auswärtigen Ausschuss, im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, im Verteidigungsausschuss oder im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. Ich könnte mir aber auch eine Mitgliedschaft im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vorstellen.
Kann die lokale Wirtschaft vom Klimaschutz profitieren, und was würden Sie als Bundestagsmitglied dazu beitragen?
Die lokale Wirtschaft kann vom Klimaschutz profitieren, wenn dieser unideologisch und technologieoffen gestaltet wird. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und von Wasserstoffnetzen käme voran, wenn dadurch mittelfristig die Strompreise gesenkt werden. Momentan braucht es aber massive Entlastungen beim Strompreis, da der politisch gewollte gleichzeitige Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Atomkraft weder für die Umwelt noch für die Wirtschaft Vorteile gebracht hat.
Bürgergeld grundlegend reformieren
Soziale Hilfsleistungen wie beispielsweise das Bürgergeld stehen derzeitsehr in der Diskussion – plädieren Sie für eine Kürzung oder den Ausbau dieser Leistungen?
Als Freie Demokraten wollen wir das Bürgergeld grundlegend reformieren. Ziel soll es sein, Menschen schnell und unbürokratisch zu helfen, wieder in die Arbeit zu kommen. Wir wollen die Zumutbarkeitsregeln dahingehend anpassen, dass auch längere Pendelstrecken und Umzüge für Personen ohne Kinder und ohne pflegebedürftige Angehörige zumutbar sind. Zusätzlich wollen wir Arbeitsgelegenheiten für Totalverweigerer einführen. Zuletzt ist das Bürgergeld überproportional zur Inflation angestiegen. Deshalb wollen wir mit der Abschaffung der sogenannten Besitzstandsregelung die Voraussetzung dafür schaffen, den Regelsatz abzusenken. Außerdem wollen wir die Hinzuverdienstregeln in der Grundsicherung und im Wohngeld so verbessern, dass sich Arbeit und Leistung spürbar immer mehr lohnen.
Politiker im Interview
Zur Person
Renata Alt wurde am 27. August 1965 in Skalica (Slowakei) geboren. 1987 schloss sie ein Ingenieur-Studium mit der Fachausrichtung Lebensmittelchemie und Biotechnologie ab, arbeitete danach im Außenhandel, unter anderem im Außenhandelsministerium in Prag. 1992 wurde sie als Wirtschaftsattaché ins tschechoslowakische (später slowakische) Generalkonsulat nach München entsandt. Seit 1997 ist sie wissenschaftliche Beraterin im Bereich Lebensmittelchemie und Biochemie. Der FDP trat sie 2009 bei, dort ist sie in verschiedenen Funktionen engagiert. Von Dezember 2016 bis Mai 2022 war sie Stadträtin im Kirchheimer Gemeinderat, davon drei Jahre lang Fraktionschefin. Seit Oktober 2017 gehört sie dem Bundestag an.
Bundestagswahl
Unsere Zeitung stellt die Direktkandidatinnen und -kandidaten der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien vor, die am 23. Februar für die Wahlkreise Esslingen und Nürtingen antreten. Alle erhalten die gleichen Fragen.