Die Dokumentation nach einem medizinischen Eingriff kostet Ärzte und Pfleger viel Zeit. (Symbolbild) Foto: IMAGO/Bihlmayerfotografie/IMAGO/Michael Bihlmayer

Drei Stunden verbringen Ärzte und Pflegekräfte durchschnittlich am Tag mit Schreibarbeit. Die zu hohe Bürokratie gefährdet gute Patientenversorgung, warnen Ärzte schon lang. Nun gibt es Vorschläge für Bürokratie-Abbau.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat eine Reihe an Vorschlägen zum Abbau von Bürokratie in Krankenhäusern vorgelegt. Reduzierte sich die Zeit, die Ärztinnen und Ärzte als auch Pflegekräfte täglich mit Dokumentationsarbeiten verbringen, nur um eine Stunde, würde dies rein rechnerisch 21.600 Vollkräfte im ärztlichen Dienst freisetzen. Dies ergab eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage zur Bürokratiebelastung in deutschen Allgemeinkrankenhäusern und Psychiatrien des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der Krankenhausgesellschaft (DKG). Im Pflegedienst seien es etwa 47.000 freigesetzte Vollkräfte.

Dass Fachkräfte durchschnittlich drei Stunden am Tag mit Dokumentation verbrächten sei erschütternd, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. In dieser Zeit könnten sie keine Patienten versorgen. „Das Problem von medizinisch und pflegerisch viel zu oft nicht notwendiger Schreibarbeit ist völlig außer Kontrolle geraten.“ Die Gesetzentwürfe von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) führten zu noch mehr Bürokratie. Nahezu 100 Prozent der Beschäftigten der Allgemeinkrankenhäuser kritisieren den Dokumentationsaufwand sehr oft (77 Prozent) oder oft (22 Prozent).

Prüfungen und Anträge sind zu kompliziert

Nachweispflichten müssten grundlegend reduziert werden, um das Personal zu entlasten, forderte die DKG. Die Gesetzgebung müsse sich außerdem einer realistischen Einschätzung unterziehen, wie viel Bürokratie ein Vorhaben zur Folge hätte. Auch bräuchten Krankenhäuser ausreichende Umsetzfristen. „Nicht zuletzt müssen wir die Digitalisierung vorantreiben, denn sie kann ein zentraler Punkt sein, um Bürokratielasten zu vermindern“, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG, Henriette Neumeyer. Dazu brauche es ein Bürokratieentlastungsgesetz fürs Gesundheitswesen.

Zu den Vorschlägen zählt etwa die Entschlackung von Richtlinien, die Krankenhäuser bei Strukturprüfungen zu befolgen haben. Bei diesen prüft der Medizinische Dienst, ob Krankenhäuser die Merkmale für bestimmte medizinische Leistungen erfüllen. Weiterhin müsse die Beantragung von neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden wesentlich effizienter gestaltet werden.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen ihrer Mitglieder in der Bundes- und EU-Politik, zu denen fast 2.000 Krankenhäuser mit 1,4 Millionen Mitarbeitenden gehören.