Siegfried Bauer ist Dirigent und Musiker mit Leib und Seele. Ihm wird am Freitag für seine Verdienste die Bürgermedaille der Stadt Ludwigsburg verliehen.
Wer behauptet, Siegfried Bauer sei die Musik schon in die Wiege gelegt worden, der untertreibt. Seine Mutter singt ihm schon während der Schwangerschaft im Weltkriegsjahr 1944 in Unterweissach bei Backnang die ersten Lieder vor. Immer und immer wieder habe sie das getan, erzählt Bauer, dem am Freitag vom Ludwigsburger Oberbürgermeister Matthias Knecht bei der Stadtgründungsfeier die Bürgermedaille verliehen wird. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Stadt einen Mann der Melodien, der seit 1971 in Ludwigsburg lebt, und der seither unzählige Chöre und Orchester leitet beziehungsweise geleitet hat.
„Privatunterricht“ am Johannes-Kepler-Gymnasium
Im Rückblick muss man wohl sagen: War doch klar, dass aus diesem Kind ein Erwachsener wird, der für die Musik lebt – und auch von der Musik. Bereits in der Volksschule in Cannstatt ist Musik das Lieblingsfach des kleinen Siegfrieds. Am Johannes-Kepler-Gymnasium in Stuttgart wählt er als einziger seiner Klasse Musik als Hauptfach – und wird von einem Lehrer ganz allein unterrichtet. Privatunterricht sozusagen. Bald spielt das ungleiche Schüler-Lehrer-Duo vierhändig Stücke von Beethoven. Für den Abiturienten Siegfried Bauer steht fest: Er wird Musik studierten. Die Hochschulreife macht er 1964, in dem Jahr, in dem die Beatles weltweit durchstarten. „Mitbekommen“ habe er den Rummel um diese Rockband aus Liverpool freilich, sagt Bauer und grinst. Sein Faible ist und bleibt stets die Klassik. Während seiner Zeit bei der Bundeswehr in Regen in Bayern leitete der junge Mann – wie könnte es auch anders sein – einen Soldatenchor.
Auf Wunsch seiner Eltern wählt Bauer dann aber zunächst einen Beruf mit klarer Perspektive: „Äbbes Rechts.“ Bauer studiert an der Pädagogische Hochschule (PH) in Ludwigsburg und ist nach seinem Abschluss Grundschullehrer. Ein PH-Dozent schlägt ihm vor: „Werden Sie mein Nachfolger.“ Also das nächste Studium: Musikwissenschaften in Stuttgart und in Tübingen. Nun könnte er an der PH in Ludwigsburg arbeiten. Bauer kehrt zwar zurück in die Barockstadt – wird aber Dozent und später auch Konrektor der kirchlichen Ausbildungsstätte für Diakone und Religionspädagogen der Karlshöhe.
Es ist schier unmöglich alle Stationen des Musikerlebens dieses Mannes aufzulisten. An dieser Stelle nur ein paar Beispiele: Von 1971 bis 1979 ist Siegfried Bauer Dirigent des Gemischen Chors des Männergesangsvereins Ludwigsburg. Er gründet und leitet die Kantorei der Karlshöhe. Dirigiert sagenhafte 40 Jahre lang bis 2016 das Sinfonieorchester Ludwigsburg. Der Mann der Musik gründet und dirigiert das Jugendsinfonieorchester Ludwigsburg sowie das Kammerorchester in der Ludwigsburger Partnerstadt Jevatorija auf der Krim und das Kammerorchester Concerto Ludwigsburg. Von 1989 bis zum Beginn seines (Un-)Ruhestands im Jahr 2009 ist er Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Landeskirche. Seit 2010 ist Bauer Vorsitzender des Fördervereins an der Stadtkirche Ludwigsburg und seit 2018 zudem Schirmherr des integrativen Harfenorchesters HarVeeh-Ensemble. Bauer ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und und und . . .
Das Segeln gehört fest zu den Sommerferien
Hat der Vater von zwei Söhnen, die längst selbst Kinder haben, überhaupt jemals Zeit gehabt für etwas anders als die Musik? Im Alltag als Familienvater sei er in der Tat ständig unterwegs gewesen, „fast jeden Abend eine Chorprobe“. In den Sommerferien allerdings ist die Familie immer mit dem eigenen Segelschiff unterwegs gewesen, mal hier, mal dort – beispielsweise auf der Nordsee in Holland oder an der Adria. Noch heute besitzt die Familie Bauer das Boot, nach wie vor wird damit gesegelt, mittlerweile meist auf dem Bodensee.
Besonders wichtig sei ihm zudem seine ehrenamtliche Tätigkeit für die Stiftung Singen mit Kindern, erzählt der 79-jährige Ludwigsburger. Singen und Musizieren „macht glücklich“, so das Credo von Siegfried Bauer. Dass Kinder im Mutterleib mitbekommen, wenn ihnen Lieder vorgesungen werden, das sei erwiesen. Einer seiner beiden Söhne und die Schwiegertochter hätten dem Enkel während der Schwangerschaft täglich zwei Kinderlieder vorgesungen. Und als das Baby dann auf der Welt war, so der Professor a. D. weiter, habe das Kind auf diese beiden Lieder ganz besonders freundlich reagiert und gegrinst. Womit einmal mehr bewiesen wäre: Musik macht wirklich glücklich!