Die Bauarbeiter müssen im nun offiziell getauften „Sportpark Weil“ noch ein paar Runden drehen. Foto: Ines Rudel

Der Vorschlag kam von einer EZ-Leserin, endgültig entschieden hat der Gemeinderat: Das Gelände an der B 10 heißt nun „Sportpark Weil“. Die Bauarbeiten stehen kurz vor dem Abschluss.

Esslingen - Der Gemeinderat tagte bereits seit mehr als drei Stunden, da konnte Oberbürgermeister Jürgen Zieger verkünden: „Jetzt heißt das Ding ‚Sportpark Weil’“. Die Bauarbeiten am Gelände an der B 10 sind fast abgeschlossen, der Namensfindungsprozess ist es bereits – auch wenn er in die Verlängerung gegangen war: Aus 138 Vorschlägen, die Leserinnen und Leser der Eßlinger Zeitung eingereicht hatten, hatte eine Jury zwei ausgewählt und diese zunächst dem Sportausschuss des Gemeinderates vorgelegt. In diesem hatte es in der Abstimmung zwischen „Sportpark Weil“ und „Neckar-Sportpark Esslingen“ ein Ergebnis wie in einem torreichen Fußballspiel gegeben – 5:5-Unentschieden. Also musste am Montagabend die Vollversammlung die endgültige Entscheidung herbeiführen – das Votum glich dem Resultat eines knappen Wasserballspiels: 18:17 für „Sportpark Weil“. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich damit nicht umgewöhnen, denn das war auch der Arbeitstitel und seit einiger Zeit im Sprachgebrauch verankert.

Dorothea Schaller freute sich. „Mir war es wichtig, dass der Ort, an dem das Gelände ist, in dem Namen vorkommt“, erklärte die EZ-Leserin aus Neuhausen. Unter anderem sie hatte den Namen eingereicht. Als Künstlerin hatte sie sich gleich Gedanken gemacht, wie ein Logo für den „Sportpark Weil“ aussehen könnte – und ein Foto mitgeschickt. Darin enthalten: Die Farben der Stadt Esslingen.

Zufriedenheit, aber auch Kritik

Nachdem es in der Jury aus Stadtverwaltung, den Betreibervereinen SV 1845 und FC Esslingen, Sportverband Esslingen sowie Eßlinger Zeitung und auch im Sportausschuss vor drei Wochen ausführliche Diskussionen gegeben hatte, bat Zieger vor der abschließenden Abstimmung im Gemeinderat darum, auf eine Aussprache zu verzichten. „Jeder weiß, was er will“, argumentierte er. Alexander Kögel von den Freien Wählern meldete sich dennoch zu Wort und tat seinen generellen Unmut kund. „Ich finde beide Namen nicht optimal“, sagte er. „Wenn eine Jury keinen guten Namen hervorbringt, muss man das auch wahrhaben können und den Prozess abbrechen.“ Ähnlich hatte sich Kögel zuvor im Sportausschuss geäußert, was Sportbürgermeister Yalcin Bayraktar mit dem Argument gekontert hatte, jeder hätte sich an dem Findungsprozess mit einem eigenen Vorschlag beteiligen können.

Der Prozess wurde nicht abgebrochen und der Name steht nun fest. Und die meisten Beteiligten waren mit dem Ergebnis zufrieden. „Es war bisher der Arbeitstitel, der sich eingebürgert hat. Mit dem Namen verbindet man einfach den Sportpark in Weil“, sagte Bayraktar. Dieser Meinung ist auch Margot Kemmler, die Vorsitzende der SV 1845. „Sportpark Weil“ war schon lange ihr klarer Favorit, daraus machte sie keinen Hehl. „Da spricht die Pragmatikerin in mir. Es wird immer der ‚Sportpark Weil’ bleiben – dann soll er auch so heißen“, erklärte sie. Auch Kemmler ist von dem Begriff „Park“ im Namen überzeugt: „Das drückt die Offenheit für Sportler und Bürger aus.“

Der traditionsreiche Mehrspartenverein SV 1845 wird das Gelände gemeinsam mit dem jungen Fußballclub FC Esslingen betreiben. Dessen Vorstandsmitglied Martin Hägele hätte auch mit „Neckar-Sportpark Esslingen“ gut leben können, erklärte jedoch: „Der Name ‚Sportpark Weil’ hat Charme und einen unmittelbaren Ortsbezug.“ Ulrich Fehrlen war in den Gremien wohl am nächsten am Entscheidungsprozess beteiligt. Als Vorsitzender des Sportverbandes gehörte der Chef der Turnerschaft Esslingen der Jury an, für die FDP sitzt er sowohl im Gemeinderat als auch im Sportausschuss. „Der Name ist ein eingeführter Begriff, der eindeutig die Örtlichkeit bezeichnet“, sagte er zufrieden.

Ein „Jahrhundertprojekt“

Das war auch Marius Osswald. Der Leiter des Sportamtes der Stadt war von Beginn an begeistert von der Idee, den Namen im Rahmen einer Bürgerbeteiligung zu finden. Bei seiner Einführung bezeichnetet Osswald den 15 Millionen Euro teuren Umbau als „Jahrhundertprojekt“ und freute sich über die vielen Vorschläge der EZ-Leserinnen und -Leser: „Die Bürgerinnen und Bürger interessieren sich für den Sportpark und wollen ihn zu ihrem machen.“ Neben der Halle und den Fußballplätzen gehören unter anderem zwei Freilufthallen, Tennisplätze und ein Bouleplatz zu dem Gelände. „Dort wünsche ich mir nun ein lebenslanges Spielrecht“, sagte Dorothea Schaller scherzhaft, als sie erfahren hatte, dass sich ihr Vorschlag durchgesetzt hatte. Das hat sie ohnehin, wie alle Bürger. Denn der „Sportpark Weil“ wird nach seiner Eröffnung – und der Coronapandemie – offen für alle sein.

Kommentar: Ein Sport-Park

Eines war schon klar, bevor der Esslinger Gemeinderat schließlich die endgültige Entscheidung über den Namen getroffen hatte: Sobald die Bauarbeiten an dem Gelände abgeschlossen sein werden und die Pandemielage die Öffnung erlaubt, wird die Anlage an der B 10 den Sport in Esslingen bereichern. Aber nicht nur den Sport, schon gar nicht nur den Leistungssport. Die Anlage soll Heimat für ambitionierte Fußballer, Volleyballerinnen oder Rollstuhlfechter sein, aber genauso für Gesundheits- und Freizeitsportler sowie Erholungssuchende. Die Betreibervereine SV 1845 Esslingen und FC Esslingen schreiben die Worte Integration und Inklusion groß und leben diese auch. Dazu soll das Gelände offen sein für alle Bürger, keine Sportarena, zu der nur Mitglieder eines Vereins Zutritt haben.

Der Umbau ist ein großer Schritt, die Sportlandschaft in Esslingen besser aufzustellen. Stadt und Zuschussgeber haben viel Geld investiert, die Clubs haben sich eingebracht. Einen Namen für die Anlage durch eine Bürgerbeteiligung zu finden, ist eine perfekte Einbindung der Menschen, die sie später beleben werden. Die Eßlinger Zeitung hat daran sehr gerne mitgewirkt. Auch die rege Beteiligung zeigt, dass die Entscheidung richtig war.

Es gab viele spannende und kreative Vorschläge. Es wurden Namen mit Bezug auf die Lage, auf die Geschichte und auf frühere Sportfunktionäre genannt, die einen Charme als Bezeichnung des Geländes gehabt hätten. Der Name „Sportpark Weil“, der nun herausgekommen ist, mag nicht sehr innovativ sein. Im Volksmund wurde das Gelände schon lange so bezeichnet. Daher hätte man auf den langen Findungsprozess auch verzichten können, könnte man sagen. Das Gegenteil ist stimmig: Der neue, eingebürgerte Name hat nun eine Legitimation durch Bevölkerung und Politik.

„Sportpark Weil“ erfüllt nach Meinung der EZ-Leserinnen und -Leser, die den Namen vorgeschlagen haben, sowie der Jury und des Gemeinderates das, worum es geht: Er trifft den Kern einer Anlage, die eine Heimat für ambitionierte Athleten, aber auch für Freizeitsportler und alle Bürger sein soll. Ein Sport-Park eben.