Vorne: Roxana-Alina Ioneac vom TV Nellingen Foto: Rudel

Von Peter Wörz

Ostfildern – Pascal Morgant hat seinen Spielerinnen in der vergangenen Woche einiges abverlangt. „Wir haben alles umgeworfen“, gibt der Trainer der Nellinger Bundesliga-Handballerinnen Einblick in besonders intensive und anspruchsvolle taktische Trainingseinheiten vor dem Derby gegen Frisch Auf Göppingen. Es hat sich gelohnt. Mit 28:26 (17:11) feierte der TVN den ersten Sieg im dritten Spiel der noch frischen Saison. Ein Grundstein bildete die taktische Disziplin, mit welcher der TVN die offensive 3:2:1-Deckung der Göppingerinnen durcheinanderwirbelte – zumindest in der ersten Hälfte. „Ein Riesenlob an die Mannschaft“, sagte Morgant.

„Das ist unser bestes Halbzeitergebnis in der ersten Liga“, verkündete der Geschäftsführer Bernd Aichele den rund 500 Zuschauern über das Hallenmikrofon, als der TVN einen Sechs-Tore-Vorsprung mit in die Pause nahm. „Nellingen war besser, schneller, konzentrierter“, sagte der Göppinger Trainer Aleksandar Knezevic, dessen Team nicht nur mit Nellingens Taktik, sondern auch der eigenen Nervosität zu kämpfen hatte. Über 6:4 (11. Minute), 12:8 (21.) und 15:10 (28.) nahm der TVN einen 17:11-Führung mit in die Kabine „Wir haben im Angriff einige Bälle hergegeben und zu viele Fehler gemacht“, sagte die Göppingerin Karin Weigelt, die mit ihrem Team und einer lautstarken Fankolonie als Favorit in der Sporthalle 1 angetreten war. „Wir hatten uns eigentlich etwas anderes vorgenommen“, sagte Schweizerin.

Was, das deutete Frisch Auf in der zweiten Hälfte an: Engagierter und in der Abwehr aggressiver verkürzten die Göppingerinnen den Rückstand – auch weil der TVN nicht mehr die Lücken in die Gästeabwehr riss, wie noch vor der Pause und die eingewechselte Edit Lengyel im Göppinger Tor stark hielt. „Wir wussten was kommt, aber wir haben es nicht geschafft, uns dagegen zu wehren“, sagte Morgant. Erst an dem 19:18 (46.), als das Spiel zu kippen drohte, gelang es den Nellingerinnen, die Passivität abzuschütteln und wieder die notwendige Leidenschaft an den Tag zu legen. „Wir wussten, dass es nur so geht. Wir wollten alles reinwerfen“, sagte Louisa Wolf.

Wolf ist der Stabilisator

Die 23-Jährige, die in der zweiten Hälfte längere Pausen erhielt (Morgant: „Wir brauchen sie in der Crunchtime“) war ein Faktor, dass die Zitterpartie für die Nellingerinnen doch noch ein gutes Ende nahm. Wolf war Stabilisator in der Abwehr, nahm der Linkshänderin Michaela Hrbkova, Göppingens Torjägerin Nummer eins, die Durchschlagskraft, brachte wieder die verloren gegangene Struktur in die Angriffsaktionen und war nicht zuletzt eine sichere Siebenmeterschützin. Ihre beiden wichtigsten Strafwürfe verwandelte sie zum 24:21 (55.) und 27:23 (58.).

Eine tragende Rolle in dieser entscheidenden Phase des Spiels kam auch Torhüterin Anne Bocka zu. Sie verhinderte mit ihren Paraden mehrfach den Ausgleichstreffer der Göppingerinnen und brachte ihr Team mit ihrem zweiten gehaltenen Siebenmeter gegen die Niederländerin Maxime Struijs beim Stand von 24:21 endgültig in die Erfolgsspur zurück.

„Wir haben in der schwierigen Phase nicht den Kopf verloren und konnte nochmal zulegen“, analysierte Morgant den erfolgreichen Endspurt, der die Nellingerinnen mit einem positiven Gefühl und auf Tabellenplatz zehn in die zweiwöchige – und sehr willkommene – EM-Pause gehen lässt. Weiter geht es für den TVN erst wieder Anfang Oktober mit dem DHB-Pokalspiel beim Drittligisten SG Ottersheim/Bellheim/Zeiskam.