Tobias Hardt Foto: Roberto Bulgrin

In Esslingen-Zell freut man sich darüber, dass der Backhausplatz bald seinen eigenen Ochsen erhält. Der Nahverkehrsplan und falsch entsorgter Müll sorgen jedoch für Sorgenfalten, wie Tobias Hardt vom Bürgerausschuss des Ortsteils verrät.

Zwei Sorgenkinder sind es, die den Bürgerausschuss vor allem auf Trab halten. Zum Einen ärgert man sich, dass es beim Nahverkehrsplan des Landkreises zur Zeit scheinbar gar nicht voran geht, zum anderen setzt man sich für müllfreie Straßen ein. Doch Zell hat mehr zu bieten, sagt Tobias Hardt vom Bürgerausschuss.

Herr Hardt, auf welches Thema freuen Sie sich in den kommenden Monaten am meisten?

Auf dem Backhausplatz wird bald endlich der Ochse Peter aufgestellt. Die Skulptur wurde bereits in Zell gesichtet, ist im Moment aber noch in einem Lager untergebracht. Der lebensgroße Ochse ist eine Leihgabe der Köngener Künstlergruppe Haklebunt und soll dazu beitragen, den Platz zu beleben. Hoffentlich klappt die Einweihung sogar noch in diesem Jahr!

Und welche dicken Bretten möchte der Bürgerausschuss bohren?

Besonders am Herzen liegen uns hier der ÖPNV und der Müll. Beim Nahverkehr ist es so, dass die Ortsmitte Zell mit der S-Bahn und auch mit Bussen recht gut zu erreichen ist. Für die Außenbezirke, insbesondere Hangelstein und den Egert hoffen und drängen wir aber auf eine baldige Umsetzung des Nahverkehrsplans. Dieser sieht die neue Buslinie 117 vor, ein Kleinbus würde diese Gebiete dann sogar halbstündlich anfahren. Die Umsetzung steht allerdings noch aus, weil der Landkreis sich offenbar Zeit lässt. Der Verkehrsbetrieb hatte bereits 2020 eine Befragung durchgeführt, seitdem warten wir hier auf die Umsetzung und auch im Gewerbegebiet Neckarwiesen könnte die Busanbindung noch besser sein.

Beim Müll gab es seit einem Wechsel des Dienstleisters Probleme bei der Abfuhr, ist davon also auch Zell betroffen?

Nein. Damit haben wir tatsächlich keine Probleme. Beim Müll ist für uns eher das Problem, dass er häufig gar nicht erst in der Tonne ankommt, oder im Korb sondern stattdessen auf der Straße oder in der Natur landet. Auch der Bahnhof ist natürlich ein großes Thema, aber wahrscheinlich nicht nur in Zell. Bahnhöfe sind ja häufig Brennpunkte, was das angeht. Besonders südlich vom Bahnhof finden sich in den Straßen jedoch häufig Flaschen und Müll. Das wollen wir verbessern und die Lage hat sich schon etwas gebessert, seit ein zusätzlicher Müllkorb aufgestellt wurde. Wir sind davon überzeugt, dass auch Hundebesitzer im Wald oder auf Wiesen ihre Kotbeutel eher dann richtig entsorgen, wenn Mülleimer nicht zu weit entfernt sind. Mit weniger Mülleimern wird man die Leute jedenfalls nicht umerziehen können.

Betrifft die Energiekrise auch Ihre Arbeit im Bürgerausschuss?

Die Bürgerinnen und Bürger betrifft die Energiekrise natürlich genauso wie jeden anderen. Wir als Bürgerausschuss sind dafür jedoch der falsche Ansprechpartner, weshalb es unsere Arbeit kaum beeinflusst. Da wenden sich die Leute eher an andere Stellen.

Welche Klimaschutz-Projekte gibt es aktuell im Stadtteil Zell und wie stehen Sie dazu?

Mir fallen dazu auf Anhieb zwei ein. Das Bürgerbegehren Fuß-und Radentscheid Esslingen haben wir tatkräftig unterstützt, etwa indem wir im vergangenen November Unterschriften dafür gesammelt haben. Das Begehren möchte Verbindlichkeiten für neue Fuß- und Radwege schaffen und dabei den vorhandenen Verkehrsraum neu verteilen, am liebsten neu fair-teilen. Als Beispiel wäre etwa eine Veränderung der Ampelschaltung auf der Dieter-Roser-Brücke denkbar, sodass sich Radfahrer nicht ständig hinter den Autofahrern anstellen müssen. Es soll darum gehen, die schwächeren Verkehrsteilnehmer zu stärken und ausreichend Platz dafür zu schaffen, dass auch Fußgänger und Radfahrer sich nicht in die Quere kommen müssen.

Bürgerausschuss Zell

Die Arbeit im Ausschuss
Der Bürgerausschuss Zell möchte die Interessen der Zeller und Zellerinnen vertreten, auch gegenüber der Stadtverwaltung. Laut Tobias Hardt funktioniert die Zusammenarbeit untereinander, aber auch mit benachbarten Ausschüssen, etwa in Sirnau sehr gut. „Es ist wichtig für unsere Arbeit, dass wir uns zusammentun und so vielleicht noch mehr Öffentlichkeit erreichen können“, so Hardt. Offiziell werden bis zu 15 Personen in den Ausschuss gewählt, aktiv sind laut Hardt aktuell aber deutlich weniger.

Ortsteil Zell
Zell am Neckar wurde bereits vor knapp 1000 Jahren das erste Mal urkundlich erwähnt, damals noch als eigenständige Gemeinde. Erst mit der umfassenden Gebietsreform 1974 wurde der Ort nach Esslingen eingemeindet. Nachdem der Ortschaftsrat 2009 abgeschafft wurde, übernahm der Bürgerausschuss die Aufgabe, für die Bürgerschaft zu sprechen.