Laura Hahn kandidiert bei der Bundestagswahl für die FDP im Wahlkreis Esslingen. Die 26-jährige Juristin fordert Steuerreformen, spricht sich gegen Regulierungen aus und will das Bürgergeld kürzen.
Mit ihren 26 Jahren will die FDP-Politikerin Laura Hahn frischen Wind in das deutsche Parlament bringen. Nach dem Kommunalwahlkampf entschied sich die Wirtschaftsjuristin im vergangenen Jahr, bei der Bundestagswahl als Kandidatin anzutreten. Sie geht nun für die Liberalen im Wahlkreis Esslingen ins Rennen.
Für welches Herzensthema im Landkreis würden Sie sich mit einem Bundestagsmandat einsetzen?
Wir müssen das Zukunftsversprechen in Deutschland erneuern. Das betrifft natürlich auch den Landkreis. Hier wohnen viele fleißige Menschen, das sind unsere Leistungsträger. Denen müssen wir Perspektiven aufzeigen, damit insbesondere die Jungen hier bleiben. Ich denke da vor allem an den Mittelstand, weil der das Rückgrat der Wirtschaft ist.
FDP-Politikerin will den Handwerkern im Kreis Esslingen zuhören
Was wäre Ihr erstes Ziel im Landkreis für einen Besuch als Bundestagsmitglied?
Ich würde das Handwerk in den Fokus setzen und an eine Berufsschule gehen. Auch zum Zuhören. Den Menschen im Handwerk hat man in der vergangenen Legislaturperiode viel zu wenig zugehört, wo bei ihnen der Schuh drückt und wo sie Lösungen sehen. Das gilt erst recht für die jungen Menschen an den Berufsschulen. Ihnen müssen wir den Rücken stärken.
In welchen Bundestagsausschüssen sehen Sie sich?
Nahe liegt der Wirtschaftsausschuss. Da kann ich am meisten erreichen für das Zukunftsversprechen und die Perspektiven von Leistungsträgern. Der Finanzausschuss passt wegen meines beruflichen Hintergrunds auch zu mir. Und noch ein „exotischer“: der Sportausschuss. Ich bin in einem Sportverein aktiv, bei der Turnerschaft Esslingen. Der Sport liegt mir sehr am Herzen. Mir gefällt es, wie die Menschen in diesem Bereich zusammenhalten und sich gemeinsam Ziele setzen.
Laura Hahn: „Wir schaden unserem Standort“
Kann die lokale Wirtschaft vom Klimaschutz profitieren, und was würden Sie als Bundestagsmitglied dazu beitragen?
Ja, das kann sie – aber nur, wenn wir hier Innovator werden. Die Überregulierung im Klimaschutz erstickt momentan neue Geschäftsmodelle. Wir sind derzeit gut darin, Dinge zu verbieten, aber nicht darin, den schwäbischen Tüftlergeist zu fördern. Damit schaden wir unserem Standort. Ich traue uns schon zu, im Klimaschutz Innovationen zu schaffen und federführend zu werden. Die Rahmenbedingungen dafür sind aber gerade nicht da. Ich sehe es deshalb als meine Aufgabe, den Unternehmen den Rücken wieder freizumachen. Das bedeutet: finanzielle Förderung und Bürokratieabbau. Ich will mich daran beteiligen, Hürden einzureißen. Von Technologieoffenheit können sowohl der Klimaschutz als auch die Wirtschaft im Landkreis profitieren.
Soziale Hilfsleistungen wie beispielsweise das Bürgergeld stehen derzeit sehr in der Diskussion – plädieren Sie für eine Kürzung oder den Ausbau dieser Leistungen?
Ich spreche mich klar für Kürzungen aus. Allerdings will ich den Fokus weg vom Bürgergeld lenken. Es geht mir darum, ein ordentliches Lohnabstandsgebot einzuhalten. Wir haben ein völlig fehlgeleitetes System bei der Einkommenssteuer. Der Mittelstand wird geschröpft, kleine Einkommen werden stark belastet. Das muss sich ändern. Bürgergeld wird in dem Moment irrelevant, in dem es sich für mich deutlich lohnt, arbeiten zu gehen. Und das sehe ich netto auf dem Konto. Trotzdem müssen wir es kürzen. Das sind Ausgaben, die können wir uns nicht leisten.
Politiker im Interview
Zur Person
Nach der Schule absolvierte Laura Hahn eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Später studierte sie Wirtschaftsrecht an der Hochschule Nürtingen-Geislingen. Heute arbeitet sie als Unternehmensjuristin bei Stihl in Waiblingen. Seit sechs Jahren lebt die aus Weinstadt stammende Hahn in Esslingen. Hier ist sie Beisitzerin im Ortsvorstand der FDP.
Bundestagswahl
Unsere Zeitung stellt die Direktkandidatinnen und -kandidaten der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien vor, die am 23. Februar für die Wahlkreise Esslingen und Nürtingen antreten. Alle erhalten die gleichen Fragen.